Ein Haus zum Traumen
dachte sie darüber nach, wie weit sie seit März gekommen war. Nein, es hatte ja schon lange vor März angefangen, korrigierte sie sich. Die Reise hatte begonnen, als sie durch die Blue Ridge gewandert war, ganz bewusst, um die kleine Farm ihrer Großmutter zu sehen, um zu sehen, wo ihr Vater herkam, und vielleicht ein wenig zu verstehen, warum er sie verlassen hatte und wieder dorthin zurückgegangen war.
Damals hatte sie sich in die hügelige Landschaft vor den Bergen verliebt, dachte Cilla, in die Bäume, die kleinen und gro ßen Städte, die Häuser und Gärten, die Straßen und Bäche, die sich durch die Landschaft wanden. Und vor allem hatte sie sich in das alte Farmhaus verliebt, das hinter einer Steinmauer, eingeschlossen von einem überwucherten Garten, langsam in sich zusammenfiel.
Vielleicht hatte sie das Dornröschenschloss gesehen, dachte sie, aber eigentlich war es ihr schon damals wie ein Zuhause vorgekommen.
Und jetzt wurden ihre Träume bald Wirklichkeit.
Sie saß an der Theke, trank Kaffee und stellte sich vor, wie sie in einem Zimmer aufwachte, dessen Wände in der Farbe der Morgendämmerung schimmerten. Wie mochte es wohl sein, ein Leben zu führen, das sie sich selbst ausgesucht hatte?
Ford gab ein verschlafenes Grunzen von sich, als er in die Küche kam.
Sieh ihn dir an, dachte sie. Noch nicht ganz wach, dieser lange, schlaksige Körper in blauen Boxershorts und einem zerschlissenen Yoda- T-Shirt. Seine zerzausten braunen Haare mit den sonnengebleichten Spitzen und seine grünen Augen, die noch verhangen und schläfrig waren.
War er nicht hinreißend?
Er schüttete Kaffee in einen Becher, gab Zucker und Milch dazu und trank den ersten Schluck, als ob sein Leben davon abhinge.
Dann drehte er sich zu ihr um und stützte sich mit den Ellbogen auf die Theke. »Warum siehst du so wach aus?«
»Wahrscheinlich, weil ich seit drei Stunden auf bin. Es ist schon nach zehn, Ford.«
»Du hast keinen Respekt vor dem Sonntag.«
»Das ist wahr. Ich schäme mich auch.«
»Nein, das tust du nicht. Aber Makler haben auch keinen Respekt vor dem Sonntag. Vicky hat gerade auf meinem Handy angerufen und mich aus einem sehr heißen Traum geweckt, mit dir und mir und Fingerfarben. Es war gerade richtig interessant, als ich so grob und ungezogen unterbrochen wurde. Jedenfalls sind die Verkäufer weitere fünftausend heruntergegangen.«
»Fingerfarben?«
»Und als Künstler kann ich sagen, dass es der Beginn eines Meisterwerks war. Wir sind jetzt nur noch zehntausend auseinander, wie Vicky, die Traumkillerin, erwähnte. Deshalb …«
»Nein.«
»Verdammt.« Er zog ein Gesicht wie ein Kind, dem man gerade die Plätzchendose weggenommen hatte. »Ich wusste doch, dass du nein sagen würdest, während du nichts dagegen hattest, dass ich Kobaltblau um deinen Bauchnabel verteilt habe. Können wir nicht …«
»Nein. Du wirst mir später noch dankbar sein, wenn du zehntausend mehr hast, um sie in die Renovierung zu stecken.«
»Aber ich will den hässlichen Schuppen jetzt endlich haben. Ich will ihn für mich. Ich liebe ihn, Cilla, wie ein dickes Kind Kuchen liebt.« Er verzog das Gesicht zu einem hoffnungsvollen Lächeln. »Wir könnten uns die Differenz teilen.«
»Nein. Wir bleiben hart. Niemand sonst hat ein Angebot gemacht. Der Verkäufer ist nicht daran interessiert, irgendetwas zu renovieren oder zu reparieren. Er wird schon noch runtergehen.«
»Vielleicht aber auch nicht.« Ford kniff die Augen zusammen. »Vielleicht ist er genauso starrköpfig wie du.«
»Okay, was hältst du davon?« Sie lehnte sich zurück, eine Expertin am Verhandlungstisch. »Wenn er nicht nachgibt, wenn er dein Angebot nicht innerhalb von zwei Wochen akzeptiert, dann kannst du ihm die Hälfte anbieten. Aber erst einmal hältst du noch vierzehn Tage durch.«
»Okay. Zwei Wochen.« Wieder versuchte er hoffnungsvoll zu lächeln. »Denkst du manchmal an Rührei?«
»Selten. Aber ich denke an etwas anderes. Ich schaue dieses große, weiche Sofa da drüben an – ich bin nämlich gerade in Sofa-Laune. Und ich frage mich, was wohl passieren würde, wenn ich mich auf diesem großen, weichen Sofa ausstrecken würde.«
Sie glitt vom Hocker und lächelte ihn über die Schulter an, während sie zum Sofa ging. »Und ich frage mich, ob ich mich wohl ganz alleine dort hinlegen muss, mit all meinen unerfüllten Wünschen und lasziven Gedanken.«
»Ja, lasziv ist gut.«
Er ging um die Theke herum und warf sich auf sie. »Hi.«
Lachend
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