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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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bitten, ihr ein paar Gerichte beizubringen. Nichts zu Kompliziertes oder so. Das hatte sie schon einmal versucht und war dabei kläglich gescheitert. Aber vielleicht Tomatensauce oder Fleisch und Kartoffeln. Und sie konnte doch bestimmt lernen, wie man Hähnchenbrust zubereitete.
    Sobald das Haus fertig war, gelobte sie sich. Sobald sie ihre Lizenz besaß und ihren Alltag im Griff hatte. Sie würde kochen lernen, damit sie nicht mehr von Sandwiches, Dosensuppen oder Fertigpizza leben musste.
    Sie ging mit dem Kaffee nach draußen, atmete tief den Duft der Dämmerung über dem frisch angepflanzten Garten ein und sah zu, wie sich der Dunst über dem Teich, den sie noch säubern musste, langsam hob.
    Jeden Tag, dachte sie. So wollte sie jeden Tag beginnen. Im ersten Licht aus dem Haus treten und sich alles anschauen.
    Ganz gleich, was sie ihrer Mutter für dieses Haus, für dieses Leben gezahlt hatte, hier in der Dämmerung wusste sie, dass alles, was sie sehen, riechen und berühren konnte, ein Ge schenk von der Großmutter war, die sie nie kennen gelernt hatte.
    Sie hatte sich bei ihren Morgenspaziergängen sicher auch Kaffee mitgenommen, dachte Cilla, als sie die Treppe von der Veranda herunterging. Den Berichten zufolge war sie eine Frühaufsteherin, weil die Dreharbeiten oft früh begannen, manchmal schon in der Dämmerung.
    Oft auch bis zur Dämmerung, dachte Cilla. Aber das war eine andere Seite von ihr gewesen. Das Partygirl, die Hollywood-Queen, der Star, der zu viel trank und zu viele Tabletten schluckte.
    In der morgendlichen Stille sehnte sich Cilla nach Janets Ge genwart. Sie hatte diese Ecke von Virginia geliebt, sich eine Promenadenmischung zugelegt und Rosen unters Fenster gepflanzt.
    Sie musste lächeln, als sie bei ihrem Spaziergang ums Haus die große rote Scheune betrachtete. Sie war nicht mehr mit Tatort-Band verklebt, sondern mit einem Vorhängeschloss fest verschlossen. Und Steve, dachte sie, schnarchte in dem hübschen Eisenbett im Zimmer oben.
    Der Alptraum war vorbei. Ein Einbrecher, der nach Erinnerungsfetzen gesucht hatte und in Panik geraten war. Die Polizei glaubte das, warum sollte sie es also anzweifeln? Wenn sie unbedingt ein Geheimnis lösen wollte, dann wäre es die Identität des Verfassers der Liebesbriefe im Gatsby . Und dadurch könnte sie auch eine weitere Seite von Janet kennen lernen.
    Als sie sich der Vorderseite des Hauses näherte, wurde es langsam heller. Die Vögel begannen zu zwitschern, und es duftete nach Rosen und frisch umgegrabener Erde. Tau prickelte kühl auf ihren bloßen Füßen. Sie fand kaum Worte dafür, wie sehr es sie freute, in Pyjamahose und T-Shirt über ihr eigenes Land zu laufen.
    Und niemand achtete darauf.
    Sie trank ihren Kaffee auf der vorderen Veranda aus und blickte über den Rasen.
    Nach und nach erlosch ihr Lächeln, und ein verwirrter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als ihr Blick auf die vordere Mauer fiel.
    Wo waren ihre Bäume? Eigentlich müsste sie doch von der Veranda aus die Wipfel der hängenden Zierkirschen sehen. Stirn runzelnd stellte sie ihren Kaffeebecher auf die Reling und ging über den Rasen auf die Einfahrt zu.
    Dann begann sie zu laufen.
    »Nein. Verdammt noch mal, nein!«
    Die jungen Bäumchen lagen auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Mauer und Straßenböschung. Die schlanken Stämme waren mit der Axt abgehackt worden. Dazu hatte nicht viel Kraft gehört, dachte sie, als sie sich hinhockte und mit den Fingern über die Blätter fuhr. Höchstens drei oder vier Schläge.
    Stehlen wollte sie keiner. Sie auszugraben hätte mehr Zeit erfordert, mehr Mühe gemacht. Hier wollte jemand zerstören. Töten.
    Ihr Magen zog sich in einer Mischung aus Trauer und Wut zusammen. Das war kein Zufallstäter gewesen, dachte sie. Auch keine Kinder. Kinder hackten keine Bäume um.
    Sie holte tief Luft und blickte auf ihre sterbenden Bäume. Auf einmal stockte ihr der Atem, und erneut stiegen Trauer und Wut in ihr auf. Auf die alte Steinmauer hatte jemand mit schwarzer Farbe eine hässliche Botschaft gepinselt.
Geh zurück nach Hollywood, du Schlampe!
Leb wie eine Hure, stirb wie eine Hure
    »Fick dich!«, sagte sie leise. »Oh, verdammt noch mal, Hennessy, fick dich!«
    Außer sich vor Wut stürmte sie ins Haus, um die Polizei zu rufen.
    Cilla sah nur noch rot, und sie erklärte allen Handwerkern, dass jeder, der Steve gegenüber die Bäume oder die Mauer er wähnen würde, auf der Stelle entlassen würde. Ohne Ausnahme.
    Dann

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