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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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hast du dir getraut? Das Sparschwein zerschlagen. Und von dem Hund weiß sie nichts... uiii jegerl, das gibt was!!!«
    »Wo die Mutti doch selber gesagt hat, daß es nie im Leben einen Hund für fünf Mark zu kaufen gibt, einen Rassehund. So, und jetzt habe ich eben doch einen für fünf Mark bekommen! Und ein Rassehund ist es auch. Das hat der Mann gesagt! Oder vielleicht nicht?«
    Das Hundebaby, Wärme und das Gesäuge der Mutter suchend, stieß die rosige Nase winselnd gegen Annis Hals.
    »Weißt was?« sagte der Bruder und schnüffelte vernehmlich, »Du gehst jetzt mal allein heim, und ich wart derweil auf der Wiese.«
    »Du Feigling!« schimpfte die Anni empört.
    »Servus, du Krampfhenne, du blöde«, winkte der Peter ihr zu, »und du kannst mir nachher mal deine Backe zeigen, wo du eine geschmiert gekriegt hast.« Und er trollte sich davon und kroch die Uferböschung hoch, sich an den Berberitzensträuchern emporziehend, deren schlanke Gerten hinter ihm zusammenschlugen.
    Die Anni stand einen Augenblick verzagt da, aber dann drückte sie den kleinen Hund mit einem unterdrückten Schluchzer an ihr Herz und machte sich auf den schweren Weg nach Hause. Sie läutete unten und hoffte heimlich, die Mutter werde noch immer nicht daheim sein, aber der elektrische Türöffner surrte, und die Anni stieß die schwere Eichentür mit dem Fuß auf und stieg die Treppen mit klopfendem Herzen empor.
    Im ersten Augenblick, als Frau Holldorf ihr die Tür öffnete, schien das eintreten zu wollen, was Peter befürchtete und weshalb er seine Schwester lieber allein vorgeschickt hatte. Aber dann, als sie gehört hatte, wie Anni zu dem Hunderl gekommen war, und als das winzige Stückchen Leben gierig an ihrem kleinen Finger zu saugen begann, brachte sie es doch nicht übers Herz, das Kind mit dem Hund einfach dorthin zu schicken, woher es gekommen war.
    »Mutti, gell, ich darf ihn behalten?« stammelte die Anni.
    »Ich verspreche dir nichts, das kann allein nur der Vati entscheiden.«
    »Ooch, Mutti, der tut ja doch nur das, was du willst.«
    »So?« fragte Frau Holldorf geschmeichelt, aber warnend fügte sie hinzu: »Das laß ihn lieber nicht hören! Aber ich will sehen, was sich machen läßt.« Sie kraulte dem kleinen Hund, der piepsende Jammerlaute ausstieß, den rosigen Bauch. »Und überhaupt ist noch die Frage, ob wir ihn durchbringen. Solch ein kleines Tierchen hat leicht was weg, und dann ist es vorbei. Das braucht vor allem Wärme und Milch.«
    »Ich habe gemeint, daß ich ihn vorerst einmal in meinen Puppenwagen lege.«
    »Dann tu aber ein Gummituch über die Matratze. Wart einmal, ich gebe dir ein Stück von der alten Schondecke, wo Vati neulich den heißen Topf draufgestellt hat.«
    Sie fand die Kunststoffdecke, in deren Mitte ein Topf ein kreisrundes Loch hinterlassen hatte, im Flickenkorb und schnitt ein Stück vom Rand herunter. Und während Anni die Puppe Lisa aus ihrem Bettchen riß und ziemlich hart und lieblos in den Puppenstuhl setzte, um dem Hund ein Lager zu bereiten, suchte Frau Holldorf im Küchenschrank nach Peters letzter Flasche. Sie konnte sie immer wieder einmal brauchen, weil in das Glas eine Meßskala eingeätzt war. Der kleine Hund strampelte derweil auf einem Stuhlkissen am Boden.
    »So, Anni, und jetzt lauf zu Kaufmann Baldauf und hole einen Gummisauger. Damals haben sie fünfunddreißig Pfennig gekostet, als ihr sie noch brauchtet.«
    »Ich nehm’s von meinem Geld«, sagte die Kleine eifrig, »fast drei Mark sind noch übriggeblieben.«
    »Laß nur«, meinte Frau Holldorf großzügig, »den spendiere ich. Und ein Päckchen Kindermehl bringst du auch mit, denn wer weiß, ob er von der Milch allein satt wird. Wie soll denn der Hund überhaupt heißen?«
    »Ich habe an Flocki gedacht, weil er so winzig und so süß ist.«
    »Flocki? Hm, nun ja, wenn du meinst, es klingt ganz hübsch und läßt sich auch gut rufen.« Eine kleine Sorge verdüsterte für einen Augenblick ihr Gesicht: »Es ist doch ein kleiner Hund, wie?«
    »Bestimmt, Mutti! Der wird nicht größer als ein Schnauzer.«
    Frau Holldorf sah sich den Flocki genauer an. »Die Rasse kenne ich nicht. Wenn es überhaupt eine Rasse ist. Gefleckt ist er wie ein Dalmatiner.«
    Anni überließ es ihrer Mutter, weiterzuraten. Sie machte, daß sie davonkam. Sich am Geländer haltend, schaffte sie jeden Treppenabsatz mit drei Sprüngen. Unterwegs hätte sie fast Frau Oberregierungsrat Pünder umgerissen, die im Keller die ausgewachsenen Kartoffeln

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