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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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das frech schrieb, es sehne sich nach der Liebe eines älteren Herrn mit ruhigem Wesen, der auch materiell etwas zu bieten habe!
    Frau Knopka sah ein wenig aufgelöst aus, als sie ihrem Schwager Emil Brieskorn mit geröteten Augen und in der Haltung einer Rachegöttin entgegentrat. Und vielleicht hatte sie auch den letzten Schuß Rum ein wenig zu kräftig bemessen.
    Brieskorn jedenfalls schnupperte und sagte erstaunt: »He, Mathilde, was ist los? Du bist doch nicht etwa blau?«
    »Was los ist?« fragte sie höhnisch und gab ihm erst jetzt den Blick auf die Schreibklappe des Sekretärs frei, die sie solange mit voller Figur gedeckt hatte, und drückte gleichzeitig den Zeigefinger auf die Briefe, »das ist los!«
    Er erfaßte die Situation im Augenblick.
    »Wie kommst du an meine Sachen heran, Mathilde?« fragte er scharf.
    »Wenn du jetzt vielleicht behaupten willst, daß ich bei dir eingebrochen habe«, fuhr sie ihn, jeder Zoll gekränkte Würde, an, »die Schublade war offen, und ich zog sie aus purem Zufall auf, als ich den Terminkalender suchte. Und dabei fand ich die Bescherung.«
    »Na und?« fragte er verkniffen.
    »Na und?!«, kam es schrill als Echo zurück, »oder soll etwa >Na und?< alles sein, was du zu sagen hast, wie?«
    »Ich wüßte nicht, daß ich dir über meine Privatangelegenheiten Rechenschaft schuldig bin.«
    »Deine Privatangelegenheiten. Daß ich nicht lache. Welche von den Damen soll denn nun die zukünftige Frau Brieskorn werden? Die Herbstzeitlose mit dem dicken Busento oder das dreiundzwanzigjährige Flittchen, das sich nach der Liebe eines älteren Mannes sehnt, he?«
    Die Stirn von Herrn Brieskorn lief rot an. Mit drei Schritten war er beim Schreibtisch und schlug die Platte mit einem lauten Knall hoch. Innen purzelten Briefe, Bleistifte, Tintenlöscher, Locher, Büroklammern und die Fotos der Bewerberinnen um Brieskorns Hand wild durcheinander; es sollte ihm nie mehr gelingen, Bilder und Briefe richtig zueinander zu bringen.
    »Das geht dich wohl einen feuchten Kehricht an, Mathilde«, sagte Brieskorn, durch den Krach ein wenig besänftigt, »und ich wiederhole es nochmals, falls du es nicht kapiert haben solltest: Das ist meine Sache.«
    »So, das ist also deine Sache«, sagte sie wild, »und nach meiner Sache fragt kein Mensch, wie? Kein Mensch fragt danach, daß ich hier sechs Jahre lang von früh bis spät für dich geschuftet und gerackert habe, für nichts und wieder nichts.«
    »Du bist dabei nicht gerade mager geworden«, warf er ein. Aber vielleicht war es dieser Hinweis, der sie auf hohe Touren brachte.
    Mit schriller, sich überschlagender Stimme zählte sie auf, was sie in all den Jahren für ihn getan hatte, und daß sie in seinem verfluchten Laden alt geworden sei und die letzte Gelegenheit verpaßt habe, selber noch einmal am eigenen Herd zu stehen - und das alles, weil es ihm ja gar nicht an einer soliden, tüchtigen und anständigen Frau liege, die auch in den Jahren zu ihm passe, sondern weil es ihn als alten Esel noch einmal kitzele, aufs Glatteis zu gehen. Und zu solchen Schnepfen!
    So lange hatte Herr Brieskorn, fast könnte man sagen, mit Erstaunen zugehört, daß seine Schwägerin sich solche Hoffnungen gemacht zu haben schien. Hm, wenn sie ihm vielleicht schon vor sechs Jahren ein wenig deutlicher entgegengekommen wäre... Wer weiß... Aber dann flogen ihm der alte Esel und die Schnepfen gleichzeitig an den Kopf, und da war es aus mit den milderen Regungen.
    »Schluß, Mathilde«, brüllte er sie an und knallte die rechte Faust klatschend in die flache linke Hand, »und jawoll, ich heirate! Seit sechs Jahren bin ich Witwer, und ich war es eigentlich schon vier Jahre lang, als Maria noch lebte und dahinsiechte. Und der Teufel soll mich holen, wenn ich auch nur im Traum daran dächte, solch ein altes fettes Reff zur Frau zu nehmen, wie du es bist. Du hättest hier bei mir bis in dein Alter das beste Machen haben können.«
    »Als der Küchentrampel von deinem Flittchen, was?« schrie sie ihn an.
    »Aber jetzt ist Schluß. Jetzt packst du deine Koffer und machst, daß du aus meiner Wohnung kommst. Und das war mein letztes Wort.«
    Und blau im Gesicht, als würde ihn im nächsten Augenblick der Schlag treffen, schnaufte er auf und stampfte aus dem Zimmer. Frau Knopka aber sank in einen Stuhl und schluchzte auf. Die
    Rumflasche war leer. Jeder Trost blieb ihr versagt. Nach einer halben Stunde schleppte sie sich auf bleischweren Füßen in ihr Zimmer und begann, ihre

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