Ein Haus für vier Schwestern
sie denkt, wenn das Baby da ist, kann sie weitermachen, wo sie aufgehört hat.«
»Moment mal. Als ich gestern Abend mit ihr gesprochen habe, sagte sie noch, dass sie nicht wüsste, was sie tun wird. Und jetzt hat sie sich dazu entschieden, dass Baby zur Adoption freizugeben?«
»Nein – zumindest hat sie das nicht gesagt. Jedes Mal, wenn ich nachfrage, antwortet sie, dass sie nicht darüber nachdenken will. Dass sie noch viel Zeit hat, sich zu entscheiden.«
»Glaubst du nicht, dass sie darauf wartet, dass du ihr die Entscheidung abnimmst?«
»Das mache ich ganz bestimmt nicht. Was auch immer ich ihr sagen würde, wäre fünf Minuten später sowieso verkehrt.«
»Ich bin froh, dass dir das klar ist.«
Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich weiß nicht, was ich mache, wenn sie sich für die Adoption entscheidet. Es würde mich umbringen, wenn unser Enkelkind nicht bei uns aufwächst.«
»Darüber habe ich auf dem Heimweg von der Arbeit auch nachgedacht. Ich habe mich daran erinnert, wie es war, als die Kinder noch klein waren. Wir hatten so viel Spaß miteinander. Das jetzt wird aber mindestens doppelt so lustig, weil wir es nach Hause schicken können, sobald es knatschig wird.«
»Was würdest du dazu sagen, wenn sie uns bittet, dass wir uns um das Kind kümmern, bis sie mit der Schule fertig ist und auf eigenen Füßen steht?«
Sam stieß einen langen Seufzer aus, ließ sie los und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. »Auf die Frage habe ich gewartet.«
Elizabeth ging ihm hinterher. »Es wäre doch nur für ein paar Jahre.«
»Und dann würdest du das Kind einer Mutter übergeben, die immer noch keine Ahnung davon hat, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Die dann genau in ihren wilden Zwanzigern ist.«
»Sie müsste ihr Studium hier beenden, sodass sie helfen könnte, es großzuziehen. Dann würden sie sich auch gut kennen.«
»Und du glaubst, da macht sie mit? Sie will keine Mutter sein, Lizzy. Sie hat den Mutterinstinkt einer Bienenkönigin – raus damit und Schluss. Sollen die anderen sich drum kümmern. Nur dass das bei Menschen nicht so funktioniert.« Er warf sein Hemd aufs Bett. »Wie konnte sie nur so blöd sein? Warum hat sie keine Selbstachtung? Mir wird schlecht, wenn ich bloß daran denke. Sie wurde benutzt, Lizzy, und sie hat sich benutzen lassen.«
Sie war Daddys kleines Mädchen gewesen, sein Sonnenschein, sein Augenstern. Ihr Vater überwachte ihre Verabredungen und blieb immer auf, bis sie zu zurück war. Er hatte geglaubt, sie würde bis zu ihrer Hochzeitsnacht Jungfrau bleiben – einfach, weil er es glauben wollte.
»Wir wissen nicht wirklich, was passiert ist.«
»Fang jetzt nicht auch noch damit an, sie zu verteidigen«, sagte er.
»Da gibt es nichts zu verteidigen.«
Stephanie und Sam hatten seit ihrer Rückkehr so oft gestritten, dass Elizabeth ihn schließlich gebeten hatte, sich zurückzuhalten. Der Stress war nicht gut für Stephanies Baby. Nicht, dass Stephanie seine Ratschläge nicht gebraucht hätte – sie hörte ihm nur nicht zu. Wenn er zu ihr durchdringen wollte, musste er einen anderen Weg finden. Das galt für sie beide.
»Ich will damit nur sagen, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen und uns mit der Zukunft beschäftigen müssen.«
Er nahm sein Strickhemd, zog es sich über den Kopf und steckte es in den Hosenbund. »Wir sollten ein paar Tage hier raus. Was ist denn mit nächstem Wochenende?«
»Ich muss am Sonntag nach Sacramento.«
»Das ist die andere Sache. Wann wirst du Stephanie von deinen Schwestern erzählen?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Das Telefon klingelte. Stephanie nahm ab. Sekunden später rief sie auch der Diele nach oben: »Mom, es ist für dich.«
Elizabeth nahm das Telefon vom Nachtkästchen. »Hallo?«
»Christina hier.«
Elizabeth sah Sam an, zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. »Oh, hallo.«
»Ich muss dich um einen Gefallen bitte, einen ziemlich großen. Es ist völlig in Ordnung, wenn du Nein sagst. Um ehrlich zu sein, sind mir selbst schon ein paar Gründe eingefallen, warum du ablehnen könntest. Du kannst dir ja einen davon aussuchen, wenn dir keiner einfällt.«
»Mir fallen immer ganz gute Ausreden ein, wenn ich etwas nicht machen will.«
»Gut, dann fällt es mir leichter zu fragen. Ich wollte nur, dass du weißt, ich bin dann nicht sauer oder so. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich dich frage. Wir sind ja nicht gerade Freundinnen.«
»Was ist los, Christina? Jetzt machst du
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