Ein Haus zum Traumen
dir?«
»Mein Penis stellt genau die gleichen Fragen. Aber das Problem ist … warte«, befahl er und hielt sie fest, als sie sich umdrehen wollte. »Das Problem ist, wenn man so aufgewühlt ist, dann … schließ die Tür nicht ab.«
»Es ist doch nur Sex.«
»Vielleicht. Vielleicht. Aber wenn wir zusammen sind, will ich, dass es nur um uns beide geht. Um dich.« Er testete seine Willenskraft, indem er ihr einen langsamen, sanften Kuss gab. »Und um mich. Nicht um Steve oder Steves Mutter, nicht um Janet Hardy oder um ihre Briefe. Nur um uns, Cilla. Ich will dich dann für mich allein haben.«
Seufzend versetzte sie einer der Kisten einen halbherzigen Tritt. »Wie soll ich mir nach dieser Rede denn noch abgewiesen vorkommen?« Sie hakte die Daumen in die Taschen ihrer Jeans und blickte betont auf seinen Schritt. »Sieht so aus, als ob er noch ziemlich viel nachdenkt. Was willst du dagegen tun?«
»Ich brauche mir bloß Maylene Gunner vorzustellen.«
»Maylene Gunner.«
»Maylene war hinterhältig wie eine Schlange, gewaltig wie ein Schlachtschiff und hässlich wie die Nacht. Als ich acht war, hat sie mich so verprügelt, dass ich Rotz und Wasser geheult habe.«
Nein, wie sollte sie auf diesen Mann sauer sein? »Warum hat sie das denn gemacht?«
»Weil ich ein wenig schmeichelhaftes Porträt von ihr gezeichnet habe. So viel Talent hatte noch nicht mal Da Vinci. Ich habe sie wie so eine Art furzendes Michelin-Männchen dargestellt. Unter ihr klammerten sich kleinen Leute hilfesuchend aneinander, lagen bewusstlos am Boden oder rannten vor ihr weg.«
»Grausam«, sagte Cilla, aber ihre Lippen zuckten.
»Ich war acht. Auf jeden Fall bekam sie Wind davon – sozusagen –, lauerte mir auf und schlug mich zu Brei. Wenn es also sein muss, dann stelle ich mir einfach ihr Gesicht vor, und …« Er blickte an sich herunter und lächelte. »Siehst du. Er hat sich wieder zurückgezogen.«
Cilla musterte ihn einen Moment lang. »Du bist ein sehr selt samer Mann, Ford. Aber auch seltsam anziehend. Wie dein Hund.«
»Pass auf, dass es nicht wieder von vorne losgeht. Selbst Maylene Gunner hat nur begrenzte Macht. Weißt du was? Ich helfe dir jetzt schnell, und dann fahren wir zusammen zu Steve. Gemeinsam kommen wir auch gegen seine Mama an.«
Ja, dachte sie, ein sehr seltsamer, anziehender Mann. »Okay. Bring bitte als Erstes die Stehlampe zum Müllcontainer.«
Sie überstand den Tag, überstand die Nacht. Cilla wappnete sich für den zweiten Besuch des Tages und die nächste Konfrontation mit Steves Mutter. Während sie vor dem Krankenhauseingang hin und her lief, redete sie sich gut zu.
Es ging nicht um sie, um alte Streitigkeiten und Empfindlichkeiten. Und es ging nicht darum, dass sie der alten Hexe am liebsten einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen hätte.
Es ging nur um Steve.
Sie ließ die Schultern kreisen, um sie zu lockern, wie ein Boxer, bevor er in den Ring geht, und marschierte gerade entschlossen auf die Türen zu, als jemand ihren Namen rief.
Es war zwar feige, erleichtert über den Aufschub zu sein, aber sie konnte nicht anders. Lächelnd drehte sie sich zu Cathy und Tom Morrow um.
Cathy rieb über Cillas Arm. »Wie geht es Ihrem Freund?«
»Unverändert. Immer noch das Gleiche. Ich möchte Ihnen noch einmal für Ihre Hilfe danken, als Steve im OP war.«
»Das war doch nichts.«
»Mir hat es viel bedeutet. Haben Sie heute Dienst?«
»Eigentlich sind wir hier, um unser Patenkind zu besuchen. Sie hat ein Baby bekommen.«
»Das ist schön. Nun …« Cilla blickte wieder zur Tür.
»Soll ich zuerst einmal mit Ihnen hinaufgehen?«, bot Cathy an.
»Nein, nein, es geht schon. Es ist nur … Steves Mutter ist wahrscheinlich da. Sie kann mich nicht ausstehen, und wenn wir beide uns im selben Zimmer aufhalten, wird es ziemlich eng da drin.«
»Daran kann ich etwas ändern.« Cathy hob einen Finger. »Wissen Sie was? Ich gehe jetzt hoch und locke sie für fünfzehn, zwanzig Minuten aus dem Krankenzimmer.«
»Wie wollen Sie das denn machen?«
»Wie freiwillige Helfer das immer machen. Ich lade sie zu einer Tasse Kaffee ein und leihe ihr mein Ohr. So kann sie sich ausweinen, und Sie haben ein paar Minuten alleine mit Ihrem Freund.«
»Das schafft sie locker«, warf Tom zustimmend ein. »Cathy kann niemand widerstehen.«
»Ich wäre Ihnen so dankbar.«
»Kein Problem. Tom, leiste Cilla ein paar Minuten Gesellschaft. Fünf müssten reichen.« Fröhlich winkend ging Cathy ins
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