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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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entkeimt hatte und einen Korb voll nach oben schleppte.
    »Wir haben einen Hund!« schrie Anni zur Entschuldigung.
    Frau Pünder sah ihr kopfschüttelnd nach. Solche Leute, die selber nicht viel zum Beißen hatten, schafften sich nun einen Hund an... Unbegreiflich! Jedenfalls nahm sie sich vor, in Zukunft aufzupassen, wenn die Reihe, das Treppenhaus zu reinigen, an ihr war. Und wenn da etwa... nun, dann konnte man ja immer noch an Großhändler Siebenlist, den Hausbesitzer, einen Brief schreiben und anfragen, ob man es wirklich nötig hatte, so etwas im Hause zu dulden. Bei einem Mietpreis von hundertsiebzig Mark, bitte sehr!
    Vor dem Hause vergnügte sich Peter damit, auf einem Rollschuh zu schlittern, den er sich von einem Buben aus der Nachbarschaft für eine Weile geborgt hatte.
    »Na, was ist los?« fragte er gespannt und suchte in Annis Gesicht vergeblich nach Fingerspuren.
    »Was wird schon los sein, du Schisser«, sagte sie großspurig, »es ist mein Hund, der Flocki, und jetzt geh ich zu Baldauf, für ihn einen Schnuller und Kindermehl holen. Und er schläft in Lisas Bett, und wenn du ihn nur anschaust, dann schmier ich dir schon eine, hast verstanden?«
    Sie rannte weiter, und der Peter starrte ihr mit offenem Mund nach, denn es sah wahrhaftig nicht danach aus, daß sie ihn angeschwindelt hatte.
    Als Herr Holldorf von der Arbeit heimkam, bot sich ihm ein verblüffender Anblick. Es sah fast nach Familienzuwachs aus. Seine Frau saß am Tisch, die Kinder standen rechts und links neben ihr, alle drei machten unwillkürliche Schluckbewegungen und sahen gespannt zu, wie Frau Holldorf einem winzigen Hund die Flasche gab. Und der kleine, blinde Kerl saugte und schmatzte, als ginge es ums Leben, und ein kleines Milchfädchen rann ihm weiß aus der rosigen Schnauze in eine alte Windel, die ihm Frau Holldorf vorsichtshalber als Serviette um den Hals gebunden hatte.
    »Ja, Fritz«, nickte sie ihm zu und sah glücklich aus wie eine junge Mutter, die ihr erstes Kind stillt, »die Anni hat für die fünf Mark von den Macphersons einen Hund gekauft. Und eigentlich ist es meine Schuld, weil ich nämlich gesagt habe, daß ich nichts dagegen haben will, wenn sie für fünf Mark wirklich einen Hund kriegt.«
    »Und wer zahlt die Hundesteuer?« brummte er.
    »Wir melden ihn einfach erst im nächsten Jahr an.«
    »Und wer zahlt sie im nächsten Jahr?«
    »Ach was! Da nähe ich einfach ein paar Schürzen mehr. Und nun brumm nicht länger, sondern schau ihn dir doch wenigstens einmal an. Ist es nicht ein süßes, kleines Hunderl?«
    »Vorläufig schon«, murmelte er wenig begeistert.
    »Und er heißt Flocki!« sagte die Anni strahlend.
    »Ist er wenigstens ein Männchen?« fragte er.
    Frau Holldorf hob die Schultern. Daran hatte sie noch nicht gedacht.
    »Woran willst du das erkennen, Vati?« fragte der Peter.
    »Hm«, meinte Herr Holldorf und rieb sich die Nase, »das sieht man eben... Die Männchen heben das Bein, wenn sie mal müssen, nicht wahr, und die Weibchen setzen sich nieder.«
    »Der Flocki hat aber noch nicht gemußt.«
    »Na, dann gib ihn mal her«, sagte Herr Holldorf. Frau Herta zog dem Flocki die Flasche aus den Lippen, und es gab einen kleinen Schnalzlaut, als würde ein Korken aus einer Flasche gezogen.
    »Vierzig Gramm hat er getrunken«, stellte sie fest und wischte dem Flocki mit der Windel übers Gesicht.
    Herr Holldorf nahm den Hund in Empfang und drehte sich um.
    »Na ja, ein Rüde ist es«, meinte er schließlich, »und das ist ja einigermaßen beruhigend. Aber sonst... Ich habe so kleine Hunde eigentlich noch nie gesehen...aber dafür, daß dieser Bursche erst einen Tag alt sein soll, finde ich ihn reichlich groß.« Er hob eine der Pfoten an, die bedeutend dicker waren als sein Daumen, und ließ sie zurückschnellen.
    »Ich meine, daß es ein Dalmatiner ist«, murmelte Frau Holldorf, »die haben so kurzes Fell und solche Flecken.«
    »Dalmatiner?« fragte Holldorf zweifelnd. »Na, ich weiß nicht! Aber wir werden ja sehen. Es bleibt nur noch die Frage, was Großhändler Siebenlist dazu sagen wird. Melden muß man ihm den Hund auf jeden Fall.«
    »Wenn er dem Oberst seinen Waldmann erlaubt hat, kann er uns unsern Flocki nicht verbieten«, meinte Frau Holldorf.
    »Das kann er von Fall zu Fall entscheiden, ganz, wie es ihm paßt. Aber jetzt habe ich Hunger!«
    »Ach du lieber Gott«, rief Frau Holldorf erschrocken, »jetzt habe ich über dem Hund wahrhaftig vergessen, die Kartoffeln aufs Feuer zu

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