Ein Haus zum Traumen
noch verschieben. Aber dann habe ich alles vergessen.«
»Na ja, das ist ja auch kein Wunder. Um wie viel Uhr morgen?«
»Um fünf. Ich habe einen vollen Terminkalender, deshalb ging es nur um fünf.«
»Das ist schon in Ordnung. Wir fahren gleich nach deinem Arzttermin dorthin. Der ist um vier.«
»Aber …«
»Um vier«, wiederholte er in einem Tonfall, den sie an ihm gar nicht kannte. Wahrscheinlich war er deshalb so erfolgreich, dachte sie.
»Okay. In Ordnung.«
»So, und was hieltest du davon, wenn wir uns jetzt mit einem Glas Wein nach draußen setzen und zusehen, wie dieses Gewitter heranrollt?«
»Ich würde sagen, das klingt wie das schöne Ende eines rich tig beschissenen Tages.«
Cilla fand, sie schlug sich ganz tapfer. Sie hatte tief und fest geschlafen – vielleicht ein wenig unterstützt von zwei Gläsern Wein, zwei Motrin und einem weiteren Teller von Pennys berühmter Hühnersuppe. Sie hatte sich um sieben aus dem Bett gestohlen, ohne Ford zu wecken. Nach einer Runde im Whirlpool und ein wenig Yoga, gefolgt von zwei weiteren Schmerztabletten und einer heißen Dusche fühlte sie sich beinahe schon wieder normal.
Bei einer Tasse Kaffee fragte sie sich, warum sie überhaupt zum Arzt musste. Sie brauchte doch keinen Arzt, damit er ihr sagte, dass sie ein bisschen durchgerüttelt worden war und sich vielleicht noch ein paar Tage lang ein wenig steif fühlen würde.
Aber Ford sah das wahrscheinlich anders.
Und eigentlich war es ja auch nett, dass er sich solche Sorgen um sie machte. Da konnte es nichts schaden, wenn sie sich auch einmal ein wenig flexibel zeigte und sich seinen Wünschen fügte.
Außerdem war das Schlimmste ja jetzt vorbei. Hennessy war im Gefängnis und konnte ihr oder ihrem Besitz nicht mehr zu nahe kommen. Endlich konnte sie in Frieden leben und ihr Haus zu Ende renovieren. Und dann zum nächsten übergehen.
Sie würde endlich dazu kommen, einmal darüber nachzudenken, was es bedeutete, dass ein Mann wie Ford sie liebte. Und sie würde sich auch Gedanken darüber machen können, was es für sie bedeutete, einen Mann wie Ford zu lieben.
Sie konnten sich doch sicher Zeit lassen, um es langsam wachsen zu lassen, oder? Die Beziehung zu gestalten, sich über Farbtöne und Zierleisten zu einigen? Sie konnten das Fun dament betrachten und bewerten. Ihres war so uneben, hatte zahlreiche Risse, aber vielleicht konnte man es ja auch reparieren.
Da er so solide war, gab es bestimmt eine Chance, dass das Gebäude standhielt – auf Dauer.
Das wollte sie so schrecklich gerne.
Sie schrieb Ford eine Nachricht und lehnte den Zettel an die Kaffeemaschine.
Fühle mich gut. Bin zur Arbeit gegangen.
Cilla
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber war schon in Ordnung.
Sie füllte ihre Thermoskanne mit Kaffee und machte sich nur zwei Stunden später als sonst auf den Weg zur Arbeit.
An der Tür prallte sie zurück. Mrs. Hennessy stand da und hatte die Hand gehoben, als ob sie gerade klopfen wollte.
»Mrs. Hennessy.«
»Miss McGowan, ich habe gehofft, dass Sie hier sind. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
»Ich halte das für keine gute Idee, unter den Umständen.«
»Bitte. Bitte.« Mrs. Hennessy öffnete die Fliegentür und trat ein, so dass Cilla gezwungen war zurückzuweichen. »Mir ist klar, dass Sie aufgebracht sind, und Sie haben auch allen Grund dazu, aber …«
»Aufgebracht? Ja, ich würde sagen, ich habe wahrhaftig allen Grund dazu. Ihr Mann hat versucht, mich zu töten.«
»Nein. Nein. Er hat nur die Nerven verloren, und das ist zum Teil meine Schuld. Es war falsch, natürlich war es falsch, was er getan hat, aber Sie müssen verstehen, er konnte nicht klar denken.«
»Wann? Als er zuerst hierhergefahren ist oder als er meinen Truck gerammt hat, so oft, bis er mich von der Straße abgedrängt hat? Oder konnte er nicht klar denken, als er mich gestoßen hat? Oder als er die Fäuste gehoben hat?«
Mrs. Hennessy hatte Tränen in den Augen. »Es gibt keine Entschuldigung für das, was er getan hat. Das weiß ich. Ich bin hierhergekommen, um Sie um ein wenig Mitgefühl und Verständnis zu bitten. Sie zu bitten, Ihr Herz zu öffnen und seinen Schmerz zu verstehen.«
»Sie haben vor über dreißig Jahren eine Tragödie erlitten. Und er gibt mir die Schuld. Wie soll ich das verstehen?«
»Vor dreißig Jahren, vor dreißig Minuten. Für ihn gibt es da keinen Unterschied. Unser Sohn, unser einziges Kind verlor in jener Nacht seine Zukunft. Wir konnten nur dieses eine Kind
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