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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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der Herzog sich in dem großen formellen Empfangssaal in eine ruhigere Ecke vor einem Balkon begab. Sie würde ihre Beute nicht entkommen lassen.
    Sie machte rasch ein paar Schritte, bis sie vor ihm stand und so tun konnte, als atmete sie die frische Nachtluft ein, die durch die offenen Balkontüren drang. »Ich stelle mich bei solchen Gelegenheiten oft schrecklich ungeschickt an«, sagte sie. »Das liegt vermutlich daran, dass ich lieber auf dem Land wäre.« Sie seufzte theatralisch. »Mögen Sie das Land, Sir?«
    »Ja.« Die Stimme des Herzogs war jetzt ein wenig wärmer, und er bedachte sie mit einem aufmerksamen Blick. Wildes Triumphgefühl durchströmte Emerald. Er konnte unmöglich nicht von ihr hingerissen sein. Sie hatte sehr viel Sorgfalt auf ihre äußere Erscheinung verwandt. Das Haar hatte sie sich in einem halb königlichen Stil hochgesteckt (perfekt für ein Diadem aus dem Familienschmuck, hatte sie sich glücklich gesagt). Ihr Kleid aus blasslila Seide betonte ihre schlanke Taille, während ein passender Bolero für gerade den richtigen Hauch Sittsamkeit sorgte. Der hochgeschlagene Kragen brachte ihren schlanken, langen Hals vorteilhaft zur Geltung und lenkte den Blick auf die diskret verborgenen Rundungen ihrer Brüste. Ihre Fingernägel waren passend zu ihrem Lippenstift blassrosa lackiert. Emerald wusste, dass sie sämtliche jungen Frauen im Saal in den Schatten stellte.
    »Es ist sehr großzügig von den Menschen, mich zu so vielen netten Partys einzuladen«, fuhr Emerald mit gespielter Bescheidenheit fort. »Aber ich habe in jungen Jahren schon meinen Vater verloren, und ich werde ganz traurig, wenn ich die anderen Mädchen mit ihren Vätern sehe.«
    »Ja, das kann ich verstehen«, pflichtete der Herzog ihr bei. Jetzt wusste Emerald, dass sie einen sensiblen Nerv getroffen hatte, denn auch er hatte als Kind seinen Vater verloren.
    »Ich fürchte mich fast ein wenig vor meinem eigenen Ball«, gestand Emerald. »Er wird natürlich in Lenchester House am Eaton Square abgehalten, wie mein Vater es gewünscht hätte, aber ohne ihn werde ich den Abend nicht richtig genießen können.«
    So, jetzt hatte sie ihm erzählt, wo er sie finden konnte. Jetzt musste sie nur noch eines tun.
    »Ich bin eine große Bewunderin Ihrer Königlichen Hoheit, Prinzessin Marina. Sie ist so elegant und kultiviert. Das hat mein Vater immer schon gesagt. Ich würde sie zu gern richtig kennenlernen.«
    Emerald gab ihrer Stimme einen wehmütigen, fast kindlichen Klang. Wie konnte der Herzog ihr dies ausschlagen? Unmöglich.
    »Dann erlauben Sie mir doch bitte, Sie ihr vorzustellen.«
    Schon beugte er den Arm und wartete höflich, dass sie die Hand darauflegte.
    »Oh, das würden Sie tun?« Emerald war die Verkörperung unschuldigen Entzückens. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie den Groll in Gwendolyns Miene sowie das Staunen und den Neid in den Gesichtern der anderen Debütantinnen, als der Herzog sie durch den Saal zu seiner Mutter führte, die sich mit einigen Anstandsdamen unterhielt. Doch Emeralds Aufmerksamkeit galt natürlich nicht ihren Rivalinnen, sondern ganz dem Herzog. Ihr Blick war sorgfältig dazu bestimmt, ihm zu zeigen, wie sehr seine Gegenwart sie entzückte, während ihr Betragen sie als liebliche, ein wenig hilflose Unschuld ausweisen sollte, zugleich jedoch aus extrem guter Familie – Dinge, von denen Emerald überzeugt war, dass er sie an einer zukünftigen Gemahlin attraktiv fand. Indem sie ihm ein Gespräch unter vier Augen aufgedrängt hatte, hatte sie etwas erreicht, was selbst den entschlossensten Müttern von Debütantinnen nicht gelungen war, und sie hatte wahrlich jeden Grund, mit sich zufrieden zu sein, fand Emerald, als sie vor die Herzoginmutter und ihre kleine Entourage traten.
    Prinzessin Marina war elegant, musste Emerald einräumen, elegant und königlich und Emerald gegenüber sehr distanziert, als diese ihr vorgestellt wurde. Ohne dass ein einziges Wort darüber verloren oder ein bedeutungsvoller Blick gewechselt wurde, wusste Emerald, dass der Mutter des Herzogs sehr wohl bewusst war, dass Emerald den Herzog manipuliert hatte, damit er sie ihr vorstellte, und dass ihr Betragen nicht gut aufgenommen wurde. Sobald ich die neue Herzogin bin, wird Prinzessin Marina gezwungen sein, mir gegenüber einen anderen Ton anzuschlagen, dachte Emerald selbstgefällig.
    Als sie sich danach wieder zu Gwendolyn, Lydia und ihrer Patentante gesellt hatte, amüsierte sich Emerald damit, dass sie ihren

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