Ein Hauch Von Sterblichkeit
unerwartete Neuigkeit mit, dass die Lokalpresse irgendwann vorbeikommen würde, um sie beide in ihrer neuen Umgebung zu fotografieren.
»Was?«, kreischte Tessa und wäre fast von der Leiter gefallen.
»Doch wohl nicht heute? Ich hab nicht einmal die neuen Vorhänge im Wohnzimmer aufgehängt!«
Der junge Hund der Pearces war bereits vom unerwarteten Eintreffen seines Herrchens ganz aus dem Häuschen gewesen. Jetzt tanzte er in gefährlich engen Kreisen um die Leiter und die Dosen und Flaschen mit Farbe und Verdünnung und Terpentin und all die anderen Utensilien herum, die man zum Renovieren benötigte. Tessa war keine Expertin, doch sie eignete sich benötigte Kenntnisse schnell an.
»Ich weiß nicht genau, wann sie kommen, Liebes, aber ich nehme an, ziemlich bald, weil es noch in die nächste Ausgabe des Lokalblättchens soll.«
»Alle werden es sehen!«, lamentierte seine Frau, und der inzwischen durchdrehende Welpe heulte mit.
»Jeder, der uns kennt!«
Sie sprang von der Leiter und stürzte ins Badezimmer, um in einen Spiegel zu starren.
»Meine Haare!« Er ließ sie damit zurück, dass sie in fieberhafter Eile Farbtöpfe und Leiter wegstellte und Anstalten traf, jeden Winkel des Hauses einer Tiefenreinigung zu unterziehen.
»Und dass du mir heute Abend nicht zu spät von der Arbeit kommst, Dave!«, rief sie ihm hinterher.
»Ich brauche dich hier im Haus, um Möbel zu rücken!« Pearce machte sich auf den Rückweg zum Bezirkspräsidium und bedauerte in mehr als einer Hinsicht, dass er nicht Prescott mit dem Gang zur Bamford Gazette beauftragt hatte. Es war nicht der kürzeste Weg über das Spring Farm Estate, doch aus irgendeinem Grund fuhr er trotzdem dort entlang. Es war nicht unbedingt erforderlich, Michael Whelan erneut zu besuchen. Wie er bereits Markby mitgeteilt hatte, konnten sie Whelan seiner Meinung nach von der Liste der Kandidaten streichen, was den Absender der Briefbombe anging. Trotzdem war Pearce diese hagere, bleiche Gestalt nicht aus dem Kopf gegangen. Es konnte nicht schaden, dachte er, einen kurzen Abstecher nach Spring Farm zu machen und nachzusehen, wie Whelan zurechtkam. Man konnte schließlich nie wissen. Er parkte vor der Mietskaserne und stieg aus. Das Echo der zugeschlagenen Wagentür hallte durch die baumlose Einöde. Ein paar Jungen spielten auf der Straße Fußball. Als sie Pearce bemerkten, hielten sie inne und beobachteten ihn tuschelnd. Einer von ihnen rannte davon – zweifellos, um seine Eltern zu warnen. Es gefiel Pearce nicht, den Wagen unbewacht zurückzulassen. Wenigstens konnte er ihn von der Wohnung aus im Auge behalten. Er betrat den immer noch nach Urin stinkenden Hausflur und läutete an Whelans Wohnungstür. Niemand öffnete. Pearce läutete erneut. Nichts. Wahrscheinlich war Whelan nicht zu Hause. Pearce hatte nicht vor, länger hier zu warten oder den Wagen unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Diese Jungen da draußen waren auf der Suche nach Beute. Scheibenwischer, Spiegel und alles andere, was man entfernen konnte, würde ihnen nur Sekunden widerstehen. Er ging nach draußen und wollte in den Wagen einsteigen, als er aus dem Augenwinkel sah, wie sich der schmutzige Vorhang bewegte.
»Whelan!«, rief er. Der Vorhang erzitterte. Pearce ging zum Fenster und klopfte. Einen Augenblick später wurde der Vorhang beiseite gezogen, und das unrasierte, nervös zuckende Gesicht Whelans erschien. Er öffnete das Fenster einen Spaltbreit und fragte:
»Was wollen Sie?«
»Ich bin Inspector Pearce, erinnern Sie sich an mich?«
»Ja …« Whelan leckte sich die Lippen. Das Geschwür war noch immer dort.
»Ich erinnere mich. Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
»Darf ich hereinkommen und mit Ihnen reden?«
»Das passt mir jetzt nicht.« Pearce hörte deutlich, wie sich hinter Whelan jemand anderes im Zimmer bewegte. Inzwischen waren all seine Instinkte alarmiert. Es war gut möglich, dass er den Ablauf einer illegalen Transaktion gestört hatte. Vielleicht einen Drogendeal. Falls ja, war es klüger, per Funk Verstärkung zu rufen. Andererseits wären sämtliche Beweise vernichtet, noch bevor er den Funkspruch beendet hätte.
»Lassen Sie mich rein!«, befahl er und ging zu Whelans Haustür. Technisch gesehen brauchte er einen Durchsuchungsbefehl, es sei denn, Whelan lud ihn ein, doch Whelan machte nicht den Eindruck eines Mannes, der eine Beschwerde aussprechen würde. Außerdem konnte Pearce sich damit rechtfertigen, dass er Grund
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