Ein Hauch Von Sterblichkeit
Inspector.« Sie führte ihn in ein womöglich noch beengteres Hinterzimmer.
»Juli!«, sagte sie und deutete auf einen dicken Aktenordner auf einem Regal.
»In Ordnung? Rufen Sie mich, wenn Sie nicht finden, was Sie suchen!« Mit diesen Worten ließ sie Pearce allein. Er brauchte nicht lange, um den Artikel zu finden, und noch weniger Zeit, um ihn zu lesen. Der Text lieferte nur wenig Informationen, doch es gab ein Bild, das sich als wertvoll erweisen könnte. Pearce sah es an und grunzte zufrieden, während er sein Notizbuch hervorzog. Entgegenkommenderweise standen die Namen der Demonstranten in der Bildunterschrift, und Pearce schrieb alle auf. Sie hatten keine Einwände gehabt, fotografiert oder namentlich genannt zu werden, sondern hatten sich im Gegenteil für die Kamera in einer Reihe aufgestellt und gelächelt und fröhlich mit ihren Transparenten gewunken. Tristan Goodhusband stand ganz links. Seine Mutter Yvonne in der Mitte dirigierte die kleine Gruppe. Die einzige Person, deren Gesicht man nicht erkennen konnte, war ein als Huhn verkleideter Demonstrant. Statt einem Namen stand in der Bildunterschrift
»E. Huhn«. Weil der Kopf des Huhns oben auf der Verkleidung, hinter der sich der unbekannte Demonstrant verbarg, saß, also kein menschlicher Kopf in ihm steckte, war das Huhn sehr viel größer als die Menschen ringsum, die seinetwegen demonstrierten. Pearce studierte das Foto sehr genau, die Nase fast auf dem Papier, und entdeckte einen Schlitz im bauchigen Oberkörper des Huhns, durch den ein anonymes Augenpaar blickte. Im Zweifel sieh auf die Beine, insbesondere die Knöchel und Waden, sagte er sich. Doch auch damit kam er nicht weiter. Die Beine steckten in dicken faltigen Hosen und lieferten noch nicht einmal einen Hinweis auf das Geschlecht des Menschen, der in dem Hühnerkostüm steckte. Nichtsdestotrotz guter Laune und zufrieden verließ er das Hinterzimmer und suchte Mo.
»Könnten wir eine Kopie von diesem Foto haben?«
»Sicher. Gehen Sie gleich zu unserem Fotografen! Ich schicke das Bild so bald wie möglich zu Ihrer Dienststelle, einverstanden?«
Pearce nutzte die Gelegenheit für einen kurzen Abstecher nach Hause, genau wie er es Meredith gesagt hatte.
Und genau wie er Meredith erzählt hatte, waren er und Tessa in ein neues Haus gezogen. Um genau zu sein, in ein Haus, das für sie neu war. Seine Beförderung und die Tatsache, dass auch Tessa einen besser bezahlten Job gefunden hatte, hatten beide ermutigt, ihre Wohnsituation zu verbessern, wie es gegenwärtig so schön hieß. Mit anderen Worten umzuziehen in eine etwas größere Behausung als die winzige, in der sie bisher gelebt hatten. Zuerst hatten sie an einen Neubau gedacht, in einer Siedlung am Rand der Stadt, die noch im Wachsen begriffen war. Doch hatte Tessa gesagt, dass die Zimmer in diesen Häusern so klein seien, dass sie sich kaum verbesserten.
Dann hatten sie eine Doppelhaushälfte aus der Zeit der Jahrhundertwende gefunden, das zum Verkauf stand. Heruntergekommen, gar keine Frage. Die gesamte Elektrik musste erneuert werden, die Heizung ebenfalls, und die Wände neu verputzt. Doch das Haus hatte zwei große Zimmer im Erdgeschoss, eine große Küche, drei anständig große Schlafzimmer und genügend Platz neben dem Haus, um den Wagen zu parken (Pearce hätte eine Garage vorgezogen, doch man kann nicht alles haben), und sogar einen Garten. Mit den Worten des Immobilienmaklers, der das junge Paar vor sich musterte: Es war ein
»Familienheim«. Und Tessa hatte deutlich gemacht, dass auch das bedacht werden müsse. Nicht, dass sie in nächster Zukunft Nachwuchs geplant hätten. Aber vielleicht in einem oder in zwei Jahren. Und dann würden sie den Garten brauchen. Außerdem gab es in der Nähe eine Grundschule.
Also hatten sie gekauft. Dann hatten sie angefangen, das Haus zu renovieren. Und beinahe augenblicklich gemerkt, dass eine ganze Menge mehr zu tun war, als sie sich, naiv wie sie waren, vorgestellt hatten. Eine vollkommen neue Küche und ein neues Badezimmer mussten eingebaut werden, bevor das Haus auch nur bewohnbar war, das hatten sie von Anfang an gewusst, doch die Arbeiten hatten den kleinen Rest ihrer Ersparnisse aufgezehrt. Und jetzt machten sie alles selbst, von Hand, so billig wie möglich. Tessa hatte eine Woche Urlaub, die sie mit dem Pinsel in der Hand auf einer Leiter verbrachte. Dave Pearce fühlte sich schuldig. Deswegen der Besuch zu Hause. Nachsehen, ob alles in Ordnung war.
Er brachte die
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