Ein Haus zum Traumen
des Bettes überprüfte Mike den Puls, die Pupillen und den Blutdruck. Dann kniff er Steve fest in den Unterarm. Der Arm zuckte.
»Das hat er gespürt. Er hat sich bewegt. Steve, du bringst mich um. Mach die Augen auf.« Cilla umfasste sein Gesicht und beugte sich ganz dicht über ihn. »Mach die Augen auf.«
Die Augenlider flatterten, und noch etwas anderes spürte sie an ihrem Kinn. Das war mehr als sein Atem, stellte sie fest. Er hatte etwas gesagt.
»Was? Was? Sag es noch einmal.«
Sie beugte sich über ihn, ihr Ohr an seinen Lippen. Er atmete ein, und dann flüsterte er mit rauer, heiserer Stimme: »Verdammt.«
Cilla schluchzte auf und lachte zugleich. »Verdammt. Er hat verdammt gesagt!«
»Das kann ich gut verstehen.« Mike trat rasch zur Tür und sagte zu einer Krankenschwester: »Pieps Dr. North an. Sein Pa tient wacht auf.«
»Kannst du mich sehen?«, fragte Cilla, als er die Augen öffnete. »Steve? Kannst du mich sehen?«
Er stieß einen erschöpften Seufzer aus. »Hi, Puppe.«
Sie redete mit dem Arzt, und schaffte es sogar, Steves Mutter aufrichtig anzulächeln, bevor sie sich auf der Damentoilette einschloss, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen und sich eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, ging sie zurück ins Schwesternzimmer.
»Er schläft«, sagte Mike zu ihr. »Einen natürlichen Schlaf. Er ist noch schwach, und es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder auf dem Damm ist. Sie sollten nach Hause gehen, Cilla, und auch ein wenig schlafen.«
»Ja, das mache ich. Wenn er nach mir fragt …«
»Dann rufen wir Sie an.«
Zum ersten Mal trat Cilla mit leichtem Herzen in den Aufzug. Während sie durch die Lobby ging, zog sie ihr Handy heraus und rief Ford an.
»Hey, schönes blondes Mädchen.«
»Er ist aufgewacht.« Sie hüpfte förmlich den Gehweg entlang zum Parkplatz. »Er ist aufgewacht, Ford. Er hat mit mir geredet.«
»Was hat er gesagt?«
»Zuerst verdammt.«
»Wie es sein sollte.«
»Er kannte mich, meinen Namen und alles. Seine linke Seite ist noch ein wenig schwächer als seine rechte, aber der Arzt sagt, es sieht gut aus. Sie müssen natürlich noch Tests machen, und …«
»Sie scheinen ja gute Arbeit geleistet zu haben. Soll ich vorbeikommen und dir was zu essen bringen?«
»Nein, ich fahre jetzt direkt nach Hause. Er schläft jetzt. Ganz normaler Schlaf. Ich wollte es dir nur schnell sagen. Ich wollte sagen, ich habe deine Zeichnung gesehen und habe ihn noch damit geneckt, kurz bevor er … ich glaube, das hat es bewirkt.«
» Con, den Unsterblichen , kann nichts aufhalten.«
»Du bist so … o Gott! Bastard!«
»Was? Was hast du gesagt?«
Sie starrte die Tür ihres Trucks an. »Ich komme gleich. Ich bin in ein paar Minuten da.«
Sie legte auf, bevor Ford antworten konnte. Auf die Fahrertür ihres Wagens hatte jemand mit schwarzem Filzstift geschrieben:
Huren zeugen Huren!
13
F ord sah Cilla zu, die mit ihrer Digitalkamera Aufnahmen von der Tür ihres Pickups machte. Er hätte am liebsten einen Wutanfall bekommen, wusste aber nicht, was er damit machen sollte, wenn er es erst einmal zulassen würde.
Gegen die Reifen treten? Mit Schaum vorm Mund herumlaufen? Nein, das kam ihm alles nicht so besonders hilfreich oder befriedigend vor. Stattdessen stand er nur da, die Hände in den Taschen, und hielt seine Wut auf einem erträglichen Level.
»Die Polizei wird auch Fotos machen«, bemerkte er.
»Ich will aber selber welche. Außerdem glaube ich nicht, dass Urick und Wilson diesem Fall große Bedeutung beimessen.«
»Es könnte aber eine Verbindung bestehen. Sie kommen mor gen früh.«
Achselzuckend schaltete sie die Kamera aus und steckte sie in die Tasche. »Es geht auf jeden Fall nicht ab. Die Sonne hat den Filzstift förmlich eingebrannt, ich muss also die ganze Tür auswechseln. Ich habe das Auto erst seit drei Monaten.«
»Du kannst solange mein Auto nehmen.«
»Nein, ich fahre mit diesem.« Trotz und Wut standen in ihren Augen. »Ich weiß ja, dass ich keine Hure bin. Ich habe Hennessys Kombi auf dem Parkplatz gesehen, bevor ich zu Steve gegangen bin. Er könnte es gewesen sein. Vielleicht hat er auch Steve überfallen. Dazu wäre er bestimmt in der Lage.«
»Hat Steve irgendetwas gesagt?«
»Wir haben ihn nicht gefragt. Er war noch so schwach und desorientiert. Morgen wahrscheinlich, meinte der Arzt. Morgen kann er mit der Polizei sprechen. Verdammt!«
Erregt marschierte sie auf und ab. Dann blieb sie stehen
Weitere Kostenlose Bücher