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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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Teil von Jessies Geschichte anhören. Danach würden sie in alle Winde verstreut. Christina ging nach Los Angeles, Ginger nach Kansas City und Rachel … Das wusste sie nicht.
    Sie wusste nur, dass Rachel und Jeff noch einen schwierigen Weg vor sich hatten. Sie würden wahrscheinlich bleiben, bis Jeff wieder ganz gesund war. Danach wäre es wahrscheinlich besser, Kalifornien zu verlassen, schon wegen der schlechten Erinnerungen.
    »Also gut, beschränken wir uns aufs Wesentliche«, sagte Elizabeth und hatte schon ein paar Ideen, wie sie das aufpeppen konnte. Wenn das schon ihr einziges gemeinsames Thanksgiving war, sollte es wenigstens allen im Gedächtnis bleiben.
    Sie verteilten sich auf die Stühle und das Sofa in Rachels Wohnzimmer, das einen Blick auf eine baumbestandene Schlucht bot und von einem steinummauerten Kamin geheizt wurde. Sie machten sich ihren Kaffee mit Sahne und Zucker zurecht. Einen Teller mit Plätzchen gab es auch. Christina öffnete den Umschlag, den sie in Lucys Kanzlei abgeholt hatte.
    »Ich habe Lucy angeboten, eine Zusammenfassung der heutigen Geschichte zu schreiben, um zu beweisen, dass wir die Aufzeichnungen tatsächlich angehört haben. Doch sie hielt das nicht für notwendig.« Sie griff nach dem tragbaren CD-Player, den sie mitgebracht hatte. »Übrigens lässt sie gute Besserung wünschen«, sagte sie zu Rachel. »Ich soll dir sagen, wenn sie irgendwie helfen kann, sollst du ihr Bescheid sagen.«
    Elizabeth lehnte sich in ihrem Lehnstuhl zurück und nippte an ihrem Kaffee. Sie lauschte seit vier Monaten Jessies Geschichte. Zuerst ablehnend, dann neugierig und jetzt schwermütig. Ihrer Mutter hatte sie inzwischen vergeben, alles andere wäre zu belastend gewesen. Wichtiger war, dass sie sich die Liebe zu ihrem Vater wieder gestattete.
    »Fertig?«, fragte Christina.
    Elizabeth wollte schon nicken, entschied sich dann aber anders. »Lasst uns doch rausgehen.« Sie sah die anderen an. »Ich liebe den Herbst.«
    »Ich auch«, sagte Christina.
    »Das ist auch meine liebste Jahreszeit«, kam es einstimmig von Rachel und Ginger.
    Ein paar Minuten später hatten sie sich wieder häuslich niedergelassen, dieses Mal in bequemen Gartenstühlen. Umgeben von einem Farbenspiel aus Gold, Rot, Gelb und Orange lauschten sie einer inzwischen vertrauten Stimme, die sie in eine längst vergangene Zeit entführte.
    Jessies Geschichte
    Ich hatte mir nie viel aus Whiskey gemacht, auch nicht aus dem alten und milden. Mir kam es eher wie eine Strafe vor, wie er sich den Weg von der Zunge in den Magen brannte, um dort dann weiterzurumoren. Trotzdem wurde er nach Franks Tod das Getränk meiner Wahl.
    Ihm galt mein erster Griff am Morgen, er war das Letzte, was ich in der Hand hielt, bevor ich nachts umfiel. Ich schäme mich einzugestehen, dass ich auf Franks Beerdigung betrunken war. Bis zum heutigen Tag kann ich mich an nichts erinnern, was nach dem Gottesdienst geschah. Die Kirche war zum Bersten gefüllt, und es wurde Salut geschossen.
    Ich ging anschließend nicht zum Haus, obwohl ich das jedem gesagt hatte. Ich konnte es nicht mehr ertragen zu hören, was für ein guter Junge Frank und was für eine Schande sein Tod gewesen war. Er hatte keine Chance. Was für ein Verlust. So jung. Sein Leben hatte doch gerade erst begonnen. Wie stolz ich sein musste. Ich erinnere mich, dass ich den Kerl umbringen wollte, der das mit dem Stolz gesagt hatte.
    Ich wusste nicht, dass Barbara auf der Beerdigung gewesen war, bis sie auf dem Friedhof in meinen Wagen schlüpfte und mir die Schlüssel wegnahm. Sie fuhr mich nach Hause. Es machte ihr nichts aus, dass ich die gesamte Heimfahrt über weinte.
    Danach machte ich ein paar Versuche, mir einen Grund zu geben, morgens aus dem Bett zu kriechen oder mich um meine Rechnungen zu kümmern. Das ging so lang, bis die Autos aus der Garage und die Möbel aus dem Haus verschwunden waren. Fast alles, was ich besaß, war mir wieder genommen worden, bis auf das Haus selbst und einen Schrank voller Kleidung. Als ich versuchte, einen Karton Whiskey mit einem Scheck zu bezahlen, der dann platzte, bekam ich einen riesigen Schreck. Wie sollte ich das Leben im nüchternen Zustand ertragen? Ich brauchte diese dumpfe Glocke, mit der mich der Whiskey umgab, die Strafe, die mir ein Loch in den Magen brannte.
    Ich besaß einen Revolver – wie jeder damals in L.A. Zumindest wie jeder, den ich kannte. Der Gedanke, ihn zu benutzen, bekam immer größeren Reiz für mich. Es war nicht die perfekte

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