Ein Hauch von Seide - Roman
Yorker Freund eifersüchtig machen?«
Ella war so entsetzt, dass sie sich aufsetzte und wütend auffuhr: »Nein. Er darf das hier nie erfahren.«
»Okay, wollen mal sehen … Du vermisst ihn und hast gedacht, eine schnelle Nummer mit mir würde dir darüber hinweghelfen, bis du ihn wiedersiehst? Oh, ich vergaß, du hast ja noch nie, oder?« Olivers Stimme triefte vor Sarkasmus.
Ella kniff die Lippen zusammen. Das lief ganz und gar nicht nach Plan.
»Ich hätte, wenn du nicht aufgehört hättest«, sagte sie.
Oliver ging im Zimmer auf und ab und blieb dann vor ihr stehen.
»Warum ich?« Sein ganzes Betragen machte deutlich, dass er ganz und gar nicht geschmeichelt war, dass die Wahl auf ihn gefallen war.
»Weil ich dachte, du könntest es gut.«
Oliver ließ sich ihre Worte schweigend durch den Kopf gehen.
»Warum jetzt? Wenn du dich so lange aufgespart hast, muss das einen Grund haben.«
»Ja.« Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen.
»Und der wäre?«
»Ich will wirklich nicht darüber reden. Ich will es nur hinter mich bringen, in Ordnung?«
»Nein. Keine Erklärung, keine Entjungferung«, erwiderte Oliver prompt.
Er erwartete halb, dass sie sich weigern würde, es ihm zu sagen, doch dann erkannte er, dass er unterschätzt hatte, wie dringend es ihr war, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Sie atmete aus und sagte: »Ich brauche jetzt erst einmal eine Zigarette.«
Er holte zwei heraus, zündete sie an und wollte ihr eine reichen. Erst da sah er, wie sehr ihre Hände zitterten. Er zog kräftig an der Zigarette, bevor er sie von seinen Lippen löste und ihr an die Lippen hielt, und dann nahm er die, die er für sich selbst angezündet hatte.
Sie war das Rauchen offensichtlich nicht gewohnt, ihre Bewegungen waren unbeholfen und die Zigarette – wie der Sex – nur Mittel zum Zweck, etwas, das ertragen werden musste, und nichts, was ihr Spaß machte.
Sobald sie sich gesammelt hatte, drückte Ella ihre Zigarette aus und erklärte Oliver: »Also, es ist so …«
Er brauchte fast eine Stunde und mehrere Zigaretten, bis er die ganze Geschichte aus ihr herausgeholt hatte: die promiskuitive Mutter, ihre Angst, wenn sie schwanger würde und ein Kind bekäme, könnte sie auch so enden, wie unfair es war, dass es die Pille noch nicht gegeben hatte, als sie jünger war, und dann, ganz zum Schluss, ihr Wunsch, Brad zu beeindrucken. Brad, auf den Oliver plötzlich sehr eifersüchtig war, auch wenn ihm dafür kein logischer Grund einfallen wollte.
Er drückte seine letzte Zigarette aus. »Im Grunde willst du also lernen, gut im Bett zu sein?«
»Ja.«
»Verdammt.«
Was bedeutet das?, überlegte Ella besorgt. Sie hatte sich vollständig zum Narren gemacht, daran waren allein die vielen Martinis schuld. Inzwischen war sie stocknüchtern, dafür stieg Übelkeit in ihr auf.
Oliver beschloss, auf keinen Fall zu tun, was sie wollte. Zum Teufel, die Frauen, mit denen er ins Bett ging, wollten ihn, nicht einen anderen. Plötzlich überkam ihn der heftige Wunsch, sie dazu zu bringen, dass sie ihn wollte. Was für eine Genugtuung.
»Ganz sicher?«, fragte er.
Ella nickte. Würde er es tun? Dieses Gefühl, das sich in ihrem Bauch breitmachte, musste Erleichterung sein und nicht der plötzliche Wunsch, es sich anders zu überlegen.
»Gut, okay, fangen wir an.«
45
Vorsichtig schlug Rose die Augen auf. Sie wollte nicht wach werden, aber sie wusste nicht, warum, bis sie sich an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnerte. Sie war in dem Gästezimmer in Emeralds Haus am Cadogan Square.
Emerald hatte offensichtlich erwartet, dass sie verschwinden würde, nachdem sie sie nach Hause gefahren hatte, doch eingedenk dessen, was der Arzt gesagt hatte, hatte Rose Emerald darauf hingewiesen, dass sie dem Arzt ihr Wort gegeben hatte, bei ihr zu bleiben.
»Ich habe keine Gehirnerschütterung«, hatte Emerald ihr erklärt.
»Das weißt du nicht«, hatte Rose entgegnet und sich geweigert, sich zu verabschieden. Sie schaute auf die Nachttischuhr und stöhnte, als sie sah, dass es schon kurz vor zehn war. Wie gut, dass ich heute keine Termine mit Kunden habe, dachte sie, als sie die Bettdecke zurückschlug und den Satin-Morgenrock anzog, den Emerald ihr gegeben hatte, zusammen mit einer nagelneuen Garnitur teurer Unterwäsche – einem seidenen Halbschalen-BH mit Spitze und passenden French Knickers –, die überhaupt nicht ihr Stil war.
Ihr Mienenspiel hatte sie wohl verraten, denn Emerald hatte höhnisch bemerkt:
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