Ein Hauch von Seide - Roman
mehr Zeit mit deinen Freundinnen verbringen kannst, und wie besorgt er ist, dass es in deinem Alter wirklich nicht klug ist, so viel zu arbeiten. Ich freue mich schon darauf.« Jetzt war Emeralds Lächeln echt.
Doch Alessandros Mutter gab noch nicht klein bei. Sie schenkte Emerald vielmehr ein nachsichtiges Lächeln.
»Nun, wir werden sehen. Ich fürchte, die Gemahlin eines Prinzen von königlichem Geblüt zu sein ist nicht immer so leicht, wie es aussieht …
Also, der Grund, warum ich euch beide gebeten habe, hierherzukommen und in meiner Suite Tee mit mir zu trinken – sehr freundlich von dir, Emerald, vorzuschlagen, ich möge zu euch kommen, aber im Alter zieht man es vor, das eigene Personal um sich zu haben –, ist, dass ich dich um einen Gefallen bitten muss.«
Emerald lächelte wieder, diesmal freundlich, doch ihr Blick war hart. Sie und Alessandro mochten erst gut einen Monat verheiratet sein, doch sie hatte schon gelernt, dass ihre Schwiegermutter die Kontrolle über das Leben ihres Sohnes nicht freiwillig aufgeben würde.
»Alessandro, du weißt, dass uns der Finanzminister um diese Jahreszeit sein Budget vorstellt, bevor es vor den Rat geht. Da du frisch verheiratet bist und hier in London so viel damit zu tun hast, dass Emerald das Haus bekommt, das sie will, würde ich normalerweise nach Lauranto zurückkehren, um mich in meiner offiziellen Funktion als Regentin in deiner Abwesenheit um diese Formalität zu kümmern, doch da meine Cousine immer noch so krank ist, habe ich das Gefühl, ich kann sie nicht alleinlassen, also …«
Die alte Hexe wollte sie zwingen, London zu verlassen und in Alessandros erbärmliches, langweiliges kleines Land zu gehen, wo Emerald mit ihr unter einem Dach leben müsste – denn sie würde eine Ausrede finden, ihnen bald zu folgen, davon war Emerald überzeugt. Nun, das würde sie verhindern. Sie würden London nicht verlassen.
Emerald setzte eine gequälte, unglückliche Miene auf, wandte sich an Alessandro und rief: »Oh, Liebster, ich fühle mich so schrecklich, Schatz, wir können unmöglich nach Lauranto reisen.« Sie wandte sich wieder an Alessandros Mutter. »Schwiegermama, wir enttäuschen dich nur ungern, aber wir können London im Augenblick unmöglich verlassen. Ich habe hier so viel zu tun. Es gibt einige Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss, da der Kauf des neuen Hauses auf meinen Namen läuft und alles, und dann muss ich nach Paris zu den Anproben für meine neue Garderobe, und Mummy kommt nach London, um mich und das neue Haus zu sehen.«
»Emerald, meine Liebe, das verstehe ich ja«, erwiderte die Prinzessin in tröstlichem Tonfall. »Du musst dir keine Sorgen machen. Siehst du, es ist gar nicht nötig, dass ihr beide nach Lauranto reist, keineswegs. Alessandro kann allein reisen, nicht wahr, Schatz? Schließlich muss einer von uns dort sein. Weißt du, ich würde ja nach Hause fahren, aber der Gedanke, meine arme Cousine könnte sterben und ich wäre nicht bei ihr, ist mir unerträglich.« Die Witwe hatte ein spitzengesäumtes Taschentuch hervorgeholt, mit dem sie sich jetzt die Augen abtupfte.
Alessandro kniete sich vor seine Mutter, nahm ihre freie Hand und beschwor sie: »Mama, bitte, reg dich nicht auf. Natürlich übernehme ich das.«
Verdammt, verdammt, verdammt! Emerald war wütend, doch es gelang ihr, ihre wahren Gefühle zu verbergen, und sie flehte: »Alessandro, du weißt, dass ich den Gedanken nicht ertrage, dass wir beide getrennt sind.«
Doch diesmal waren ihre Schmeichelei und das Versprechen dahinter nicht stark genug, um den Zauber zu wirken. Ja, Alessandro schien sie kaum zu hören, denn er konzentrierte sich ganz auf seine Mutter, die murmelte: »Der Gedanke, was dein Vater sagen würde, wenn er das Gefühl hätte, ich würde meine Pflichten vernachlässigen, ist mir unerträglich.«
»Papa hätte so etwas nie von dir gedacht, Mama, niemals«, versicherte Alessandro ihr rasch.
»Du bist so ein guter Sohn, Alessandro. Ja, ich bin gesegnet, so einen guten Sohn und eine wahrlich verständnisvolle Schwiegertochter zu haben. Du musst, fürchte ich, morgen abreisen. Ich hätte es dir früher sagen sollen, aber ich hatte gehofft, es wäre nicht nötig.«
Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin, hätte Emerald am liebsten geschrien. Sie war nach allen Regeln der Kunst ausgetrickst worden und war wie eine Närrin in die von ihrer Schwiegermutter sorgfältig ausgelegte Falle getappt. Emerald war außer sich vor Zorn, doch
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