Ein Hauch von Seide - Roman
Josh jederzeit nach Amerika gehen«, verteidigte Rose sich mit Nachdruck.
»Warum sagen Sie Ihrem Anwalt dann nicht, er soll endlich die Papiere aufsetzen? Josh hängt nur noch hier rum, weil er das Gefühl hat, Ihnen etwas schuldig zu sein.«
Als Patsy aufstand, schwang ihr makelloses Haar um ihre Schultern, und ihr Minirock zeigte ihre langen, schlanken Beine. Ihre ganze Haltung, mit der sie aus dem Zimmer stolzierte, drückte Triumph aus, und Rose war viel zu aufgebracht, um sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Sie hatte eigentlich vorgehabt, später bei Emerald vorbeizuschauen. Lächerlicherweise hatte sie sich Sorgen um ihre Cousine gemacht – nicht dass sie davon ausging, dass Emerald sich über einen Besuch von ihr freuen würde –, doch jetzt fühlte sie sich zu schutzlos, um irgendjemanden zu sehen, erst recht nicht Emerald.
Als sie sich eine Stunde später immer noch nicht auf ihre Arbeit konzentrieren konnte, kam Rose zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte, an ihrem Schreibtisch sitzen zu bleiben und doch nichts anderes zu tun, als über Josh und ihre Misere nachzudenken. Sie hatte immer gefunden, dass Spazierengehen eine gute Methode war, um gelegentliche kreative Blockaden aufzubrechen, und im Augenblick musste sie einfach mal raus aus ihrem Atelier, wo die Luft immer noch nach Patsys Parfüm roch, obwohl Rose die Fenster weit geöffnet hatte.
Sie trug ein seidenes Etuikleid mit einem Pop-Art-Muster in Mandarine und Schwarz vor einem weißen Hintergrund. Diese verblüffende Farbkombination passte perfekt zu ihrem Teint. Um ihre Handgelenke klimperten mehrere dünne goldene Armreifen. Als sie einen Blick auf ihr Spiegelbild erhaschte, fiel ihr auf, dass ihre Haare unbedingt geschnitten werden mussten. Sie trug seit Jahren denselben schimmernden Bubikopf, von dem Josh behauptete, es sei die perfekte Frisur für sie. Doch bald würde kein Josh mehr da sein, um ihr die Haare zu schneiden, kein Josh, an den sie spät in der Nacht, wenn sie nicht schlafen konnte, denken konnte, kein Josh, mit dem sie über ihre Arbeit reden konnte. Kein Josh. Punkt.
Sie hatte gerade die Hand nach dem Türknauf ausgestreckt, da ging die Tür nach innen auf, und vor ihr stand Pete Sargent.
Sein »Hallo« wurde begleitet von einem breiten Lächeln, das in Roses Bauch ein unerwartetes Kribbeln auslöste.
»Pete … du bist wieder da.« Was für eine geistlose Bemerkung. Klar war er wieder da, er stand doch vor ihr.
»Seit gestern.«
Er war mager und sonnengebräunt, die Jeans klebte an seinen Oberschenkeln, die obersten Knöpfe seines Hemds standen offen, und sein Haar lockte sich über dem Kragen. Er sah rau und ungepflegt aus und sehr sexy.
»Also dachte ich, ich schau mal rein und sehe, ob du Zeit zum Mittagessen hast.«
Ich sollte nein sagen, schließlich haben wir nichts gemein, versicherte sie sich hastig, denn sie wollte sich nicht im Detail daran erinnern, was sie gemein hatten. Sie öffnete sogar den Mund, um ihn wegzuschicken, doch dann blitzte vor ihrem geistigen Auge plötzlich Patsys selbstgefällige Miene auf, als sie sich mit ihr unterhalten hatte.
»Ich wollte gerade spazieren gehen«, sagte Rose.
»Toll. Dann komme ich mit. Wir können in den Park gehen und ein Picknick machen.«
»Das geht nicht«, protestierte sie, obwohl sie die Aussicht in Wahrheit sehr verlockend fand.
»Warum nicht?«
»Weil du Pete Sargent bist. Fans werden lärmend über dich herfallen, ganze Horden kreischender Mädchen.«
»Ich verkleide mich, und wenn das nicht funktioniert, dann musst du mich vor ihnen beschützen.«
Es hatte keinen Sinn, er würde nicht klein beigeben, und abgesehen davon hatte er sie gerade zum Lachen gebracht – zum allerersten Mal seit langer Zeit.
Er nahm ihre Hand und fügte hinzu: »Wenn du mich wirklich beschützen willst, kannst du mich natürlich auch heiraten.«
Rose lachte wieder.
»Lach nicht«, wandte er ein. »Ich meine es ernst.«
»Aber Mummy, ich will nicht mit nach London.«
Emerald war vor über einer Stunde nach Denham gekommen, wo sie hatte feststellen müssen, dass ihre Mutter Robbie schon erzählt hatte, dass sie ihn mit nach London nehmen wolle. Jetzt sah ihr Sohn sie vorwurfsvoll an. Sein dunkles Haar hing ihm in die Stirn, und Emerald hob die Hand, um es ihm aus den Augen zu streichen. Sie wollte gerade sagen, dass er einen Haarschnitt brauche. Doch dann hielt sie inne.
»Abgesehen von allem anderen brauchst du einen Haarschnitt.« Eine dunstige
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