Ein Hauch von Seide - Roman
sie dafür benutzen wollte, sollte mit einfachen weißen Litzen besetzt sein. Über das Kleid gehörte ein Sommermantel in dem Grün des blütengemusterten Stoffes, mit dem der Mantel auch gefüttert werden sollte. Er sollte Dreiviertelärmel haben mit Aufschlägen aus dem gemusterten Baumwollstoff, große, damit bezogene Knöpfe und hinten eine Kellerfalte aus demselben Stoff. Das ganze Konzept war ungeheuer aufregend. Sie hatte sogar schon überlegt, es für die Weihnachtszeit zu variieren, in schwerem Samt in dunklen Farben, die Knopflöcher mit Baumwollspitze in derselben Farbe umfasst.
Das Problem war nur, dass niemand Grün trug. Manche glaubten sogar, die Farbe brächte Unglück. Charlie hatte ein tolles grünes Hemd mit Blumendruck … Nein, ich darf nicht an Charlie denken. Ich muss arbeiten. Die Arbeit enttäuscht mich wenigstens nie.
Janey musste mit jemandem reden, der sie verstand. Sie war verzweifelt. Es war vier Uhr am Morgen, das hieß, dass es in New York gegen zehn Uhr war. So schnell sie auf die Idee gekommen war, ihr Problem dadurch zu lösen, dass sie mit ihrer Schwester sprach, so schnell verwarf sie die Idee auch wieder: Wenn sie überhaupt durchkam, würde es so lange dauern, Ella alles zu erklären – denn Ella würde sich genau nach für Janey unwichtigen Details erkundigen –, dass sie sich so ein Gespräch einfach nicht leisten konnte.
Rose hätte natürlich Verständnis, aber Rose war so praktisch orientiert, so zielbewusst, so organisiert und so gut in allem, was sie anpackte, dass Janey zögerte, ihr ihre Unsicherheit zu zeigen.
Sie hatte niemanden. Es gibt niemanden, an den ich mich wenden kann, dachte Janey traurig. Ihre Augen brannten wieder, und sie griff nach einem ziemlich feuchten Taschentuch. Und dann erinnerte sie sich daran, dass John mit seiner ernsten, verlässlichen John-Stimme gesagt hatte, sie könne sich immer an ihn wenden. Bei dem Gedanken, dass sie dem lieben, aber völlig altmodischen John die Feinheiten des Entwurfs erklären würde, durchbrach ein leises Kichern ihre Verzweiflung. Aber ein Schatz war er. So freundlich und verlässlich. Allein bei dem Gedanken an ihn wurde sie viel ruhiger. Janey fing an zu gähnen. Vielleicht konnte sie doch noch schlafen. Lieber, lieber John …
»Ja, Mummy, das ist richtig«, bestätigte Emerald, während sie die weiße Telefonschnur um ihren Finger wickelte.
»Deswegen rufe ich an. Ich finde, es ist besser für Robbie, wenn er einen Teil des Sommers in London verbringt, also komme ich heute nach Macclesfield, um ihn zu holen. Ja, ich bleibe über Nacht, morgen fahren wir dann zurück. Natürlich bin ich mir sicher. Ich bin schließlich seine Mutter.«
47
»Ich dachte, ich sollte Sie warnen. Ich weiß, dass Sie in Josh verliebt sind, es hat also keinen Zweck, es zu leugnen.« Patsy beugte sich über Roses Schreibtisch, um ihre Zigarette in Roses Aschenbecher auszudrücken. Sie war einfach unangekündigt hereinspaziert und machte mit dieser Geste wie mit ihrem übrigen Betragen deutlich, dass sie diejenige war, die hier die Situation unter Kontrolle hatte. »Und es hat auch keinen Zweck, dass Sie die Auflösung der Partnerschaft absichtlich in die Länge ziehen.«
»Ich ziehe gar nichts in die Länge.« Irgendwie gelang es Rose, mit ruhiger Stimme zu sprechen, obwohl sie sich innerlich fühlte, als müsste sie vor Scham und Demütigung sterben. Dass Patsy wusste, dass sie Josh liebte, war, als würde man ihr die Kruste von einer nicht verheilten Wunde reißen. Rose fühlte sich bloßgestellt und gekränkt. Doch das hieß nicht, dass sie sich von Patsy Vorhaltungen machen ließ, die jeder Grundlage entbehrten.
Patsy schenkte ihr einen verachtungsvollen Blick. »Josh liebt mich, nicht Sie, und er kann es kaum erwarten, mit mir nach New York zu gehen. Aber dank Ihnen hängt er hier fest, bis diese Geschäftspartnerschaft, die Sie ihm aufgeschwatzt haben, aufgelöst ist.«
Roses Wangen brannten.
»Oh, ich mache Ihnen keinen Vorwurf, dass Sie ihn behalten wollen. Ganz schön clever, ihn mit dieser Partnerschaft an Sie zu binden, aber Sie müssen einsehen, dass er beides nicht mehr will.«
»Josh weiß, dass ich bereit bin, die Partnerschaft aufzulösen«, erklärte Rose ihr. »Die Verzögerungen haben nichts mit mir zu tun. Josh besteht darauf zu warten, bis der Pachtvertrag ausläuft, bevor wir die Sache formell beenden.«
»Weil Sie ihm leidtun«, versetzte Patsy. »Sie tun uns beiden leid.«
»Meinetwegen kann
Weitere Kostenlose Bücher