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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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Fische, die ehemals darin gediehen, und vergifteten das Land. Wenn man es ganz genau nahm, lagen wir geographisch etwas darüber. Imolo räumte das Problem ein, sagte aber, ich solle mich nicht darum kümmern.
    »Was kannst du daran ändern?« sagte er und erklärte, außerdem sei der arbeitsintensive Tabakanbau, der Umbrien reich gemacht hatte, auch zu mühsam in einer Zeit, in der solch Knochenarbeit nicht mehr ohne weiteres geleistet würde. Es fehlte eine neue Feldfrucht, aber wer würde den ersten Schritt tun, etwas auszuprobieren? San Orsola war eine Gegend, wo sich nie etwas änderte, aus Prinzip. Niemand war bereit, eine Veränderung zu riskieren, da so etwas als Vorbote einer Katastrophe gegolten hätte. Sicherheit existierte nur innerhalb der Grenzen der ihnen bekannten Welt, und seit der Jahrhundertwende gehörte zu dieser Welt Tabak. Die Pflanzen wurden in Gewächshäusern gezogen, die mit Plastikplanen gedeckt waren. Ihre Skelette unterbrachen die Felder im Abstand von einigen Kilometern, im Sommer, wenn die letzten Plastikfetzen an den gebogenen Stangen hingen
und wie gebleichte Hautlappen flatterten, ähnelten sie dem Gerippe gestrandeter Wale. So lange jemand zurückdenken konnte, standen die Tabakpflanzen in den Feldern, war das Dorf mit Tabaktrockentürmen gespickt und den Reihen ihrer Schornsteine aus Zinkblech.
    Maria d'Imolo erzählte mir, daß sie als Kind an Sommerabenden geholfen habe, Tabakblätter auf lange Schnüre aufzufädeln.
    »Die Frauen halfen, die Ernte einzubringen, dann kochten sie, und abends war es ihre Aufgabe, die Blätter zum Trocknen aufzufädeln. Ich habe nie so hart gearbeitet wie die anderen, ich war nur ein Kind, aber ich werde diese Tage nie vergessen und die Geborgenheit, die ich dort empfand, wenn ich ihren Geschichten zuhörte und ihre Lieder lernte. Davon habe ich geträumt, als ich in Nizza lebte. Heute ist es natürlich anders, die Ernte ist mechanisierter … aber das Pflücken geschieht immer noch von Hand. Das geht nicht anders, Maschinen können nicht auswählen wie wir.«
    Die Kinder halfen immer noch auf dem Feld. Die Schule ist um halb eins vorüber. Da Tabak meist jeweils von einer Familie angebaut wird, halfen selbst kleine Kinder, so gut sie konnten, sie pflanzten, jäteten und pflückten an der Seite ihrer Eltern. Die Kinder legten ihre Designer-Kleidung ab und zogen die üblichen Lumpen der Tabakbauern an. Sie verdienten für ihre Plackerei gutes Geld. Allies neuester Herzenswunsch war, mit ihnen im Feld zu schuften. Er löcherte Imolo mit Fragen, wieviel Geld er pro Stunde, pro Tag, pro Sommer verdienen könne.
    Früher war Tabak hoch subventioniert. Bauern mit knapp anderthalb Hektar Tabak verdienten jedes Jahr genug, um gut leben zu können. Von April bis Oktober gab es sehr viel
Arbeit, das übrige Jahr ruhten sie aus. Ich hätte mir über die Übel der Pflanzenschutzmittel den Mund fusselig reden können, wie viele ihrer Gegner es vor mir getan hatten. Im Grunde war die Krise durch die Kürzung der Subventionen entstanden. Ohne dieses Geld würden die Tabakbauern und ihre Kooperativen nicht genug verdienen, damit es sich lohnte. Alles deutete darauf hin, daß die Subventionen weiter gekürzt werden würden. Als wir in die Gegend kamen, war auf vielen Feldern, auf denen im Vorjahr Tabak wuchs, wieder wie früher Mais angepflanzt worden, auf einigen Paprikaschoten und Sonnenblumen, die herkömmlichen armen Verwandten des Tabaks. Aber diese Feldfrüchte wachsen anderswo besser, und ihr Marktpreis ist niedrig. Anderthalb Hektar Mais halten kaum drei Hunde ein Jahr lang am Leben. Es wurde immer deutlicher, daß eine Alternative zum Tabak gefunden werden mußte, etwas, das den Umstand nutzte, daß die Dorfbewohner an eine arbeitsintensive Feldfrucht gewöhnt waren, das relativ wenig Land brauchen und einen hohen Marktpreis erzielen würde. Vielleicht waren Lilien die Lösung.
    Ich begann, von Lilienfeldern im ganzen Tal zu träumen und davon, nach einer Pause von fünfzehn Jahren wieder selbst Landwirtschaft zu betreiben. Wir hatten nur zweieinhalb Hektar Land, einschließlich der Grundfläche des Hauses und eines Wäldchens. Aber schon ein halber Hektar bedeutete einige hunderttausend Blumen. Als spürten sie eine bevorstehende massive Konkurrenz, sammelten sogar meine Winden Kräfte und begannen zu blühen. Ich begriff, daß dies nicht der Zeitpunkt war, um Imolo in meinen Plan einzuweihen. Die Idee war weithergeholt und konnte nur Hohn und Spott

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