Ein Hauch von Seide - Roman
Glauben an sie, ihre Liebe und ihr Geld.
O Gott … Gott … Was sollte sie nur machen? Sie brauchte unbedingt Hilfe, und zwar ganz schnell. Es gab nur einen Menschen, auf den sie sich verlassen konnte, nur einen Menschen, an den sie sich wenden wollte.
Sie wusste, dass John in seinen Club gegangen war, und rief ihn dort an. Ihre Finger schlossen sich fest um den Telefonhörer, während sie darauf wartete, dass man ihn darüber in Kenntnis setzte, dass sie mit ihm sprechen wollte.
»Janey?«
Schon der Klang seiner Stimme vermochte sie ein wenig zu trösten.
»John, es ist etwas Schreckliches passiert. Könntest du zum Laden kommen?«
»Sicher.«
Er würde sie – völlig zu Recht – für eine komplette Närrin halten.
Zu ihrer Erleichterung betrat John keine halbe Stunde später den Laden und hörte schweigend zu, als sie ihm erzählte, was passiert war.
»Ich muss den Verkäuferinnen ihren Lohn zahlen, John, und ich habe auf der Bank einfach nicht gewagt, nach einem Kredit zu fragen.«
»Willst du damit sagen, du möchtest, dass ich dir das Geld leihe?«
Janey verließ der Mut. Er war nicht annähernd so mitfühlend, wie sie gehofft hatte. Hatte sie noch einen Fehler gemacht, noch jemanden falsch eingeschätzt? War er am Ende doch nicht der wahre Retter in der Not, als den sie ihn heimlich betrachtete?
»Es kam mir nur ganz natürlich vor, dich … dich um Hilfe zu bitten.« Ihr war jetzt sehr unbehaglich zumute, und sie wünschte, sie hätte ihn nicht angerufen und sich ihre dumme, romantische Phantasie zerstört, dass er etwas – jemand – ganz Besonderes war. »Es tut mir leid, wenn ich dich in eine unangenehme Situation gebracht habe. Das wollte ich nicht. Meine Eltern helfen mir bestimmt, und ich habe ja auch immer noch meinen Treuhandfonds.«
Wenn überhaupt, dann hatte John jetzt eine noch ernstere – und leicht missbilligende – Miene aufgesetzt.
»Es tut mir leid.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich muss dich warnen, dass ich dir nicht helfen kann.« Janey hatte das Gefühl, der Boden täte sich unter ihr auf … nicht weil er sich weigerte, ihr zu helfen, sondern weil sie sich so in ihm getäuscht hatte. Sie hatte geglaubt, er sei der Ritter in schimmernder Rüstung, heldenhaft und verlässlich und wunderbar – doch wann hatte sie je einen Menschen richtig eingeschätzt? Sie musste doch nur an Charlie und Cindy denken, um einzusehen, dass sie keine gute Menschenkennerin war.
»Es sei denn …«
Janey, die den Blick zu Boden gesenkt und auf ihrer Lippe herumgekaut hatte, sah zu ihm auf. Sein Gesicht war ein wenig gerötet.
»Es sei denn was?«
»Es sei denn, du erlaubst mir, dir einen Antrag zu machen.«
Ihr einen Antrag zu machen?
Benommen und aufgeregt, als hätten sich ihre Angst und ihr Elend wie durch Zauberei in Luft aufgelöst, sagte Janey atemlos: »Du willst mich fragen, ob ich deine Frau werden will?«
»Ja.«
»Oh, John!«
Schwindlig vor Erleichterung warf Janey ihm die Arme um den Hals und hob ihr Gesicht.
Nach allem, was sie gerade durchgemacht hatte, war das einfach himmlisch. Von dem lieben John so fest und beschützend und liebevoll gehalten zu werden ist einfach wunderbar, dachte Janey, als sie sich küssten.
Mit einem Mann wie John verheiratet zu sein, der sich um sie kümmerte, wäre einfach himmlisch. In seinen Armen zu liegen fühlte sich richtig an, als wären sie dazu gemacht, sie zu halten.
Während John sie in den Armen hielt, ging Janey auf, dass sie sich bei John niemals Sorgen machen musste, alles richtig zu machen, um ihn glücklich zu machen und seine Anerkennung zu gewinnen, denn er liebte sie. Er liebte sie wirklich.
Tränen traten ihr in die Augen.
»Er ist deine Tränen nicht wert«, erklärte John ihr.
»Ich weine nicht um ihn«, entgegnete Janey wahrheitsgemäß. »Ich weine, weil es mich unglaublich glücklich macht, dass du mich liebst.«
»Ich wollte mit meinem Antrag eigentlich bis Weihnachten warten«, sagte John später, als sie den Champagner tranken, den er bestellt hatte, »aber ich habe mir Sorgen gemacht, ein anderer könnte des Weges kommen und dich mir wegschnappen, bevor ich dazu komme, also …«
»Also hast du, als ich dich um Hilfe gebeten habe, gedacht, das sei der richtige Zeitpunkt, mich zu fragen«, beendete Janey glücklich den Satz für ihn. »Oh, John, es ist fast, als hätte das Schicksal uns dazu bestimmt, zusammen zu sein, oder? Als du mich bei der Demonstration gerettet hast und ich dann das
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