Ein Haus für vier Schwestern
erkannte, dass das in Worten gar nicht auszudrücken ist. Meine Gefühle für dich sind ein Teil von mir, du bist wie die Luft, die ich atme. Ich wollte immer, dass du spürst, was ich fühle. Dass du spürst, wie schnell mein Herz schlägt, wenn ich weiß, dass du gleich ins Zimmer kommst.«
Der Monitor neben dem Bett begann zu piepen. Jeff lächelte. »Siehst du?«
Sie erwiderte sein Lächeln.
Geborgenheit senkte sich wie eine warme Decke über ihre Schultern. Alles würde gut werden.
49
Ginger
Ginger stieg vor Rachels Haus aus dem Auto. Sie brauchte ein paar Minuten, um ihre steifen Muskeln zu lockern. Der Adrenalinschub, der ihr über die Stunden im Krankenhaus mit Rachel hinweggeholfen hatte, war längst verflogen.
Christina nahm sie in Empfang. »Du siehst furchtbar aus.«
»Du solltest Rachel sehen. Ich glaube, sie ist wirklich am ganzen Körper voller Blutergüsse.«
»Wie ging es ihr, als du gefahren bist?«
»Körperlich sind wohl die gebrochenen Rippen am schmerzhaftesten. Ihr linker Busen ist rot und geschwollen durch den Sicherheitsgurt – er ist zweimal so dick wie der rechte. Seelisch befindet sie sich in einem Schockzustand, ist aber eher benommen als traumatisiert.«
»Und gibt es bei Jeff was Neues?«
Ginger hatte Christina angerufen und ihr von der Operation berichtet, während Rachel bei Jeff auf der Intensivstation war.
»Sein Zustand ist unverändert. Sie wollen ihn in einer oder zwei Wochen verlegen, wenn es keine Komplikationen gibt.«
»Warum?«
»Damit er nicht so weit weg von zu Hause ist.«
Hinter Christina erschien ein großer Blonder. »Das ist Logan«, sagte Christina. »Jeffs Bruder. Logan – Ginger.«
Sie gaben sich die Hand.
»Ich bin gekommen, um ein paar Sachen für Rachel zu holen«, sagte Ginger.
»Ich kann sie mitnehmen«, bot Logan an. »Ich wollte gerade ins Krankenhaus fahren.«
»Ich wusste nicht, dass du da bist. Sonst hätte ich angerufen und die Liste durchgegeben. Wo sind die Kinder?«, fragte sie Christina.
»Oben.«
»Was habt ihr ihnen erzählt?«
»Logan hat mit ihnen gesprochen.«
»Und?«
»Ich habe ihnen die Wahrheit gesagt.«
»Wie haben sie es genommen?«
»Sie haben mich ausgefragt. Sie wollten wissen, wann sie ins Krankenhaus gehen könnten. Ich habe ihnen gesagt, das könne eine Weile dauern, ich würde mich aber erkundigen.«
»Der Arzt hat gesagt, dass Rachel vielleicht morgen entlassen wird. Ich wollte irgendwo in der Nähe ein Hotelzimmer mieten. Sie soll nicht dort bleiben, aber vielleicht möchte sie sich in Ruhe ein bisschen zurechtmachen, bevor sie heimkommt.«
»Das kann ich auch übernehmen«, sagte Logan. »Bleib du lieber hier und schlaf ein bisschen.«
»Ich würde gern wieder ins Krankenhaus fahren. Ich will da sein, falls Rachel mich braucht.«
Es klingelte an der Haustür. Ginger machte auf. Es war Elizabeth mit einem Koffer in der Hand.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie.
»Dasselbe wie du. Sie ist auch meine Schwester, oder?«
Ginger machte Elizabeth und Logan miteinander bekannt. Dann brachte sie sie auf den aktuellen Stand.
»Wie weit mussten sie das Bein abnehmen?«, fragte Eliza-beth.
»Bis zur Mitte des Oberschenkels.«
Elizabeth stöhnte. »Schade, dass sie das Knie nicht retten konnten. Aber er wird es schaffen, es gibt heutzutage wirklich gute Prothesen.«
»Was weißt du denn über künstliche Beine?«, fragte Christina.
»In neunundvierzig Jahren bekommt man das ein oder andere mit.«
Sie umarmte Christina, die sich wunderte.
»Moment«, mischte sich Logan ein. »Wieso ist Rachel eure Schwester? Sie hat keine Geschwister, sie ist ein Einzelkind.«
»Das erzähle ich dir unterwegs«, sagte Ginger, die sich auf einmal ausgeschlossen fühlte. »Was ist mit mir? Werde ich nicht umarmt?«, platzte sie heraus.
»Aber sicher«, sagte Logan und legte seine Arme um Ginger, bevor Christina oder Elizabeth überhaupt reagieren konnten.
Ginger war sprachlos. Er war also nicht nur groß, gut aussehend und mitfühlend, sondern hatte auch noch Humor. Der Familienzuwachs gefiel ihr.
Sobald Logan Ginger losgelassen hatte, nahm Elizabeth seinen Platz ein. »Ich habe nicht gedacht, dass ich das noch erleben würde.«
Christina öffnete die Arme. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
»Willst du mir nicht lieber sagen, wie ich zum Krankenhaus komme, bevor du einschläfst?«, fragte Logan.
Sie befanden sich eine Dreiviertelstunde vor Santa Rosa. »Mir geht’s gut.«
»Das stimmt nicht. Die
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