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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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denn er war alles, was ein großer Bruder sein sollte. War es zu versponnen zu denken, dass ein Teil von ihr instinktiv den Bruder in ihm erkannt hatte und dass er sie deshalb beschützt hatte, weil auch er gespürt hatte, dass zwischen ihnen eine ganz besondere, tiefe Bindung bestand?
    Doch John würde sie nicht als Halbschwester wollen. Er glaubte, ein Fitton Legh zu sein. Er war stolz auf die Geschichte seiner Familie und auf seinen Namen. Rose wusste, welche Wahl er treffen würde, wenn er wählen könnte, ob er der Sohn von Lord Fitton Legh oder von ihrem Vater sein wollte, und wer wollte es ihm verübeln? Lady Fitton Legh hatte recht: Um Johns willen durfte kein Zweifel laut werden, wer sein Vater war. Wieder war sie verraten, wieder abgewiesen worden, obwohl John nichts davon ahnte.
    Das Wissen, dass John ihr Halbbruder sein konnte, hatte ihre Gefühle zu ihm vollkommen verändert. Ihre kindische Schwärmerei, diese vermeintliche Sehnsucht nach ihm, war dahin, und der Gedanke, dass sie solche Gefühle für jemanden haben konnte, mit dem sie so nah verwandt war, weckte nur noch Abscheu in ihr. Statt zurückzublicken und sich zu wünschen, John hätte sie wenigstens einmal in den Armen gehalten und geküsst, war sie jetzt froh, dass er es nicht getan hatte. Allein der Gedanke, zwischen ihnen könnte etwas Derartiges sein, ließ sie zittern vor Entsetzen. Sie waren vor etwas Schrecklichem bewahrt worden, und darüber war Rose froh.
    Sie fühlte sich wie jemand, der einem schrecklichen Schicksal entronnen war: erschüttert, schwach, entsetzt, aber erleichtert und fest entschlossen, in Zukunft niemals wieder ein solches Risiko einzugehen.

16
    »Du kommst nie im Leben drauf, was ich gestern Abend bei Lucy Carstairs Party gehört habe, Emerald. Der Herzog von Kent verbringt praktisch jedes Wochenende in Yorkshire und besucht Katharine Worsley, obwohl im Augenblick alles ganz geheim gehalten wird, weil offiziell niemand wissen darf, dass er sich mit ihr trifft. Du Arme! Und du dachtest, er würde sich in dich verlieben. Kein Wunder, dass er heute Abend nicht zu deinem Ball kommt; er hat in Yorkshire alle Hände voll zu tun.« Mit gehässiger Befriedigung ließ Gwendolyn kichernd die Bombe fallen.
    Innerlich mochte Emerald kochen, doch sie würde Gwendolyn nicht den Gefallen tun, sich etwas anmerken zu lassen. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln und erklärte leichthin: »Oh, ja, ich weiß alles über Miss Worsley. Der Herzog hat von ihr gesprochen.«
    »Aber, Emerald, du wolltest ihn heiraten«, protestierte Lydia. »Wie kann er sich da mit einer anderen treffen?«
    »Vielleicht wusste Seine Königliche Hoheit ja nichts von Emeralds Plänen für seine Zukunft«, meinte Gwendolyn. »Wie schade, Emerald. Jetzt wirst du doch keine Prinzessin.«
    »Wie kommst du denn darauf? Der Herzog von Kent ist schließlich nicht der einzige Prinz auf der Welt, weißt du«, fuhr Emerald scharf auf, während ein entsetzliches Gefühl der Unruhe ihr den Magen zuschnürte. Wenn das, was Gwendolyn sagte, stimmte – und Emerald war überzeugt, dass dem so war –, dann hatte sie sich komplett zur Närrin gemacht, und dank Gwendolyns flinker Zunge würde es bald die ganze Welt wissen. Wenn es eines gab, was Emerald unerträglich war, dann, als Idiotin dazustehen. Sie konnte nur hoffen, dass Gwendolyn durch irgendein Wunder nicht herumerzählen würde, dass Emerald damit geprahlt hatte, sie würde den Herzog von Kent heiraten. Doch sie würde sie niemals darum bitten. Diese Genugtuung würde sie Gwendolyn nicht gewähren.
    Die drei jungen Frauen standen in ihren Ballkleidern zusammen, von denen natürlich Emeralds das auffälligste war. Die Ballkleider der Debütantinnen waren dem Brauch entsprechend entweder weiß oder pastellfarben, doch während Lydia und Gwendolyn beide Weiß trugen, bestand Emeralds Kleid aus silberner Gaze über einem fliederfarbenen seidenen Unterkleid. In die silberne Gaze waren Pailletten eingenäht, die das Licht der Lüster im Ballsaal einfingen.
    »Mummy sagt, es wird auf jeden Fall der Ball der Saison«, vertraute Lydia Emerald aufgeregt an. »Oh, schau, da ist Dougie.«
    Bevor Emerald sie daran hindern konnte, hatte sie ihn herbeigewunken, umarmte ihn zur Begrüßung und sagte: »Oh, Dougie, Sie sehen sehr elegant aus in Abendgarderobe, nicht wahr, Emerald?«
    Emerald öffnete den Mund, um kundzutun, dass dem keinesfalls so sei, doch sie musste leicht schockiert erkennen, dass Lydia tatsächlich

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