Ein Haus für vier Schwestern
arbeitete, und würde nicht glauben, dass Christina dort jemanden fragen könnte.
»Elizabeth.«
Lucys überraschter Gesichtsausdruck wirkte fast komisch. »Ihre Schwester?«
»Haben Sie ein Problem damit?«
»Ist das ernst gemeint?«
»Klar. Das ist doch der Zweck hinter dem Theater mit den Aufnahmen – uns zusammenzuspannen, bis wir uns entweder an die Gurgel springen oder Freundinnen werden.«
»Wieso denken Sie, dass Jessie …«
»Ach, kommen Sie! Die CDs sind nicht dazu da, unser Bild von unserem abwesenden Vater zu korrigieren. Es war ihm egal, was wir vier über ihn denken. Sonst hätte er schon vor langer Zeit etwas dagegen unternommen.«
»Da kann ich nichts dazu sagen, tut mir leid. Darüber hat Jessie nicht mit mir gesprochen.«
»Aber er hat Sie beauftragt, sich um seine Mädchen zu kümmern. Darauf wette ich.«
»Das stimmt. Deswegen bin ich auch besorgt bei dem Gedanken, dass Sie eine Fünfundvierzigjährige als Leibwächterin mit nach Arizona nehmen wollen.«
»Sie ist achtundvierzig.«
Lucy starrte sie an, ohne zu blinzeln.
»Was in Tucson passiert ist, war ein einmaliger Fehltritt. Randy hatte mich vorher nie geschlagen – und mir auch nicht damit gedroht. Ich bin doch nicht verrückt! Wenn ich denken würde, es bestünde die Gefahr einer Wiederholung, dann käme ich ihm nicht so nahe.« Sie musste Lucy ein Zugeständnis machen. »Aber ich verstehe, dass Sie besorgt sind. Deswegen möchte ich Elizabeth als Zeugin mitnehmen. Nur um vorzubauen, falls er auf die Idee kommen sollte, es ein zweites Mal zu versuchen.«
»Elizabeth als Zeugin würde ihn zwar ins Gefängnis bringen, aber Sie nicht vor dem Krankenhaus bewahren.«
»Vertrauen Sie mir. Randy wird nichts tun, was seine berufliche Zukunft in der Branche gefährden könnte.«
»Haben Sie Elizabeth schon gefragt?«
»Noch nicht«, musste sie zögernd zugeben.
»Rufen Sie mich an, wenn Sie das gemacht haben. Nur damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«
»Klar.« Jetzt saß sie in der Falle. Sie würde sie fragen müssen. O Gott, und wenn sie Ja sagte? Christina schüttelte sich bei dem Gedanken. »Ist das alles?«
»Ich glaube, ich habe erst einmal alles, was ich brauche. Wenn nicht, melde ich mich.«
»Danke.«
»Bitte sehr.« Sie stand auf, um Christina zur Tür zu begleiten. »Das wird lustig.«
Christina lächelte und fühlte sich so gut wie seit Monaten nicht mehr. Auf einmal rutschte ihr eine Frage heraus, die sie nicht begründen, aber auch nicht unterdrücken konnte.
»Haben Sie meinen Vater geliebt?«
Lucy antwortete ohne zu zögern. »Ja.«
»Ich auch«, sagte Christina.
38
Elizabeth
»Daddy hat gesagt, du gehst wieder zur Uni.« Stephanie rückte sich ihr Kissen im Liegesessel zurück. Dann legte sie die Hand schützend über ihren flachen Bauch.
Elizabeth schüttelte Wasser aus dem Netz, das sie zur Poolreinigung benutzt hatte. »Ich gehe nicht wieder dorthin, ich war da vorher nie.«
»Nie? Ich dachte, du hättest ein paar Semester absolviert und wärst dann ausgestiegen?«
Sie wunderte sich immer wieder, wie wenig Stephanie von ihr wusste. Sprach sie nie über sich oder hörte ihr Stephanie nicht zu?
»Mir kam das damals nicht so wichtig vor.«
»Und warum gehst du jetzt? Was soll das bringen?«
Wie konnte man jemandem in Stephanies Alter klarmachen, was es bedeutete, auf die fünfzig zuzugehen und festzustellen, dass das eigene Leben kein Ziel und keinen Zweck hatte?
»Ich dachte, es würde mir Spaß machen.«
»Macht es aber nicht. Man muss so viel arbeiten. Der Druck ist unglaublich, besonders während dem Examen. Du denkst nur noch an Prüfungen und Noten.« Stephanie legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen wegen der Sonne. »Zumindest, wenn es um etwas geht.«
»Des Examens«, korrigierte Elizabeth.
»Was?«
»Während des Examens.«
»Wenn du meinst.« Sie legte sich die Hand an die Stirn, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen. »Gibt es noch was von dem Eistee mit dem Kräuterzeugs?«
»Im Kühlschrank steht ein ganzer Krug davon.«
»Würdest du mir vielleicht ein Glas davon bringen?«
Das war zu viel. Stephanie hatte den Bogen überspannt. »Aber ja doch«, flötete Elizabeth. »Ich möchte, dass du deinen letzten freien Tag genießt und faul herumliegst. Ab morgen wirst du dir Arbeit suchen, und zwar so lange, bis du einen Job gefunden hast.«
Stephanie lachte. »Der war gut, Mom.«
»Das ist kein Scherz.«
»Wer wird mich denn einstellen? Ich bin
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