Ein Haus zum Traumen
jemand daran interessiert gewesen sein, in die Scheune einzubrechen.«
»Und einem Mann den Schädel einzuschlagen. Ja. Die Sache ist nur die: Das meiste in der Scheune hat den McGowans gehört. Der gewöhnlichen Seite der Familie.«
Cilla ging wieder zu Steve, saß aber dieses Mal schweigend an seinem Bett.
Als sie ging, lief sie ihrem Vater in die Arme, der gerade aus dem Aufzug stieg. »Dad.«
»Cilla.« Rasch trat er zu ihr und packte sie an den Schultern. »Wie geht es ihm?«
»Unverändert. Sein Zustand ist noch kritisch. Die Operation hat er zwar überstanden, und das ist sicher ein Plus, aber … Es gibt zu viele Aber, wenn und vielleicht.«
»Es tut mir so leid.« Er zog sie kurz an sich. »Ich bin ihm ja nur zweimal begegnet, aber ich mochte ihn. Was kann ich tun?«
»Ich weiß es nicht.«
»Komm, wir gehen nach unten, du musst etwas essen.«
»Nein, ich wollte gerade gehen. Ich muss noch Besorgungen machen.« Ein zwei Stunden etwas tun, nicht daran denken. »Vielleicht … Meinst du, du könntest hineingehen und ein bisschen bei ihm sitzen bleiben? Mit ihm reden? Er mochte dich auch.«
»Klar, das mache ich.«
»Und wenn du gehst, sag ihm bitte, dass ich wiederkomme. Ich komme auf jeden Fall wieder.«
»In Ordnung.«
Cilla nickte und drückte auf den Knopf für den Aufzug. »Ich bin dir … ich bin dir echt dankbar, dass du gekommen bist. Du kennst ihn ja kaum. Du kennst ja mich kaum.«
»Cilla …«
»Aber du bist gekommen.« Sie trat in den Aufzug, drehte sich um und blickte ihren Vater an. »Du bist gekommen. Das bedeutet mir viel«, sagte sie, als sich die Türen schlossen.
Arbeit. Die Arbeit brachte sie durch den Tag. Und den nächsten Tag. Arbeiten konnte sie besser als ihre Gefühle ausdrücken, dachte sie – außer, sie standen in einem Drehbuch. Sie machte sich einen Plan und hielt sich daran. So viele Stunden im Haus, so viele Stunden im Garten, so viele im Krankenhaus, so viele in der Scheune.
Danach fiel sie erschöpft auf ihre Luftmatratze und schlief wie ein Stein.
So weit, so gut, dachte sie.
Aber in der Zwischenzeit war Steves Mutter angereist und hatte den Terminplan geändert. Jetzt hatte sie also noch mehr Zeit für die Arbeit, sagte sich Cilla. Mehr Zeit, etwas zu erledigen.
Sie nahm eine Stehlampe und betrachtete stirnrunzelnd den trichterförmigen Lampenschirm und den fleckigen Messingfuß. »Was haben sie wohl geraucht, als sie die gekauft haben?«
Aus einem Impuls heraus lief sie los und zielte mit der Lampe auf das offene Scheunentor, als sei sie ein Wurfspeer. Als Ford plötzlich auftauchte, schrie sie erschreckt auf. Er sprang rasch zur Seite, so dass die Lampe an ihm vorbeizischte.
»Du liebe Güte!«
»Es tut mir leid! Es tut mir leid! Ich habe dich nicht gesehen.«
»Müsstest du nicht eigentlich ›Achtung‹ oder so etwas rufen?«, fragte er. »Wie hätte ich denn das erklären sollen? Ja, Doktor, ich bin von der wahrscheinlich hässlichsten Stehlampe der Welt durchbohrt worden?«
»Ich glaube nicht, dass sie dich durchbohrt hätte. Eher zerbeult. Auf jeden Fall hat sie mein Auge beleidigt.«
»Ja, meins auch. Beinahe buchstäblich. Was machst du hier? Du bist früh dran«, fügte er hinzu, als sie ihn fragend ansah. »Ich habe dein Auto gesehen, und ich dachte …«
»Nein. Es gibt nichts Neues. Außer dass Steves Mutter gekommen ist.«
»Ja. Ich habe sie heute früh kurz kennen gelernt.« Er steckte die Hände in die Taschen und zog die Schultern hoch. »Sie ist fürchterlich.«
»Sie hasst mich. Weil ich Steve geheiratet habe, weil wir geschieden sind. Sie mag auch Steve nicht besonders gerne, aber mich? Mich hasst sie. Also habe ich das Weite gesucht. Ich bin sozusagen geflüchtet. Ich kann nicht so besonders gut mit Müttern umgehen.«
»Mit deiner Stiefmutter klappt es doch ganz gut. Sie hat dir gestern Abend diesen schönen Auflauf geschickt.«
»Nudeln mit Thunfisch. Ich weiß nicht, ob das ein Zeichen der Zuneigung sein soll.«
»Doch, das kannst du mir glauben.« Er trat in die Scheune und streichelte ihre Wange. »Du arbeitest zu schwer, schönes blondes Mädchen.«
»Ach was.« Sie entzog sich ihm und trat gegen eine der Kisten. »Die Polizei will, dass ich die Sachen hier durchgehe, um zu sehen, ob etwas fehlt.«
»Ja. Ich glaube, sie haben mich wieder von der Liste der Verdächtigen gestrichen, was ich seltsam enttäuschend finde. Der große Weiße hat mich gebeten, ihm The Seeker: Indestructible für seinen Enkel zu
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