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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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waren Schlägereien ausgebrochen. Jetzt musste Janey, die von der Menschenmenge weitergeschoben worden war, feststellen, dass sie viel dichter an der Prügelei dran war, als ihr lieb war. Irgendetwas wurde von hinten geworfen, schoss dicht an ihrem Kopf vorbei in Richtung des Polizisten, der nur wenige Meter vor ihr stand. Einige Protestierende waren bereits zu Boden gegangen und wurden weggeschleift. Janey hatte Charlies Freunde aus den Augen verloren. Als die Polizei die Menschenmenge über Megaphone aufforderte, sich zu zerstreuen, war der Lärm ohrenbetäubend.
    Vor ihr brach ein Streit zwischen zwei Demonstranten aus, der rasch eskalierte. Janey geriet nicht leicht in Panik, doch angesichts der Gewalt, die sich jetzt um sie herum breitmachte, wäre sie am liebsten weggelaufen. Ein paar Meter weiter war eine Straßenabzweigung, und sie bewegte sich, gegen den Druck der Menschenmenge, darauf zu.
    Irgendwie gelangte sie an den Rand der Demonstration, wo sie die Gesichter der Zuschauer sehen konnte, ihre missbilligenden Mienen.
    Plötzlich marschierte die Polizei entschlossen vor und zwang die Demonstranten zum Rückzug, wodurch einige sich umdrehen und gegen ihre eigenen Linien werfen mussten. Janey spürte, dass sie zurückgeschwemmt wurde, weiter von der Seitenstraße weg. Noch wenige Sekunden, und sie würde in den Strudel der um sich schlagenden Menschen gesogen, der zu einer gefährlichen Massenpanik führen konnte. Wenn sie jetzt das Gleichgewicht verlor, würde man über sie hinwegtrampeln. Sie hatte eine Heidenangst.
    Jemand packte sie am Arm. Sie versuchte, sich freizumachen.
    »Janey … hier lang …«
    Die Stimme in ihrem Ohr kam ihr bekannt vor. Schon wurde sie auf den sicheren Bürgersteig gezogen, wo sie schwer gegen ihren Retter stieß, als sie aus der Masse der in Panik geratenen Demonstranten befreit wurde und in einem relativ friedlichen Türeingang landete.
    »John, was um alles in der Welt machst du denn hier?«, wollte sie wissen, sobald sie wieder zu Atem gekommen war.
    »Ich hatte in Gutsangelegenheiten geschäftlich in London zu tun«, erklärte er ihr, »und da dachte ich, ich könnte übers Wochenende in der Stadt bleiben. Ich wollte am Cheyne Walk vorbeischauen, Amber hat mir eure Telefonnummer gegeben.«
    »O ja, das musst du unbedingt«, sagte Janey freundlich. Sie lehnte sich immer noch an ihn. In seinen Armen fühlte sie sich irgendwie so gut und stark und sicher, dass sie zögerte, sich von ihm zu lösen.
    Der Lärm der Auseinandersetzung erstarb allmählich, als Demonstranten und Polizei sich die Straße hinunterbewegten und die beiden praktisch allein zurückblieben.
    »Du bist mein Ritter in schimmernder Rüstung, John«, sagte sie liebevoll. »Ich habe richtig Angst bekommen. Wenn ich gewusst hätte, dass es zu Gewalttätigkeiten kommen würde, hätte ich mich nicht an der Demonstration beteiligt. Eigentlich hätte Charlie, mein Freund, bei mir sein sollen, aber er hat offensichtlich verschlafen. Ich gehe jetzt besser zu ihm und wecke ihn. Er hat heute Nachmittag ein Vorsprechen. Er ist Schauspieler.«
    »Ich begleite dich«, sagte John, und als sie Einwände erheben wollte, brachte er die rasch zum Schweigen. »Ich bestehe darauf. Dein Vater hätte es von mir erwartet.«
    Charlie würde sich kaputtlachen, wenn sie ihm von Johns altmodischer beschützerischer Galanterie erzählte. Janey hatte den Verdacht, dass sie selbst gelacht hätte, wenn sie nicht so zittrig und irgendwie erleichtert gewesen wäre über seine Unterstützung und seine vertraute, tröstliche Gegenwart.
    »Das erzählst du den Eltern aber bitte nicht«, bat Janey ihn. »Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen, und das möchte ich nicht.«
    »Nur, wenn du mir versprichst, dass du dich nie wieder in so eine Gefahr begibst.«
    Janey sah ihn erstaunt an. »Das ist nicht fair.«
    »Dein Leben zu riskieren ist auch nicht fair. Ich habe mir Sorgen gemacht, du könntest das Gleichgewicht verlieren, bevor ich bei dir bin«, meinte John.
    Janeys Herz schmolz. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht. Wie süß. Charlie machte sich nie Sorgen um sie. Sie musste sich immer um ihn sorgen. Das hier war eine willkommene Abwechslung.
    Charlies möbliertes Zimmer – zu dem Janey einen Schlüssel hatte, da sie die Miete bezahlte und Charlie sich öfter mal aussperrte – lag in einem hohen viktorianischen Reihenhaus in der Nähe der Edgware Road. Die meisten anderen Zimmer in dem Haus waren ebenfalls an Studenten

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