Ein heißes Wiedersehen
und Lexi einfach hatte gehen lassen. Er hatte etwas zu ihr gesagt, was er für den Rest seines Lebens bedauern würde, falls er keine Möglichkeit fand, es wieder gutzumachen. Sicher, sie hätte ihm von Anfang an die Wahrheit sagen müssen. Andererseits hatte sie ihrer Schwester ja zunächst geglaubt. Zudem bestand kein Zweifel daran, dass ihre Gefühle für ihn echt waren. Wenn er nur die Uhr zurückdrehen und dieses schreckliche Gespräch ungeschehen machen könnte!
Als er Lexi zum Speisesaal hatte verschwinden sehen, waren ihm plötzlich viele Dinge klar geworden. Nicht zuletzt hatte er endlich begriffen, dass er sich Hals über Kopf in Lexi verliebt hatte. Er hatte es vor sich selbst zu leugnen versucht, aber letztlich war das sinnlos und reine Zeitverschwendung gewesen. Er wusste, dass es wahr war, so wie er wusste, dass er wahrscheinlich jede Chance auf ein gemeinsames Leben mit ihr verspielt hatte.
Er nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, ging damit auf die Terrasse und ließ sich in einen Sessel fallen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Mit Problemen fertig zu werden war für ihn etwas Selbstverständliches. Es gehörte zu seiner täglichen Arbeit. Aber in ein Durcheinander wie dieses war er noch nie geraten. Noch nie hatte er einfach nur wie erstarrt dagestanden und schweigend zugesehen, wie all seine Träume zerbrachen.
Selbst als sein Vater gestorben war und die Zukunft der Ranch ebenso in Frage gestanden hatte wie die Gesundheit seiner Mutter, hatte er gewusst, was zu tun war, und es angepackt. Er versuchte, jetzt ebenso logisch zu überlegen. Schließlich war dies eine ganz ähnliche Situation, und er sollte eigentlich in der Lage sein, sie zu bewältigen. Er würde das Problem analysieren, einen Plan entwickeln und ihn dann Schritt für Schritt umsetzen, wie schon bei anderen Schwierigkeiten zuvor.
Dummerweise war an der Liebe nichts Logisches. Er steckte in einer Lage, bei der ihm keinerlei Erfahrungswerte weiterhalfen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er jetzt tun sollte.
Seine Gedanken wanderten zu Jimmy und seinem erstaunten Gesicht, mit dem er all das Neue um ihn herum in sich aufnahm. Er dachte an die Neugier des kleinen Jungen, als dieser ihn gefragt hatte, ob er ein echter Cowboy sei. Er dachte an die Zahnlücke, die man sah, wenn der Kleine grinste und die großen unschuldigen Augen, die über die Tatsache hinwegtäuschten, dass er in seinem jungen Leben schon zu viel Tragisches erlebt hatte. Von dem Jungen war etwas Offenes und Aufrichtiges ausgegangen, das Nick tiefer berührt hatte, als er zunächst vermutet hatte.
Er erinnerte sich an die Worte seiner Mutter, dass er eines Tages der Frau begegnen würde, die seinem Leben eine wahre Bedeutung geben würde und mit der er eine eigene Familie würde gründen wollen. Seine Mutter hatte recht gehabt. Er hatte vom Rücken eines sich aufbäumenden Pferdes Lexi erblickt, die an der Umzäunung des Korrals gestanden hatte. Er hatte nicht gewusst, wer sie war oder woher sie gekommen war. Trotzdem hatte er sich vom ersten Moment an magisch zu ihr hingezogen gefühlt. Konnte er sie wirklich dafür verurteilen, dass sie versucht hatte, dem Sohn ihrer Schwester zu seinem Recht zu verhelfen?
Und was eine eigene Familie betraf … Jimmy war nicht sein Sohn, auch wenn Lexi das auf Grund der Behauptung ihrer Schwester geglaubt hatte. Jimmy war nicht einmal Lexis Sohn. Doch er war ein Kind, das zwei liebende Eltern brauchte und verdiente. Konnte nicht trotz allem aus ihnen dreien eine Familie werden?
Nick trank einen Schluck Bier aus der Flasche, doch was er schmeckte, war lediglich der bittere Nachgeschmack des Zweifels. Noch nie war er so ratlos gewesen wie in dieser Situation.
Plötzlich jedoch wuchs eine neue Entschlossenheit in ihm. Er musste tun, was er am besten konnte – das Problem ohne Umschweife direkt angehen. Den Stier bei den Hörnern packen und in die Knie zwingen. Er hatte schon viel zu viel Zeit mit Nachdenken vergeudet. Er presste die Lippen zusammen. Er würde zu Lexis Hütte gehen, an ihre Tür hämmern und sie dazu bringen, ihm zuzuhören. Die Dinge waren schon viel zu sehr außer Kontrolle geraten. Nick würde diese Sache auf der Stelle klären.
Mit einem verzweifelten Seufzer lehnte er sich zurück. Sie auf diese Weise zu überrumpeln war auch keine Lösung. Außerdem würde es wahrscheinlich ohnehin nicht funktionieren – nicht, solange ihre Mutter und Jimmy hier waren. Er musste sich etwas
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