Ein Haus zum Traumen
stehen.
Er ging hinein, packte seinen Skizzenblock, seine Bleistifte und eine Ausgabe von The Seeker: Vanished in eine Tasche und überlegte, was sich noch als Bestechung eignete.
Schließlich entschied er sich für eine Flasche Cabernet, steckte auch sie in die Tasche und machte sich auf den Weg. Spock ließ seinen Bären liegen und hoppelte eilig hinterher.
Sie sah ihn kommen, als sie gerade eine weitere Ladung Schutt und Müll zu dem Container brachte, den sie gemietet hatte. Drinnen im Haus hatte sie das Holz aufgestapelt, das sie vielleicht noch retten konnte. Der Rest musste weg. Sentimentalitäten restaurierten das Haus nicht.
Cilla lud den Schutt ab und stemmte ihre behandschuhten Hände in die Hüften. Was wollten denn ihr Nachbar und sein hässlicher, süßer Hund jetzt schon wieder von ihr?
Er hatte sich rasiert, stellte sie fest. Dann war also der Zweitagebart eher Faulheit als Design gewesen. Faulheit war ihr lieber. Über seiner Schulter hing ein großer Lederbeutel, und als er die Einfahrt entlangkam, hob er freundlich grüßend die Hand.
Spock schnüffelte sofort am Container und hob sein Bein.
»Hey. Sie haben aber schon viel geschafft in den letzten zwei Tagen.«
»Ich verschwende nicht gerne Zeit.«
Er grinste und blickte auf den Container. »Entkernen Sie das gesamte Haus?«
»Nicht vollständig, aber doch mehr, als ich gehofft habe. Vernachlässigung braucht länger als absichtliche Zerstörung, aber das Ergebnis ist das Gleiche. Hallo, Spock.« Der Hund hockte sich vor sie und reichte ihr die Pfote. Okay, dachte Cilla, als sie sie schüttelte. Hässlich, aber charmant. »Was kann ich für Sie tun, Ford?«
»Ich arbeite mich so langsam vor. Zuerst einmal habe ich Ihnen das hier mitgebracht.« Er griff in den Beutel und zog eine Flasche Rotwein heraus.
»Oh, das ist nett. Danke.«
»Und das hier.« Er zog das Buch hervor. »Ein bisschen Lesestoff bei einem Glas Rotwein am Ende des Tages. Damit verdiene ich mein Geld.«
»Mit Wein trinken und Comics lesen?«
»Ja, eigentlich schon, aber ich wollte damit sagen, ich schreibe sie.«
»Das hat mein Vater mir erzählt. Es war nur eine sarkastische Bemerkung.«
»Das habe ich kapiert. Ich beherrsche Sarkasmus so gut wie zahlreiche andere Sprachen. Haben Sie jemals was von mir gelesen?«
Komischer Typ, dachte sie, mit seinem komischen Hund. »Ich habe mir jede Menge Batman reingezogen, als für die Clooney-Version Batgirl besetzt werden sollte. Aber ich habe gegen Alicia Silverstone verloren.«
»Wahrscheinlich kein Drama, so wie der Film wurde.«
Cilla zog eine Augenbraue hoch. »Lassen Sie mich noch mal wiederholen: George Clooney.«
Ford schüttelte den Kopf. »Michael Keaton war Batman . Die Rolle war ihm auf den Leib geschrieben. Nach den Keaton-Filmen war das Opernhafte weg. Und zwingen Sie mich nicht, was zu Val Kilmer zu sagen.«
»Na gut. Auf jeden Fall habe ich mich für das Vorsprechen vorbereitet, indem ich mir die verschiedenen Filme angesehen habe – und, ja, Sie haben recht, Keaton war fabelhaft –, ein paar von den Comics gelesen und mich über den Hintergrund informiert habe. Wahrscheinlich war ich viel zu gut vorbereitet.«
Sie zuckte mit den Schultern. Mit sechzehn war es schlimm für sie gewesen, dass sie die Rolle nicht bekommen hatte. »Sie zeichnen Ihre Bilder selber?«
»Ja.« Er musterte sie, während sie das Cover betrachtete. Sieh dir diesen Mund an, dachte er, und ihr Kinn. Es juckte ihn in den Fingern, zum Bleistift zu greifen. »Ich bin egozentrisch und besitzergreifend. So gut wie ich kann es sowieso niemand, deshalb bekommt auch keiner die Chance.«
Sie blätterte das Buch durch. »Das ist ja eine ganze Menge. Ich habe immer gedacht, Comics bestehen nur aus zwanzig bunten Seiten, auf denen die Figuren BAM! und ZACK! von sich geben. Was Sie da zeichnen, sieht stark und lebendig aus, mit vielen dunklen Seiten.«
»Der Seeker hat viele dunkle Seiten. Ich bin gerade bei einer neuen Folge. In ein paar Tagen müsste sie eigentlich fertig sein. Wahrscheinlich wäre ich heute schon fertig gewesen, wenn Sie mich nicht abgelenkt hätten.«
Die Weinflasche, die sie in die Armbeuge geklemmt hatte, wurde schwer. »Wie ist mir das gelungen?«
»Durch Ihr Aussehen und die Art, wie Sie sich bewegen. Das soll keine persönliche Anspielung sein.« Er blickte sie an. »Noch nicht, jedenfalls. Ich meine das in professioneller Hinsicht. Ich versuche gerade, eine neue Figur zu entwickeln, die Protagonistin für eine
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