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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Geschichte, und wenn irgendetwas davon gedruckt würde, wäre das Kind in Gefahr.«
    »Er wurde entführt?« Sie beugte sich vor.
    Ich verzog das Gesicht. »Wenn die Story bekannt wird, könnte er in Gefahr geraten. In ernste Gefahr.«
    Sie nickte. »Ich versichere Ihnen, das ich nichts bringe, bevor der Junge in Sicherheit ist. Ich halte immer mein Wort. Ich kann Ihnen Leute nennen, die Sie anrufen und fragen können.« Sie schrieb Namen und Telefonnummern auf eine Seite in ihrem Notizbuch und gab sie mir. Dann reichte sie mir fotokopierte Seiten aus einer Mappe. »Das sind einige meiner letzten Artikel. Sie können sich ansehen, wie ich arbeite.«
    Ich nahm sie und verschwieg, dass ich schon Proben ihrer Arbeit gelesen hatte. »Ich werde darüber nachdenken. Dann melde ich mich.«
    »Ich kann Ihnen helfen. Was immer Sie herausfinden wollen, ich habe eine Menge Quellen.«
    Der Kaffee war nicht so gut wie Elises, aber ich trank ihn aus und dachte angestrengt nach. Die Frau könnte mit dem, was sie schon wusste, eine Geschichte zusammenbasteln. Die Entführer würden untertauchen, wenn sie es nicht schon getan hatten. Falls sie Pauls Namen herausfand, und ich bezweifelte nicht, dass es ihr gelingen würde, konnten wir uns von einem ruhigen und sicheren Leben verabschieden.
    An Thomas’ Küchentisch las ich die Artikel, die Alyssa mir gegeben hatte, und rief dann die Personen an, die sie mir genannt hat. Alle hatten nur Gutes über sie zu berichten.
    |288| Eine Stunde später meldete ich mich bei ihr, schaltete den Lautsprecher ein und ließ ein Band mitlaufen. Ich sagte ihr, ich würde das Gespräch aufzeichnen, und sie wiederholte ihr Versprechen, nichts zu bringen, bevor der Junge in Sicherheit war.
    Dann erzählte ich ihr das Wichtigste: von der Entführung, dem Mord, dem Mordversuch.
    »Die Polizei sucht nach den Männern, aber sie scheint noch keine heiße Spur zu haben. Wenn in der Zeitung darüber berichtet wird, werden die Entführer höchstwahrscheinlich einen erneuten Mordversuch unternehmen. Jemand wollte mich überfahren und ihn von der Schule abholen.«
    Sie war eine gute Reporterin, hörte aufmerksam zu und stellte kluge Fragen. »Ich werde nichts bringen, bevor die Entführer gefasst sind. Aber ich kann gern für Sie recherchieren, wenn Sie mir das erste Interview versprechen.«
    »Sein Leben könnte davon abhängen, Alyssa.«
    »Ja, das ist mir klar.« Das glaubte ich ihr sogar.
    Ich beschrieb den Van und nannte die Daten, an denen Paul entführt worden war und ich ihn gefunden hatte. Wir versprachen, einander auf dem Laufenden zu halten.
    Ich hoffte, dass ich keinen fatalen Fehler begangen hatte. Hoffentlich würde ich morgen keine grellen Schlagzeilen über einen Mord und einen ungelösten Entführungsfall in der Zeitung lesen.
     
    Es erschütterte mich, dass eine Bagatelle wie eine E-Mail und ein eBay-Account, dessen Fotos in meinem persönlichen Webspace gespeichert waren, Paul gefährlich werden konnte. Mir wurde klar, dass ich gar nicht wusste, was ich tat. Ich musste vorsichtiger sein, viel vorsichtiger als bisher. Und ich durfte andere Leute nicht länger unterschätzen.
    Ich fuhr zu dem Besichtigungstermin, den ich für den Nachmittag vereinbart hatte. Die Wohnung lag in einem älteren Teil |289| von Burlington. Wieder schäbig, wieder eine Sackgasse. Morgen hatte ich vier weitere Termine.
    Ich hatte mir schon so viele Wohnungen angesehen, dass es beinahe Routine geworden war – weshalb es mir bei der dritten Wohnung am nächsten Tag beinahe entgangen wäre. Die Besitzerin, eine Frau mittleren Alters, gab mir den Schlüssel und sagte, ich solle mich umsehen. Sie werde in einigen Minuten dazukommen. Kluge Vermieter gingen so vor. Wenn man sich allein umschaute, sah man sich selbst in der Wohnung, stellte sich die Möbel in den Zimmern und die Bilder an den Wänden vor. Diese Wohnung hatte drei Zimmer, die in einem hellen Cremeweiß gestrichen waren. Ich ging umher und bemerkte dabei einen schwachen Geruch.
    Die Räume waren frisch gestrichen worden. Ich betrat den kleinsten Raum und ging in die Ecke, in der eine Matratze hätte liegen können. Dann fuhr ich mit der Hand über die Wand. Meine Finger fanden, was meine Augen nicht gesehen hatten: eine leichte Unebenheit, gut geschmirgelte Spachtelmasse.
    Plötzlich wurde mir eiskalt. Hier hatte Paul gekratzt, sein kleines Plastikspielzeug in die Spanplatte gebohrt und das Loch mit einem Kissen verdeckt. Es war nur ein kleines Loch gewesen, das

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