Ein Hauch von Seide - Roman
gebrochenem Herzen für den Rest ihres Lebens verfolgen.
Er würde sie nicht enttäuschen, versprach Alessandro leidenschaftlich. Er liebte sie und würde sie immer lieben.
18
Ella fühlte sich heiß und verdrießlich. Für wie lange würde Oliver Charters hier sein? Wenn sie wusste, dass er in die Redaktion kam, tat sie stets alles, was in ihrer Macht stand, um ihm aus dem Weg zu gehen. Wenn er sie sah, würde er sie auf seine typische Art ansehen, und dann würden … Befangenheit und Zorn in ihr aufsteigen und sie aufwühlen, was ihr sehr missfiel.
»Ella, ich muss Sie um einen Botengang bitten.«
Erst als sie draußen auf der Straße stand, ging Ella auf, dass sie in ihrer Erleichterung über den Auftrag ihrer Chefin und darüber, dass sie dem Büro entfliehen konnte, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf Oliver Charters gestoßen wäre, ihre Diätpillen in der Schreibtischschublade vergessen hatte. Panik ergriff sie. Sie brauchte diese Pillen, sie hatte sie immer gern in Reichweite. Sie hatte panische Angst, wenn sie sie nicht bei sich hatte, könnte sie wieder anfangen wollen zu essen, und dann würde sie wieder fett werden. Ihr Kopf pochte. Ihr war übel, sie war nervös, ihre Nerven lagen blank. Aber sie verlor immer noch an Gewicht.
Als sie Anfang der Woche zu Dr. Williamson gegangen war, hatte er sie dafür gelobt, dass sie über zwölf Kilo abgenommen hatte, und ihr ein neues Rezept ausgestellt.
Ella hoffte, dass Laura Harbold, das Mannequin, das mit Oliver zusammen über sie gelacht hatte, zu einem Fotoshooting kommen würde, damit Ella sehen konnte, ob sie ihr Ziel erreicht hatte und jetzt weniger wog als sie. Vorher würde sie mit ihrer Diät nicht aufhören.
Frühes Morgenlicht strömte durch die hohen Fenster und warf eine goldene Pfütze direkt vor den Altar. Emerald spürte seine Wärme auf ihrem Gesicht. Alessandro hatte die ganze Zeit, da sie in Gretna waren, gejammert, wie kalt es sei und dass es unaufhörlich regne, und als am Morgen die Sonne durchgebrochen war, hatte Emerald ihm erklärt, dies sei ein gutes Omen für ihre Ehe. In der kleinen Steinkirche waren weder Kirchgänger noch Hochzeitsgäste, und der Pfarrer war nicht neugierig auf die Geschichte des jungen Paars, das er jetzt im Sakrament der Ehe vereinen würde.
Während Emerald zuhörte, wie der Pfarrer die Trauungszeremonie abhielt, warf sie Alessandro einen abschätzigen Blick zu. Gut, dass sie alles organisiert hatte. Wenn sie es Alessandro überlassen hätte, wäre nichts erledigt worden.
Den ganzen Weg nach Norden im Zug hatte er Panik gehabt, seine Mutter könnte dahinterkommen, dass er sie angelogen hatte, und sie aufhalten. Die drei Wochen in einer grässlichen kleinen Pension – selbstverständlich in getrennten Zimmern, denn Emerald wollte nicht riskieren, dass Alessandro es sich anders überlegte, sobald er bekommen hatte, was er wollte –, in denen sie nichts anderes zu tun hatten, als Bücher zu lesen und lange Spaziergänge zu unternehmen, waren die langweiligsten Wochen in Emeralds Leben gewesen, aber jetzt waren sie endlich vorbei. Von Rechts wegen müsste sie in Selbstmitleid ertrinken und nicht Alessandro. Sie trug nicht einmal ein richtiges Hochzeitskleid, ganz zu schweigen von dem Familiendiadem mit dazugehörigem Schleier, selbst wenn die Ortsansässigen, die gesehen hatten, wie sie die Kirche betraten, ob der Eleganz ihres langen cremefarbenen Abendkleids mit seinem Spitzenmieder hörbar nach Luft geschnappt hatten.
Der Besitzer der Pension hatte Emerald zum Altar geführt, nachdem sie ihm zwanzig Pfund zugesteckt hatte, damit er diese Rolle übernahm und ihnen zwei Trauzeugen besorgte.
Alessandro hatte gezittert, als er ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte. Es war der Ehering von Emeralds Urgroßmutter, den sie Emerald zusammen mit ihrem restlichen Schmuck vermacht hatte.
»Sie dürfen die Braut jetzt küssen.«
Alessandro zitterte am ganzen Leib, und in seinen Augen standen Tränen. Emerald betrachtete ihn mit Ungeduld. Manchmal war er wirklich ein Baby. Nun, das würde sich alles ändern müssen, jetzt, da sie verheiratet waren. Sie wollte einen richtigen Mann zum Gemahl, keinen Waschlappen, der Angst vor seiner Mutter hatte.
Doch sie war jetzt Prinzessin Emerald di Lauranto. Emerald lächelte in sich hinein, und ihre Gereiztheit schwand augenblicklich.
»Schatz, liebster Alessandro«, flüsterte sie. »Mein Gemahl.«
Es stand außer Frage, dass sie jetzt, da sie verheiratet
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