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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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nicht, keine Minute lang, aber ich hatte Angst davor, was deine Geburt für uns alle bedeuten würde, für dich – illegitim geboren und ohne Vater –, für Luc, der Robert anbetete, den er für seinen leiblichen Vater hielt, für mich und für Robert, der schon mit so vielem fertig werden musste und von dem ich glaubte, er wollte unsere Ehe beenden. Ich bin nach Hause nach Denham …«
    »Vermutlich, um Rose zu sehen. Du hast sie immer mehr geliebt als mich.«
    »Nicht mehr, Emerald, nur anders, denn ich habe geglaubt, Rose und mich würde etwas Besonderes verbinden. Wir waren beide von denen, die uns hätten lieben sollen, abgewiesen und verletzt worden. Wir waren beide Außenseiterinnen, ungewollt und ungeliebt. In ihr habe ich so vieles gesehen, was ich in mir fühlte. Rose wollte, dass ich sie liebe, wogegen du, wie es schien, nicht von mir geliebt werden wolltest.
    Ich hatte das Gefühl, du brauchtest meine Liebe kaum, denn du bekamst so viel Liebe von Robert, der dich vom ersten Augenblick an angebetet hat, und von deiner Urgroßmutter, die in dir sehr viel von sich gesehen hat.«
    »Es hat mich wütend gemacht, weil du um Rose immer viel mehr Theater gemacht hast als um mich. Ich wollte, dass du mich an erste Stelle setzt.«
    »Ihr kommt alle an erster Stelle, Emerald, jede und jeder Einzelne von euch. Wenn du mehr eigene Kinder hast, wirst du verstehen, was ich meine.«
    »Mehr Kinder? Ich will keine Kinder mehr. Ich will nur, dass Robbie lebt …«
    Emerald unterbrach sich, denn Drogo kam aus dem Krankenhaus gelaufen und rief, als er sie sah, aufgeregt ihren Namen und drängte: »Kommt schnell, beide.«
    Emerald rannte so schnell zu Robbies Zimmer, dass sie sich auf den Fluren zahlreiche missbilligende Blicke einhandelte, doch das war ihr egal.
    Sie hatte keine Zeit damit vergeudet, Drogo zu fragen, was passiert war. In jeder Sekunde, die sie länger brauchte, um an Robbies Seite zu eilen, rückte er dem Tod einen Atemzug näher. Wenn er starb, wollte sie bei ihm sein, ihn halten, ihn wärmen und ihn in den Armen wiegen, bis er ganz von ihr gegangen war.
    Das Erste, was sie hörte, als sie die Tür zu Robbies Zimmer öffnete, war eine junge Krankenschwester, die fröhlich rief: »Und du hast wirklich das ganze Eis verputzt? Bestimmt?«
    Und dann Robbies Stimme – nur ein Flüstern, aber dennoch Robbies Stimme: »Ja, ganz allein.«
    Emerald schlug sich die Hand vor den Mund, hatte Angst, ihn beim Namen zu nennen, hatte Angst, irgendetwas anderes zu tun, als ihren Sohn ungläubig anzustarren, der von Kissen gestützt im Bett saß, vor sich ein Tablett, einen Löffel und einen leeren Eisbecher.

54
    Es war etwas über einen Monat her, seit Robbie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, doch Emerald ging immer noch jede Nacht mehrmals in sein Schlafzimmer, um erleichtert festzustellen, dass es ihm gut ging.
    Er würde jeden Moment mit Drogo vom Spaziergang durch die Nachbarschaft zurückkehren, auf dem sie sich anschauen wollten, wie die Freudenfeuer der anderen Leute im Vergleich zu ihrem im Garten hinter Lenchester House waren. Die Bindung zwischen den beiden war, wenn überhaupt, noch stärker geworden. Robbie betete Drogo an und wäre ihm am liebsten den ganzen Tag lang nicht von der Seite gewichen.
    Vom Wohnzimmerfenster aus sah Emerald, wie die beiden zusammen aufs Haus zukamen. Robbie klang auch fast schon wie Drogo. Als Robbie schwerkrank im Krankenhaus gelegen hatte und sie Angst gehabt hatte, sie würde ihn verlieren, hatte Emerald ein Gelübde abgelegt. Und jetzt war es an der Zeit, es einzulösen.
    Sie musste warten, bis Robbie sicher aus dem Weg war, was hieß, dass sie ihn mit Drogos Unterstützung nach oben schickte, wo er eine Liste der Feuerwerkskörper machen sollte, die er unbedingt haben wollte. Sobald er fort war, schloss Emerald die Tür und lehnte sich dagegen, sodass Drogo den Raum nicht verlassen und Robbie nicht plötzlich hereinplatzen konnte.
    »Ich würde gern etwas mit dir besprechen«, sagte sie zu Drogo.
    »Wegen Robbie?«
    »Wegen Robbie«, sagte sie. »Robbie betet dich förmlich an, Drogo.« Es fiel ihr schwer, dies einzugestehen, doch es musste sein. »Ja, ich glaube sogar, er würde lieber bei dir leben als bei mir.«
    Sie entfernte sich von der Tür, denn es fiel ihr schwer, Drogos steten, intensiven Blick auszuhalten.
    Eigentlich hatte sie langsam und behutsam zu den Dingen hinlenken wollen, hoffend, dass Drogo erriet, was kam, und das Fragen übernahm. Doch

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