Ein Hauch von Seide - Roman
Nutzungsänderung beantragen musste und so weiter.
Jemand musste verantwortlich zeichnen für die verschiedenen Handwerker, die an dem Salon arbeiteten, und das hatte Rose auf die Idee gebracht, es wäre eine tolle Sache, einen umfassenden Service anzubieten, der sich um alles kümmerte, vom ersten Entwurf bis hin zur endgültigen Fertigstellung. Bei dem Gedanken an so eine Herausforderung wurde ihr ganz schwindlig vor Aufregung, doch sie fühlte sich ihrer Tante verpflichtet, die so viel für sie getan hatte und an der sie mit großer Zuneigung hing.
Anfang der Woche hatten Josh und Vidal eine hitzige Diskussion über die Vorteile von Waschbecken geführt, bei denen die Kundinnen den Kopf nach hinten legen konnten, statt sich vornüberzubeugen.
»Viel leichter für die Auszubildenden, wenn sie schamponieren, und um einiges angenehmer für die Kundinnen, denen man nicht das Make-up verschmiert«, hatte Vidal insistiert, und Rose war geneigt gewesen, ihm zuzustimmen. »Und denk auf jeden Fall an eine anständige Musikanlage, um tolle Musik abspielen zu können«, hatte Vidal hinzugefügt.
Josh hatte schon einen Freund gefunden, der sich auf die Suche nach diesen Waschbecken gemacht hatte – zum richtigen Preis, verstand sich.
»Hier ist sie, Ollie«, sagte Josh, als Rose den Salon betrat. »Darf ich dir meine Innenausstatterin vorstellen. Rose, das ist Ollie.«
Der Fotograf hielt schützend eine Rolleiflex in seiner großen Hand und hatte eine Tasche über der Schulter hängen, in der er zweifellos ein Stativ und andere Ausrüstung hatte. Wenn man den ungekämmten Böser-Bube-Typ mochte, war er recht attraktiv, überlegte Rose, als er ihr die Hand schüttelte. Er kam ihr seltsam bekannt vor.
»Sind wir uns nicht schon mal begegnet?«, fragte er.
»Ja«, meinte sie, »aber ich kann mich nicht erinnern, wo.«
»Ich weiß es.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich bin von Ihnen im Taxi mitgenommen worden. Sie waren in Begleitung von zwei jungen Frauen.«
»O ja, natürlich.« Rose lächelte. »Ella und Janey. Da waren wir auf dem Weg zu der Party, wo ich Sie kennengelernt habe, Josh.«
»Die Welt ist wirklich klein, besonders in London«, meinte Josh. »Kommen Sie, und werfen Sie einen Blick auf die Fotos, die Ollie mitgebracht hat.«
Eine halbe Stunde später hockte Rose inmitten der exzellenten Fotos, die Oliver ihnen zur Begutachtung mitgebracht hatte, und sah zu, wie Josh verzweifelt die Hände in die Luft warf.
»Nein. Das geht so nicht. Nichts für ungut, Ollie, die Fotos sind toll, aber die Haare …«
Sie betrachteten die Ansammlung steifer, perfekt frisierter Frisuren – toupierte Hochfrisuren und solche mit Außenrolle, mit viel Festiger gebändigt.
»Ich will mich hier in meinem Salon an Vidals Beispiel orientieren und auf ganz neue Art mit Haar umgehen, dem Haar erlauben, sich zu bewegen und zu atmen und natürlich auszusehen.«
Als Rose und Ollie ihn ratlos ansahen, erklärte er: »Also, ich zeige euch, was ich meine.« Er nahm Roses Hand und zog sie hoch. »Es wird Zeit, dass ich Ihnen die Haare schneide, Rose. Ich werde noch verrückt vor Versuchung, daran zu arbeiten.«
»Nein, ich will es nicht geschnitten haben«, protestierte Rose und fuhr mit der freien Hand beschützend zu ihrem ordentlich zu einer Banane hochgesteckten Haar.
»Warum nicht? Was für einen Sinn hat es, langes Haar zu haben, wenn Sie es immer hochstecken? Ich werde es abschneiden, und damit basta. Kommen Sie her, und setzen Sie sich.«
Er meinte es ernst. Er hatte schon an dem Tag, da sie sich kennengelernt hatten, gedroht, ihr die Haare zu schneiden.
Während Josh sie hinsetzte und ihr rasch die Nadeln aus dem Haar zog, sodass es ihr in einem seidig schwarzen Teppich über den Rücken floss, war sich Rose vage bewusst, dass Ollie seine Kamera aufstellte, doch sie sorgte sich mehr um ihr Haar. Sie hatte es noch nie offen getragen, nicht seit Ambers Urgroßmutter es mit Emeralds üppigen schwarzen Locken verglichen und gesagt hatte, wie hässlich es sei. Jetzt verkrampfte sie sich automatisch, als erwartete sie einen verbalen Schlag, und hätte es am liebsten versteckt, doch das war unmöglich, denn Josh bürstete es und erklärte ihr und Ollie währenddessen, was er damit vorhatte.
»Seht euch das nur an, das ist, als wäre man auf Gold gestoßen«, schwärmte er.
»Und warum willst du es dann abschneiden?«, fragte Ollie, während er mit klickender Kamera um Rose herumging.
»Weil Gold im Rohzustand gar
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