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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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an die jugendliche Amber von einst, die der gefürchteten Großmutter gehorchte. Jay hätte den Tonfall erkannt und den Kopf geneigt, denn Jay hatte diese Jahre mit ihr geteilt. Jetzt hatte ihre Angst sämtliche Gefühle und Gedanken fest im Würgegriff, eine fast kindliche Angst, ihre emotionale Sicherheit zu verlieren. Jay war ihr Leben, ihr Daseinsgrund, sie konnte und durfte ihn nicht verlieren. Zitternd folgte sie der Krankenschwester in das kleine Zimmer, wo sie telefonieren konnte.

56
    Janey konnte nicht schlafen, und sie wusste, dass John auch nicht schlief, obwohl er in dem großen, bequemen Ehebett lag, ohne sich zu rühren. Wie hätten sie nach dem, was passiert war, auch schlafen können? Ihr Herz raste in einer vertrauten Mischung aus Angst, Panik und Unglauben.
    In den zehn Jahren, die sie verheiratet waren, hatte Janey nie einen Gedanken an ihre finanzielle Sicherheit vergeudet. John war ein vorsichtiger und besonnener Mann, er würde niemals ein finanzielles Risiko eingehen, besonders nicht, da das ererbte Gut schon seit vielen Generationen Eigentum seiner Familie war und er es an ihren Sohn weitervererben würde.
    Er hatte, wie er ihr unter Tränen gestanden hatte, geglaubt, seine Investition sei sicher. Er hätte sie nie getätigt, wenn er von etwas anderem ausgegangen wäre. Zusammen mit mehreren ortsansässigen Grundbesitzern – Leuten, die er schon sein ganzes Leben lang kannte – unter der Federführung von einem von ihnen eine größere Summe zu investieren war scheinbar eine exzellente Idee gewesen. Und als das hatte sie sich – zuerst – auch erwiesen, denn er hatte so viel Profit gemacht, dass er einen Teil des Grundbesitzes, der zur Zeit seines Vaters verkauft worden war, zurückkaufen konnte, doch dann war etwas schrecklich schiefgelaufen, und jetzt war alles verloren. Sie waren praktisch mittellos.
    John hatte es Janey zuerst nicht gesagt, denn er wollte sie nicht beunruhigen, doch dann war er mit bleichem Gesicht zu ihr gekommen und hatte ihr mit leiser Stimme voller Scham und Verzweiflung gestanden, was passiert war.
    Sie hatten ihr Bestes getan. Es war jetzt zu spät, um zu bereuen, dass sie Land hinzugekauft hatten, dass sie, inspiriert von dem Erfolg, den der Herzog von Westminster mit seiner preisgekrönten Herde hatte, das teure Viehzuchtprogramm angefangen hatten, dass sie das Dach von Fitton Hall neu hatten decken lassen – was sehr teuer gewesen war, weil das Gebäude unter Denkmalschutz stand – und das Haus einer allgemeinen Modernisierung unterzogen hatten. Doch wie viele Grundbesitzer waren sie jetzt reich an Land und arm an Mitteln. Das Gut trug kaum die laufenden Kosten, geschweige denn, dass es ihnen ein Einkommen sicherte, was auch der Grund gewesen war, warum John überhaupt auf die Idee gekommen war, Geld zu investieren. Im Laufe der Jahre hatten sie immer wieder auf Janeys Erbschaft zurückgreifen müssen, und jetzt war davon so gut wie nichts mehr übrig, kaum genug für das Schulgeld der Kinder. Um das Gut zu modernisieren, das von Johns Vater und seiner zweiten Frau sträflich heruntergewirtschaftet worden war, hatten sie Fitton Hall mit einer Hypothek belastet.
    Janey lag voller Angst und Panik im Dunkeln wach und dachte voller Neid an Emerald, deren persönliches Vermögen sich auf Millionen belief, ganz zu schweigen von Drogos immensem Wohlstand. Emerald musste nie nachts mit pochendem Herzen wach im Bett liegen, krank vor Angst, weil sie kein Geld hatte.
    Es war schrecklich ungerecht, dass John so etwas passiert war, denn er hatte doch nur das Beste für sie alle und für Fitton gewollt. Ihr Vater würde das verstehen und würde ihnen sicher helfen wollen, tröstete Janey sich. Er und John hatten sich immer gut verstanden. Sie konnte nach Denham gehen und mit ihm reden. Sie musste natürlich diskret vorgehen, um den armen John nicht zu beschämen. Ihre Panik ließ ein wenig nach.
    Ja, ihr Vater würde wissen, was zu tun war …
    Sie überließ sich langsam dem Schlaf, als plötzlich das Telefon läutete.
    Emerald lag vollkommen reglos unter ihren weichen Laken aus teurer ägyptischer Baumwolle und blickte durch die Dunkelheit nach oben. Das Schlafzimmer in dem Londoner Haus war gerade erst neu ausgestattet worden, wobei man mit einem wunderschönen Stoff von Designers Guild  – »Geranium« – eine üppige Himmelbettwirkung erzielt hatte. Emerald hatte ihre Mutter eingeladen, es sich anzusehen, und sie hatte beobachtet, wie ein leichter

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