Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Schatten Ambers Augen verdunkelte, als sie den Stoff musterte, der gerade groß in Mode war.
    Langjährige Kunden hielten dem Laden ihrer Mutter in der Walton Street die Treue, doch die jüngeren, moderneren Käufer sahen sich neuerdings woanders um. Der Laden und die Stoffe von Denby Mill blieben inzwischen um Längen hinter ihren aufregenderen, »aktuelleren« Konkurrenten zurück. Ihre Mutter bräuchte dringend jemand Jüngeren, der die Verantwortung für die Entwürfe der Stoffe übernahm, doch da war niemand. Rose weigerte sich, aus Sussex wegzuziehen, Polly klebte an ihrem italienischen Mann und seiner Familie, und Cathy betrachtete das bloße Entwerfen von Stoffmustern als ihrer kreativen Muse unwürdig.
    Februar. Wie sie den englischen Winter hasste. Eigentlich sollte sie in Courchevel beim Skifahren sein – Robbie war dort –, doch Dr. Steptoe hatte sie gewarnt, kein Risiko einzugehen. Abgesehen davon musste sie in Reichweite des Krankenhauses in Lancashire sein, wo er praktizierte und wo sie sich einer neuen, revolutionären Behandlung unterziehen würde.
    Ihr Herz flatterte ein paarmal ängstlich, und leichte Übelkeit stieg aus ihrem Magen auf und schnürte ihr die Kehle zu. Unter dem Schutz der Bettdecke legte sie eine Hand auf ihren flachen Bauch. Sie hatte schon einen Sohn und zwei Töchter geboren, warum konnte sie nicht den für Drogo und den Herzogstitel so wichtigen Sohn produzieren? Der Gedanke, dass sie in diesem Punkt versagt hatte, trieb ihr Tränen in die Augen. Sie hatte es wirklich versucht. In den ersten Jahren hatte sie jeden Monat erwartet, dass sie schwanger werden würde, und Zorn und Enttäuschung waren mit jedem Monat größer geworden. Emerald kam nicht gut damit zurecht, wenn sie ihre selbstgesteckten Ziele nicht erreichte. Als sie zwei Jahre nach ihrer Heirat endlich schwanger geworden war, war sie denn auch gar nicht auf die Idee gekommen, es könnte kein Junge werden. Allein der Gedanke an Töchter widerte sie an. Doch Töchter waren genau das, was sie bekam, zwei entzückende, kluge Mädchen. Doch wozu waren sie nütze, wo sie doch den Herzogstitel nicht fortführen konnten?
    Nach der Geburt ihrer Töchter im Abstand von zwei Jahren hatte sie ihre Bemühungen, einen Sohn zu produzieren, noch verdoppelt. Drogo hatte sich schon beschwert, Sex sei inzwischen mehr eine Aufgabe denn Ausdruck ihrer wechselseitigen Liebe. Emerald widersprach ihm und versicherte ihm leidenschaftlich, nur weil sie ihn so liebe, wolle sie ihm unbedingt einen Sohn schenken. Doch sie war nicht mehr schwanger geworden. Im nächsten Jahr wurde sie vierzig. Die Zeit lief ihr davon. Ihr, Drogo nicht. Jetzt war der wahre Grund für ihre Angst zutage gefördert. Irgendwann im Laufe ihrer Ehe hatte sie der Verletzbarkeit nachgegeben, der sie niemals hatte nachgeben wollen, und hatte sich verliebt – in ihren Mann. Drogo mochte behaupten, sie sei ihm weit wichtiger als ein Erbe, aber eines Tages würde es ihm etwas ausmachen, davon war sie überzeugt, und wenn dieser Tag kam, würde er den Blick an ihr vorbei auf eine andere, jüngere Frau richten, die ihm leicht den Sohn schenken konnte, der ihr versagt blieb.
    Sie war ganz am Boden gewesen, erfüllt von nackter Verzweiflung und bitterem Groll, als sie von dem Arzt in Lancashire gehört hatte, der an der Entwicklung sogenannter »Retortenbabys« arbeitete.
    Sie war, ohne Drogo etwas davon zu sagen, in das Krankenhaus gefahren, wo er praktizierte, und hatte ihn zu sehen verlangt, zu ungeduldig, um erst lange einen Brief zu schreiben, und nicht gewillt, sich am Telefon abwimmeln zu lassen. Er hatte ihr erklärt, seine Forschungen steckten noch in den Kinderschuhen. Es sei ihm zwar gelungen, Embryos, die außerhalb des Mutterleibs gezeugt worden waren, in die Gebärmutter der Frauen einzupflanzen, doch keines dieser so gezeugten Kinder sei ausgetragen worden und lebend zur Welt gekommen. Auf Emeralds Drängen hatte er jedoch zugegeben, dass er seine Forschungen fortführte und ein Programm entwickelte, das, wie er hoffte, zu der Geburt eines solchen Kindes führen würde. Emerald hatte darauf bestanden, als potenzielle Mutter an dem Programm teilzunehmen. Doch als sie es Drogo erzählt hatte, hatte er sich vehement dagegen ausgesprochen.
    »Ich möchte dir einen Sohn schenken«, hatte Emerald ihm leidenschaftlich erklärt. »Mehr als alles andere, Drogo.«
    »Wir haben schon Robbie und unsere Mädchen«, hatte er erwidert.
    »Sie können den Herzogstitel nicht

Weitere Kostenlose Bücher