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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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ich wohl ablegen muss«, sagte er schlicht, ging hinaus und schloss hinter sich die Tür.
    Cindy war am Telefonieren, als Janey am Montagmorgen in den Laden kam. Sie hatte auf dem Weg zur Arbeit bei Charlie reingeschaut, um ihm für das Vorsprechen am Nachmittag viel Glück zu wünschen, deswegen war sie ein bisschen zu spät dran. Einige andere junge Schauspieler und Mannequins aus seinem Bekanntenkreis waren da gewesen, und am Ende hatte Janey versprochen, am Samstagnachmittag mit ihnen zu einer Anti-Vietnamkrieg-Demonstration vor der amerikanischen Botschaft zu gehen.
    »Ich bin froh, dass du wieder da bist. Am Samstag ist was Schreckliches passiert«, sagte sie zu Cindy, sobald ihre Partnerin ihr Telefongespräch beendet hatte. Weil montags und dienstags im Laden meist nicht viel los war, waren an diesen Tagen keine Verkäuferinnen da. Cindy und sie waren allein.
    »Was denn? Hast du wieder die Portokasse verschusselt?«, fragte Cindy lachend.
    Janey fand ihre Partnerin schrecklich tüchtig, und sie war stolz auf ihren Geschäftssinn, doch obwohl sie so gute Freundinnen waren, hatte Janey manchmal, wenn sie besonders dünnhäutig war, das Gefühl, Cindy verhielte sich ihr gegenüber ein wenig verletzend und herablassend, als wäre Janey ein Kind, das Cindy mit amüsierter Geringschätzung tolerierte, aber nicht respektierte. Mochte ja sein, dass sie in praktischen Dingen nicht besonders gut war, aber sie war eine gute Modedesignerin. Ihre Talente lagen zwar in verschiedenen Bereichen, doch sie standen einander in nichts nach.
    »Nein, mit der Portokasse ist alles in Ordnung, aber es scheint, als fehlte irgendwo Geld«, sagte sie und erzählte ihr, was am Samstag passiert war. »Ich bin davon ausgegangen, das Konto wäre gut gefüllt«, schloss sie besorgt. »Wir haben doch in der letzten Zeit recht anständig was verkauft.«
    Die kurze Pause, bevor Cindy antwortete, trug noch zu Janeys Besorgnis bei, genau wie der leicht aufgebrachte Blick, mit dem ihre Partnerin sie bedachte, bevor sie ruhig sagte: »Also, ja, das haben wir, aber es geht auch viel raus, weißt du, Löhne und so weiter, und die Ausgaben für die Ware der neuen Saison. Die Miete ist gestiegen – das habe ich dir nicht erzählt, weil du zu dem Zeitpunkt in einer schöpferischen Krise gesteckt und mir gar nicht richtig zugehört hast. All das zusammen kann sich zu mehr summieren, als man denkt. Ich kann dir die Zahlen zeigen und noch einmal mit dir durchgehen, wenn du willst?« Cindy lächelte freundlich, und Janey kam sich irgendwie ziemlich dumm vor.
    »Nein, das ist nicht nötig.« Sie sah, dass Cindy diese Reaktion erwartet hatte. »Ich mag es nur nicht, wenn wir unsere Lieferanten nicht pünktlich bezahlen und unsere Schecks zurückkommen.«
    Cindy lachte. »Red keinen Unsinn. Das ist heutzutage gang und gäbe.«
    »Aber wenn wir nicht pünktlich zahlen, sind wir am Ende nicht mehr kreditwürdig, und dann beliefert uns niemand mehr.«
    »Blödsinn. Du bekommst immer Stoffe von deiner Mutter.«
    Aus irgendeinem Grund empfand Janey Cindys Bemerkung als kränkend. Ja, sicher, Janey kaufte Seidenstoffe von Denby Mill, doch sie legte großen Wert darauf, den regulären Marktpreis dafür zu bezahlen und ihre Stiefmutter nicht um einen Gefallen zu bitten oder einen solchen anzunehmen.
    »Ich hatte am Freitag nicht mehr die Gelegenheit, es dir zu erzählen«, sagte Cindy jetzt, »aber es sieht so aus, als wäre es mir gelungen, einen Termin mit einer Einkäuferin von Saks zu arrangieren. Sie kommt im September rüber und würde sich gern die neue Kollektion ansehen.«
    »Aber das ist noch vor der Modenschau der neuen Saison«, protestierte Janey.
    »Das macht doch nichts, oder? Ich dachte, wir wären uns einig, aus dem Laden einen Erfolg zu machen?« Cindy hatte Mühe, geduldig zu bleiben, das sah Janey.
    »Ja, natürlich«, pflichtete sie ihr gehorsam bei.
    »Ich meine, ich habe einen Haufen Arbeit hier reingesteckt, seit wir Partnerinnen sind, und möchte nicht mit ansehen, wie uns eine phantastische Gelegenheit, für die ich hart gearbeitet habe, durch die Lappen geht, nur weil du irgendwelchen abergläubischen Ängsten anhängst, es dürfe niemand deine Entwürfe sehen, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert wurden.«
    Janey war schuldbewusst und unbehaglich zumute. Sie war tatsächlich abergläubisch und wollte niemandem ihre Entwürfe zeigen, bis sie wirklich bereit war, sie zu präsentieren, auch wenn sie wusste, dass Cindy sich darüber

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