Ein Herz voll Liebe
ihn Mollie und sprang auf. „Du hast keinen Grund, den zornigen Vater zu spielen. Deke hat sich mir gegenüber immer anständig benommen.”
„Da wir gerade von Vätern sprechen. Er ist alt genug, um …”
„Vorsicht, Travis! Ich warne dich. Ich will nichts Abfälliges über Dekes Alter hören, verstehst du?”
,,Alles, was ich sagen wollte, ist…”
„Ich erlaube dir nicht, irgend etwas zu sagen. Höchstens, ob du bereit bist, den Trauzeugen zu spielen.”
Damit hatte sie Travis eiskalt erwischt. Er starrte sie völlig überrascht an. Dann schluckte er. „Es ist dir tatsächlich ernst damit, nicht wahr?”
Sie blickte ihm in die Augen. „Ja, allerdings.”
Er trat einen Schritt zurück und warf sich auf das Sofa. Aufstöhnend sagte er: „Megan, das Küken wird flügge. Was sollen wir dagegen tun?”
„Ich vermute, dass sie bereits ausgeflogen ist, Liebling. Sie geht nicht zurück aufs College., Dafür wird sie in ein paar Tagen Ehefrau und Mutter sein.”
Travis hob ruckartig den Kopf, dann erinnerte er sich. „Ach ja, richtig.” Er setzte sich auf.
„Heiratest du ihn wegen Jolene, Mollie? Ich weiß, dass du sie letztes Jahr sehr ins Herz geschlossen hast, aber …”
Sie hob abweisend die Hand. „Travis, hör mir zu. Ich sage dir jetzt genau das, was ich auch Megan gesagt habe. Ich tue, was ich will, und niemand hält mich zurück. Ich bin zwanzig Jahre alt, und ich brauche niemanden, der mir die Erlaubnis gibt zu heiraten. Ich will es einfach. Freu dich mit mir, und alles wird gut.”
Er schüttelte den Kopf und seufzte unzufrieden. „Sturheit scheint eine Familieneigenschaft der O’Briens zu sein”, meinte er zu niemandem insbesondere, dann duckte er sich, als die drei Frauen sich mit vereinten Kräften auf ihn warfen.
7. KAPITEL
Heute war ihr Hochzeitstag. Mollie hatte mehr als nur ein kleines Problem mit der Tatsache, dass dieser Tag so schnell herangekommen war.
Wohin war bloß die Zeit entschwunden? Es gab so viel, was sie gerne noch erledigt hätte, so vieles, was sie ihren Schwestern, ihrem Schwager, und auch Deke gern gesagt hätte. Selbst Jolene hatte sie in der Zwischenzeit nicht gesehen. Jetzt waren es nur noch wenige Minuten bis zum Jawort, das sie einem Mann geben würde, den sie vor zwei Wochen beim Frühstück in Austin das letzte Mal gesehen hatte.
Sie war froh, noch ein paar Augenblicke für sich allein zu haben. Megan war gerade aus dem kleinen Seitenraum der Kirche gerannt, um Travis zu suchen. Außerdem wollte sie sichergehen, dass Deke bereits angekommen war.
Mollie wusste, dass Megan die vage Hoffnung hegte, Deke würde im letzten Moment noch absagen, doch Mollie hätte ihr diese Hoffnung nehmen können. Gestern Abend hatte sie mit Deke gesprochen. Er rief an, um sich zu erkundigen, wie es ihr ginge und ob sie schon alles gepackt habe. Dann sagte er ihr, wie sehr er zu schätzen wusste, was sie für ihn tat.
Seine Fürsorge rührte sie. Seitdem sie zu Hause war, hatte er sie jeden Tag angerufen.
Einmal schlug er sogar vor, herüberzukommen, doch sie erklärte hastig, dass sie zuviel zu tun habe. Bis zu einem gewissen Grad stimmte das sogar. Änderungen am Hochzeitskleid mussten vorgenommen werden, und sie hatte die schwierige Aufgabe, all ihre Habseligkeiten, die sich im Laufe eines zwanzigjährigen Lebens angesammelt hatten, durchzugehen und zu entscheiden, was sie wegwerfen und was sie behalten wollte.
Wichtiger jedoch war ihr, dass sie Deke nicht vor der Hochzeit mit ihrer Familie in Kontakt bringen wollte. Sie hatte nicht vor, Megan und Travis die Gelegenheit zu geben, Deke ihre Ansicht über diese Hochzeit mitzuteilen. Natürlich hatte Deke sie gefragt, was ihre Verwandten davon hielten, doch Mollie lachte nur und meinte, die liebe Familie habe doch immer Schwierigkeiten damit, die Küken aus dem Nest zu lassen. Ohne Zweifel wusste er, dass weder Megan noch Travis besonders erfreut über die Sache waren, und auch, warum.
Trotzdem akzeptierte er Mollies Erklärung kommentarlos.
Nun stand sie vor dem großen Spiegel und betrachtete sich. Ihr Gesicht schien ruhig und gelassen und verriet nichts von ihrer wirklichen Nervosität.
Die rasche Hochzeit hatte den Vorteil, dass alle viel zu beschäftigt waren, um viel darüber nachzudenken, was hier geschah.
Mollie hatte herausgefunden, dass der einzige freie Hochzeitstermin zwischen Weihnachten und Neujahr für eine kirchliche Heirat der Mittwoch war, und zwar um zehn Uhr morgens. Die Zeremonie würde nur
Weitere Kostenlose Bücher