Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
zitterte, ihr war übel vor Angst und Panik. Sie fuhr sich mit den Händen über die Wangen, um die Tränen zu trocknen. Sie konnte nicht hier sitzen bleiben. Sie musste vergessen, was passiert war. Sie musste es vergessen und sich immer wieder sagen, dass sie nicht ihre Mutter war.
    Rose drehte den Zündschlüssel. Erst beim dritten Versuch startete der Motor des Minis, und sie steuerte ihn langsam und vorsichtig wieder auf die Straße. Sie musste nach vorn schauen, nicht zurück. Der Blick in den Rückspiegel erinnerte sie an das, was hinter ihr lag, und aus Angst, das Schreckgespenst ihrer Herkunft könnte ihr spöttisch daraus ins Gesicht starren, wagte Rose kaum hineinzusehen.
    Janey sah noch einmal auf ihre Uhr. Sie saß schon über eine halbe Stunde im Pub und wartete auf Charlie. Sie sah sich noch einmal in dem überfüllten Raum um, doch keine Spur von ihm.
    Es war dumm, sich im Stich gelassen zu fühlen und enttäuscht zu sein, weil Charlie nicht hier war, damit sie ihm ihre Probleme anvertrauen konnte. Sie stellte ihm ihre Schulter zur Verfügung, damit er sich anlehnen konnte, nicht umgekehrt. Doch im Augenblick hatte sie das Gefühl, dass es sehr tröstlich wäre, wenn sich jemand um sie kümmern würde. Kurz stieg Sehnsucht nach Denham in ihr auf, wo sie sich an ihren Vater mit seiner ruhigen Zuverlässigkeit und ihre Stiefmutter mit ihrer liebevollen Fürsorglichkeit wenden könnte.
    Janey holte sich eine Zigarette heraus und zündete sie an, und das Nikotin half ihr, sich zu beruhigen. Es war schrecklich dumm, sich so aufzuregen wegen eines Missverständnisses, das Cindy, sobald sie wieder da war, sicher schnell geklärt hatte.
    Der Gedanke an ihre Freundin und Partnerin half ihr, sich zu entspannen. Cindy hatte ihr gesagt, sie solle die finanzielle Seite des Ladens ganz ihr überlassen, ermahnte Janey sich. Cindy würde alles in Ordnung bringen. Es war dumm, so in Panik zu geraten. Cindy würde über sie lachen, wenn sie ihr erzählte, wie besorgt sie gewesen war, und sie zweifellos daran erinnern, dass sie einfach kein Händchen für Geld hatte.
    Endlich war sie zu Hause. In Sicherheit. Mit leicht zitternden Händen schenkte Rose sich eine Tasse Tee ein, setzte sich an den Küchentisch und hielt sie zwischen den Händen.
    Es war schön gewesen, nach Hause zu kommen und festzustellen, dass sie das Haus ausnahmsweise einmal für sich hatte. Als Erstes hatte sie sich ein Bad eingelassen und ihre Haut sauber geschrubbt und dabei sorgfältig darauf geachtet, auch ja alle Farbe zu entfernen.
    Sie hatte genug Geschichten über Leute gehört, die auf einem Trip gewesen waren, um zu wissen, dass das, was sie erlebt hatte, so ungewöhnlich nicht war, doch das änderte nichts daran, dass sie sich schrecklich fühlte. Sie wollte die ganze Episode so schnell wie möglich vergessen.
    Die Haustür ging auf, und Janey rief ihren Namen.
    »Ich bin hier«, antwortete sie. Sie musste einfach so tun, als wäre nichts passiert. Sie musste sich nur immer wieder sagen, dass nichts passiert war …

41
    Obwohl Rose danach war, sich, sobald sie an den Samstagabend dachte, zu einer kleinen Kugel zusammenzurollen, hatte sie sich bis zum Montagmorgen davon überzeugt, dass es keinen Sinn hatte, sich deswegen völlig fertigzumachen. Wenn sie es niemandem erzählte – und das würde sie gewiss nicht tun –, war es sehr unwahrscheinlich, dass jemals jemand davon erfuhr.
    Sie ging davon aus, dass die Episode für Pete nichts Besonderes gewesen war und er niemandem davon erzählen würde, selbst wenn er sich an den Abend – oder an sie – erinnern konnte. Durch sein Leben war zweifellos eine Prozession williger Bettgenossinnen marschiert, unter denen sie wohl kaum eine vage Erinnerung wert war.
    So gerüstet gegen ihr schuldbeladenes Gewissen konnte sie David Mlinaric sehr entschieden und entschlossen berichten, sie sei dankbar, aber das Projekt erfordere einen Architekten und nicht sie.
    Als das erledigt war, setzte sie sich, um an den Entwürfen für die Ausstattung des Wohnzimmers eines frisch verheirateten Paars zu arbeiten, das eine Wohnung ein Stück den Cheyne Walk hinunter bezogen hatte.
    Sie saß noch keine halbe Stunde an der Arbeit, als die Blumen gebracht wurden: ein riesiger, sehr geschmackvoller Strauß aus weißen Blüten und Grün von Pulbrook & Gould, der ebenso göttlich duftete, wie er aussah, und der sicher ein kleines Vermögen gekostet hatte. Auf der beigefügten Karte stand: »Hi, klasse Frau – du

Weitere Kostenlose Bücher