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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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die anderen nicht merken würden, wer ihnen gegenüberstand: ein grüner Junge, ein Hochstapler, weiter nichts.
    In der folgenden Nacht, als alle schliefen, zog ich meine neuen Kleider an und schlüpfte hinaus. Ich versuchte nicht daran zu denken, was die Sachen gekostet hatten, während ich mich im Staub von Texas wälzte. Die Sachen sollten nicht so neu aussehen. Ich trat gegen Steine, um den Schuhen den Glanz zu nehmen. Bevor ich den Filzhut durch die Luft werfen konnte, musste ich allerdings meine Augen fest zusammenkneifen. Er landete hoch oben in einer Eiche. Beim Hinaufklettern zerriss ich mir meine Hosen. Eine Frau in der Stadt flickte den Riss und reinigte den Anzug, so gut sie konnte. Als ich dann vor den Türen der Viehzüchter stand, musste ich mir nur noch leicht über das Revers streichen.
    Ich musste viel weniger reden, als ich erwartet hatte. Denn ich wollte das Wegerecht nicht einfach pachten, sondern bot den Viehzüchtern einen Anteil am Ertrag, den der Strom des Öls von den Feldern über ihr Land in die Raffinerie mir einbringen würde. Innerhalb von drei Wochen hatte ich fünfzehn von sechzehn Pachtverträgen unter Dach und Fach. Ich würde nicht das ganze Land brauchen, doch ich wollte sicherstellen, dass sich niemand einen Weg um mich herum suchen konnte. Mein Gewinnanteil an der Pipeline betrug nur noch dreiundvierzig Prozent. Aber das einzige Geld, das ich ausgeben hatte, trug ich am Leib.
    Der letzte Viehzüchter hatte die größte Ranch. Sein Land lag in der Mitte der anderen Grundstücke. Es hatte eine Schlüsselstellung inne, was die Länge und damit die Kosten der Leitung anging. Dafür würde ich als Nächstes Investoren suchen müssen.
    Der Mann hieß Wyatt Farnsworth. Man hatte mich bereits gewarnt, dass er alles hasste, was mit Öl zu tun hatte. Er verfluchte die Bohrtürme genauso wie die Menschen, die sie erbaut hatten und in den aufblühenden Ansiedlungen ringsherum lebten. Doch sein größter Zorn galt offensichtlich den Fremden, die nach der Entdeckung des Öls ins Land gekommen waren. Und ein Fremder schien für ihn jeder zu sein, der nicht in Texas geboren worden war.
    Ich befand mich also ihm gegenüber bereits im Hintertreffen, bevor ich überhaupt angefangen hatte.
    Das Tor zur Farnsworth Ranch zu öffnen war dann an einem Sonntagnachmittag weniger schwierig, als ich gefürchtet hatte. Ich redete mir ein, dass nicht einmal Wyatt Farnsworth am Tag des Herrn jemanden erschießen würde, der sein Grundstück betrat, ohne wenigstens nach seinem Begehr gefragt zu haben. Ich hatte allerdings nicht erwartet, ohne Probleme die Veranda zu erreichen. Deswegen war ich etwas verunsichert, als ich die Fliegentür öffnete, klingelte und auf Antwort wartete.
    Wie ich so dastand, überlegte ich, ob es besser war, den Hut aufzubehalten oder in die Hand zu nehmen. Ich nahm ihn ab, setzte ihn wieder auf und nahm ihn erneut herunter. Dann änderte ich meine Meinung abermals und wollte ihn gerade aufsetzen, als ich bemerkte, dass man mich aus dem Seitenfenster anstarrte.
    Ich lief knallrot an und meine Wangen fingen an zu glühen, als würde ich sie auf eine heiße Herdplatte pressen. Ich flehte den Himmel an, der Boden unter meinen Füßen möge sich auftun und mich verschlingen. Doch mein Gebet verhallte ungehört – wie zumeist. Stattdessen wurde die Tür geöffnet, und ein Mann begrüßte mich, der damit zu tun hatte, sich das Lachen zu verkneifen. Jemand anderem, dem Klang nach ein Mädchen oder eine Frau, gelang das nicht.
    Ich presste den Hut an meine Brust. Wyatt Farnsworth war groß und breitschultrig. Sein Kopf reichte fast bis zum Türsturz, und sein Körper besaß den Umfang eines Heuballens. Er hatte eine Glatze, und sein Schnurrbart war an beiden Enden zu einem perfekten Halbkreis nach oben gebogen. Ich öffnete meinen Mund, um mich vorzustellen, bekam jedoch keinen Ton heraus.
    »Was ist los, Junge? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Mr Farnsworth?«
    »Wer will das wissen?«
    Ich ergriff die Chance beim Schopf und streckte ihm meine Hand entgegen. »Jessie Reed.«
    Er ignorierte meine Geste. »Hab schon auf dich gewartet.«
    Den anderen Viehzüchtern gegenüber hatte ich immer auf Geheimhaltung gedrungen – zumindest, bis ich alles in trockenen Tüchern hatte. Das war offensichtlich schiefgegangen. »Haben Sie?«
    Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. »Ich dachte mir schon, dass du früher oder später hier auftauchst. Ohne mich und mein Land ist der Rest

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