Ein Haus für vier Schwestern
das sie nicht mochte. Und es erwies sich als Segen, als Denise wieder nach Hause kam und weitermachen wollte wie zuvor. Das wollte Lizzy aber nicht. Sie hatte sich von Mutters Schürzenzipfel gelöst und eigene Erfahrungen gemacht. Und das gefiel ihr.
Denise hat mir das nie verziehen. Sobald es ihr gut genug ging, um zu reisen, verschwand sie nach Texas und nahm Elizabeth mit. Sie blieben den ganzen Sommer und bis weit in den Herbst hinein weg.
Später fand ich heraus, dass sie dort einen Jungen wiedergetroffen hatte, den sie aus der Zeit kannte, als ich im Krieg gewesen war. Ich weiß nicht, ob es rein freundschaftlich gewesen ist, jedenfalls hatte sie sich verändert, als sie wieder zu Hause war.
Frank und ich haben sie am Bahnhof abgeholt. Er war schon fast zehn und in der Zwischenzeit ziemlich gewachsen. Er reichte mir bis zur Schulter und wollte mich möglichst schnell übertrumpfen. Denise war aber so beschäftigt mit dem Ausladen ihres Gepäcks, dass sie kein Wort darüber verlor, wie sehr er sich verändert hatte. Ich glaube, das war die letzte Chance, die er ihr gegeben hatte. Danach hätte es nichts mehr geändert, wenn sie jedes seiner Basketballspiele besucht oder sich sogar seiner Angelleidenschaft angeschlossen hätte.
Ich war mir sicher, dass Denise mir Lizzy wieder gründlich entfremdet hätte. Aber sie rannte auf mich zu und wusste, dass meine Arme für sie immer geöffnet sein würden. Ihr war klar, dass ich sie genauso vermisst hatte wie sie mich.
Vielleicht wäre mit mir und Denise alles noch gut geworden. Aber dann habe ich mit dem Geld aus der Ölquelle Land in der Gegend von Anaheim gekauft. Ich legte mein Geld immer lieber in Land an, statt es auf die Bank zu tragen. Außerdem hatte ich Gerüchte über einen Vergnügungspark gehört, den Walt Disney bauen wollte. Also habe ich mir angeschaut, welche Orte dafür infrage kommen würden. Wo ich mir vorstellen könnte, so etwas aufzuziehen. Es ist reines Glück, wenn du die richtige Nase dafür hast. Und diesmal hatte ich sie.
Mit dem Verkauf verdiente ich so viel Geld, dass ich etwas damit anfangen musste. Es war zu viel, um Land zu kaufen oder es in den Sparstrumpf zu stecken. Zumindest glaubte ich das damals. Hätte ich einen Augenblick innegehalten und nachgedacht, hätte ich vielleicht erkannt, wohin das alles führen konnte. Aber ich bezweifle es. Von dieser Art der Selbsterkenntnis war ich damals noch Jahre entfernt.
Manchen Männer ist das Geld, das sie besitzen, der Maßstab ihres Erfolgs. Für mich waren das Spiel und der Sieg immer wichtiger als die Höhe des Gewinns. Es war mir eigentlich egal gewesen, was beim Verkauf des Landes für mich genau heraussprang. Die Höhe des Betrags war nur der Beweis dafür gewesen, dass ich richtig gelegen hatte.
Also fing ich an, nach dem nächsten Abenteuer Ausschau zu halten. Und traf Joe und Charles McKinney. Sie waren Filmproduzenten mit einer Menge Beziehungen und wenig Geld. Bei den Winzern gibt es eine Redewendung: Willst du als Winzer ein kleines Vermögen machen, musst du ein großes mitbringen. Das gilt auch für die Filmindustrie. Ich war zu beeindruckt von den ganzen Stars und dem Rummel und habe mich viel zu gut amüsiert, als dass ich mich für die nackten Zahlen interessiert hätte.
Jeder Spieler glaubt, dass das nächste Blatt sein Glück wenden und ihm das große Geld bringen wird. Genauso ging es mir mit den Filmen. Die meisten scheiterten kläglich an den Kinokassen. Trotzdem war ich bei jedem neuen Projekt davon überzeugt, dass es ein Kassenschlager werden und sich meine Investition auszahlen würde. Am meisten habe ich mich in meinem Leben wohl darüber gewundert, warum ich manche Dinge überaus richtig und manche absolut falsch eingeschätzt habe.
Denise mochte schon Bakersfield nicht, Los Angeles aber hasste sie. Sie wollte auf keinen Fall dort leben. Also blieb ich immer länger meinem Zuhause fern. Und wenn ich dann zurückkehrte, schrie sie mich entweder die ganze Zeit wegen jeder Kleinigkeit an oder redete überhaupt nicht mit mir.
Am Ende stellte mir Denise ein Ultimatum: Entweder kehrte ich nach Hause zurück, oder ich konnte ganz wegbleiben. So kam ich ein Jahr lang jedes Wochenende nach Bakersfield. Bis Denise mir schließlich eröffnete, sie hätte einen anderen und wollte sich scheiden lassen.
Ich habe sie angesehen und versucht, mich an die Zeiten zu erinnern, zu denen in ihren Augen Liebe und nicht Hass gestanden hatte.
»Glaubst du, ich bin dir nicht
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