Ein Haus zum Traumen
AIDS.«
»Lenny Eisner.«
»Ja, genau. Gott, was für ein attraktiver Mann! Auf jeden Fall spielte er Klavier, und sie sang. Es war die reinste Magie. Es könnte das Weihnachten gewesen sein, bevor Ihr Onkel ums Leben kam.
Es tut mir leid«, sagte Cathy plötzlich. »Ich habe laut geträumt.«
»Nein, ich höre gerne davon, wie es war. Wie sie war.« Cathy schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich kann Ihnen sagen, niemand strahlte heller als Janet. Ich glaube, ja, Marianna war gerade ein paar Wochen alt, und wir hatten zum ersten Mal einen Babysitter. Es machte mich nervös, sie allein zurückzulassen, und ich war auch so verlegen, weil ich die Pfunde von der Schwangerschaft noch nicht ganz verloren hatte. Aber Janet fragte mich gleich nach dem Baby und sagte mir, wie hübsch ich aussähe. Das war nett von ihr, da ich bei Marianna dick wie ein Wal geworden war und meinen Umfang höchstens auf Flusspferd reduziert hatte. Daran kann ich mich besonders gut erinnern, denn meine Schwiegermutter nörgelte ständig an mir herum, weil ich so viele Canapées aß. Wie sollte ich denn jemals abnehmen, wenn ich so viel aß? Sie hat mich auf die Palme gebracht. Oh, aber Toms Vater, ich weiß noch, dass er an jenem Abend unglaublich gut aussah. Janet flirtete mit ihm, was meine Schwiegermutter irritierte und mich freute.«
Sie lachte bei der Erinnerung daran. »Ich bin mit Toms Mutter nie besonders gut ausgekommen. Ja, er sah an jenem Abend echt gut aus. Man hätte nie gedacht, dass er nur zwölf Jahre später so schrecklich an Krebs sterben würde. Sie standen genau hier, Janet und Drew – Andrew, Toms Daddy. Und dann waren sie beide tot.
Nein, das tut mir aber jetzt leid. Wie bin ich nur auf so morbide Gedanken gekommen?«
»Alte Häuser. Sie sind voller Leben und Tod.«
»Ja, Sie haben vermutlich recht. Aber was Sie hier machen, hat etwas mit dem Leben zu tun. Oh, das habe ich ja völlig vergessen. Ich habe uns zwei Mimosas mitgebracht.« »Sie haben mir etwas zu trinken mitgebracht?« Cathy musste lachen. »Nein. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Mimosenbäume, meinte ich. Na ja, Bäume werden es erst in ein paar Jahren sein. Ich habe sie selber aus Samen gezogen, weil ich zwei schöne, alte Mimosen im Garten habe. Vielleicht wollen Sie sie aber auch gar nicht, dann wäre ich auch nicht beleidigt. Sie sind gerade erst fünfundzwanzig Zentimeter hoch, und sie werden erst in einigen Jahren blühen.«
»Ich freue mich sehr darüber.«
»Sie stehen draußen auf der Veranda in alten Plastiktöpfen. Am besten bringen wir sie zu Brian, damit er sie an der richtigen Stelle einpflanzen kann.«
»Das ist mein erstes Einweihungsgeschenk.« Cilla ging mit Cathy hinaus und hob einen der Plastiktöpfe an, in denen der zarte Schössling stand. »Ich finde es besonders schön, wenn ich sie so jung einpflanzen und dann beobachten kann, wie sie wachsen. Es ist ulkig, dass Sie gerade heute vorbeigekommen sind und über Partys gesprochen haben, weil ich überlegt habe, am Labor Day ein Fest zu feiern.«
»Oh ja, unbedingt. Das wird bestimmt lustig.«
»Das Problem ist nur, das Haus ist bis dahin noch nicht komplett fertig, und es ist auch noch nicht eingerichtet oder …«
»Wen kümmert das denn?« Cathy versetzte Cilla einen begeisterten Stoß mit dem Ellbogen. »Wenn alles fertig ist, können Sie ja noch mal feiern. Es wäre dann wie so eine Art … Vorspiel. Ich helfe Ihnen gerne und Patty bestimmt auch. Fords Mutter ebenfalls. Also, wenn Sie nichts dagegen haben, können wir das Ganze auch organisieren.«
»Mal sehen. Ich denke darüber nach.«
Die Handwerker waren gegangen, und im Haus kehrte wieder Ruhe ein. Cilla hatte die zwei zarten Schösslinge, die erst in ein paar Jahren die ersten rosa Wattebausch-Blüten zeigen würden, an einer sonnigen Stelle im Garten eingepflanzt. Nun setzte sie sich auf einen umgestülpten Eimer im Wohnzimmer des Hauses, das einst ihrer Großmutter gehört hatte. Und jetzt gehörte es ihr.
Sie stellte es sich voller festlich gekleideter Menschen vor. Bunte Weihnachtslichter, eleganter Kerzenschein und ein Feuer im Kamin.
Eine pinkfarbene Couch mit weißen Satinkissen.
Und Janet, die alle überstrahlte, wie sie in einem blauen Kleid von Gast zu Gast ging, in der Hand ein Kristallglas mit Champagner.
Die Enkelin saß auf dem umgedrehten Eimer, hörte die Traum stimmen und sog den imaginären Duft des Weihnachtsbaums ein.
So fand Ford sie, alleine mitten im Zimmer, in der späten
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