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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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sie endlich vor ihrer Chefin stand.
    Wenn ich gewusst hätte, dass er der Fotograf ist, der uns begleitet, hätte ich mich geweigert mitzufahren, dachte Ella, als sie ihrer Chefin in den Zug folgte.
    Die Moderedaktion hatte einen ganzen Eisenbahnwagen für sich, um die Mannequins, die Visagistin und die Koffer mit Kleidern sowie Ollie und die Moderedakteurin unterzubringen, während Ella und die anderen jüngeren Redaktionsmitglieder sich mit anderen Reisenden einen Wagen teilten. Am Ende hockte Ella eingezwängt auf ihrem Platz neben einem stark übergewichtigen Geschäftsmann. Na, wenigstens war der abscheuliche Fotograf weit weg.
    Ella versuchte, den Blick auf die vorüberhuschende englische Landschaft zu genießen, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Oliver Charters. Der miese Typ machte sie einfach nervös. Sie hatte Kopfschmerzen, und wegen der zornigen Gedanken, die unablässig durch ihren Kopf kreisten, konnte sie kaum stillsitzen, obwohl sie nur wenig geschlafen hatte.
    Emerald runzelte gereizt die Stirn. Der einzige Grund, warum sie an diesem öden Mittagessen teilnahm, war der, dass sie gehört hatte, der Herzog käme, und jetzt kam er anscheinend doch nicht.
    »Also, es sieht so aus, als hättest du eine Eroberung gemacht«, murmelte ein Mädchen Emerald ins Ohr und zeigte auf den fraglichen jungen Mann. Lavinia Halstead war schon so gut wie verlobt mit einem Cousin zweiten Grades, eine Verbindung, die ihre Eltern quasi vom Augenblick ihrer Geburt an unterstützt hatten. Deswegen war sie von der Aura einer jungen Frau umgeben, die über die ängstliche Suche nach einem passenden jungen Verehrer vor Ablauf der Saison erhaben war.
    Der junge Mann starrte Emerald in der Tat voller Bewunderung an. Er sah, wie sie bemerkte, extrem gut aus mit seinen dichten schwarzen Locken und den intensiven dunklen Augen. Sie hatte ihn noch nie gesehen. An so ein Gesicht würde sie sich bestimmt erinnern. Er trug einen gut geschnittenen Straßenanzug, und das Licht der Kronleuchter schimmerte auf dem schweren Goldring an seiner rechten Hand. Missbilligend zog sie einen kleinen Flunsch. Es schickte sich gar nicht, dass Männer Schmuck trugen, es sei denn, natürlich, der Schmuck war ein Statussymbol – etwa ein herzoglicher Ring mit dem Familienwappen. Trotzdem, er sah schrecklich gut aus. Und er unternahm nicht den Versuch, sein Interesse an ihr zu verbergen, sondern beobachtete sie mit fast fieberhafter Intensität.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte sie Lavinia beiläufig.
    »O ja, er war bei meinem Bruder auf der Schule.«
    Die Halsteads waren eine streng katholische Familie, deren Söhne alle ein von Jesuiten geführtes Internat in Cumbria besuchten.
    »Er sieht nicht aus wie ein Engländer«, meinte Emerald und unterzog ihn einer neuerlichen Begutachtung. Die olivfarbene Haut und die dunklen Locken konnten unmöglich einem Engländer gehören, genauso wenig wie der fordernde, leidenschaftliche Blick, mit dem er sie bedachte. Es war köstlich, dass ein so gut aussehender junger Mann sie mit so offensichtlichem, außer Kontrolle geratenem Verlangen anblickte, fast, als badete man in der Hitze der mediterranen Sonne.
    »Nein, Alessandro ist Laurantoner.«
    »Laurantoner? Was um alles in der Welt ist das denn?«, wollte Emerald misstrauisch wissen, denn sie hatte halb den Verdacht, Lavinia nehme sie auf den Arm.
    »Es bedeutet, dass Alessandro aus Lauranto stammt«, erklärte Lavinia ihr in tadelndem, fast lehrerinnenhaftem Tonfall. »Lauranto ist ein kleines Fürstentum, wie Monaco oder Liechtenstein, an der Mittelmeerküste zwischen Italien und Frankreich, der Côte d’Azur. Und Alessandro stammt nicht nur aus Lauranto, seine Familie regiert es sogar – Alessandro ist der Kronprinz.«
    Emerald warf noch einmal einen Blick auf ihren Bewunderer. Ein Kronprinz!
    Inzwischen hatte Gwendolyn sich auf ihre typisch verstohlene Art aus der Gruppe junger Frauen gelöst, bei der sie gestanden hatte, und war herübergekommen, um ihr Gespräch zu belauschen.
    »Ausländische Prinzen sind keine richtigen Prinzen«, verkündete sie abschätzig. »Nicht wie unsere königliche Familie.«
    »Selbstverständlich sind sie richtige Prinzen«, erklärte Emerald scharf. »Wieso denn nicht? Ein Prinz ist und bleibt ein Prinz.«
    »Jetzt, da er sieht, dass ich mich mit dir unterhalte, wird er erwarten, dass ich dich ihm vorstelle«, sagte Lavinia zu Emerald. »Aber ich muss dich warnen, dass er schrecklich … na ja,

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