Ein Haus für vier Schwestern
von Ginger nicht erwartet.
»Ich glaube, es wäre schon ganz nett, wenn wir in Kontakt bleiben könnten.« Das kam einer Zustimmung ziemlich nahe.
»Finde ich eigentlich auch«, meldete sich Rachel. »Ich habe es nur nicht für möglich gehalten, dass es dem Rest von uns ebenso geht.«
»Schau mich bloß nicht so an«, sagte Christina.
Sie war nicht so stark, wie sie immer tat, das war Elizabeth mit einem Mal klar. Und Christinas Bedürfnis, die anderen auf Abstand zu halten, war ihr ohnehin nicht fremd. Rachel und Ginger kannten dieses Gefühl der Verlassenheit nicht, das sie und Christina verband. Die anderen beiden hatten Jessie früher nicht gekannt. Sie waren nicht gewogen und für zu leicht befunden worden. Elizabeth dagegen musste nur Christina ansehen, um zu begreifen, was ohne Sam aus ihr geworden wäre.
»Tja, tut mir leid«, sagte Elizabeth zu Christina. »Wenn wir dir Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke schicken und dich unangekündigt in deiner Villa in Beverly Hills besuchen wollen, dann werden wir das tun. Da wirst du nichts dagegen machen können.«
»So ist es«, sagte Ginger und hob ihre Hand zu einem High five.
Christina musste lächeln. »Das könnt ihr gern versuchen. Dann lasse ich euch verhaften.«
»Als ob du dich das traust«, schlug Ginger zurück. »Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir: Hollywoodproduzentin lässt Schwestern verhaften. Sie wollten sie nur besuchen.«
»Erfolgreiche Hollywoodproduzentin, wenn schon«, korrigierte Christina sie.
Rachel stellte ihren Teller zu denen, die Christina schon aufeinandergestapelt hatte.
»Ich will ja nicht drängeln, aber wir sollten uns wirklich die CD anhören. Ich muss vor fünf wieder zu Hause sein.«
»Sie hat eine Verabredung«, sagte Ginger. Rachel bedeutete ihr mit einem scharfen Blick zu schweigen, doch Ginger ignorierte das. »Mit Jeff. Das ist schon die dritte. Ist das nicht super? Ich passe auf die Kinder auf.«
»Ich habe versucht, mir vorzustellen, was ich tun würde, wenn Sam mich betrügt«, sagte Elizabeth. »Das weiß man eigentlich nur genau, wenn man nicht in der Situation steckt. Ich hoffe, ihr findet eine Lösung, wenn ihr wieder zusammenkommen wollt.«
»Vor sechs Monaten war ich mir sicher, dass es nie dazu kommen würde. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
Rhona kam aus der Küche. »Lasst das stehen. Ich räume ab.«
»Das Essen war unglaublich gut«, sagte Elizabeth zu ihr.
»Ich esse normalerweise überhaupt keinen Lachs«, sagte Rachel. »Aber der hat ausgezeichnet geschmeckt.«
»Euer Vater hat einfache Dinge geschätzt, die gut zubereitet sind«, sagte Rhona.
»Wenn Sie je eine Stelle suchen sollten …«, begann Rachel.
»Ich werde mir einen Blumenladen kaufen, sobald ich nicht mehr gebraucht werde. Jessie wusste, dass das mein Traum war, und er hat mir genug vermacht, um ihn wahr werden zu lassen.«
Elizabeth staunte. »Sie sind nur unseretwegen geblieben?«
»Nein, Madam«, sagte Rhona sanft. »Wegen Ihres Vaters.« Sie scheuchte sie aus der Küche. »Verschwindet und hört ihm noch ein bisschen zu. Ihr müsst verstehen, warum alle, die ihn kannten, ihn so sehr geliebt haben.«
Jessies Geschichte
Denise ließ Lizzie nicht von ihrem Schürzenzipfel. Daran war nicht zu rütteln. Was sie anbetraf, hatte sie mir einen Sohn geschenkt. Frankie gehörte zu mir, Lizzie zu ihr. Sie fütterte mich und Frankie morgens ab und scheuchte uns raus. Den Rest des Tages widmete sie sich Lizzy.
Meistens brachte ich Frankie zur Schule und ging ins Büro. Nachmittags holte ich ihn wieder ab. Den Rest des Tages verbrachte er mit mir. Er machte seine Hausaufgaben an einem Schreibtisch, den ich ihm neben meinen gestellt hatte. Hatte ich etwas außerhalb des Büros zu erledigen, begleitete er mich und wartete im Wagen.
Als Lizzie vier war, knallte Denise mit dem Auto, das ich ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, gegen einen Telefonmasten. Sie musste zwei Monate im Krankenhaus bleiben. Lizzy hatte auf dem Rücksitz geschlafen und war mit ein paar Kratzern davongekommen. Ihr fiel es schwer, den ganzen Tag bei mir zu verbringen. Sie hat nichts gesagt, aber ich denke, sie fürchtete sich vor mir. Eines Abends war dann ihre Einsamkeit größer als ihre Furcht. Sie kletterte auf meinen Schoß und blieb dort, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen. Danach waren wir Freunde geworden.
Es dauerte nicht lange, und ich wusste, dass sie stur wie ein Esel sein konnte. Das war lästig, wenn sie ein Kleid tragen sollte,
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