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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Föhn. Allerdings habe ich entdeckt, dass es, wenn ich an feuchten Wintertagen mit nassen Haaren rausgehe, zu kleinen, spröden Stöckchen gefriert, was ihm vermutlich nicht gerade guttut.
    Das Essen war ausgezeichnet: Lamm und Gemüse in einer cremigen Sauce, dazu knusprige warme Brötchen. Vince erzählte amüsante Geschichten von Streichen aus seiner Kindheit, die er in England verbracht hatte, wo sein Vater französischer Attaché gewesen war. Marguerite bildete sein perfektes Gegenstück, lieferte ihm Stichwörter und lachte immer im richtigen Moment. Es war wie ein Programm, das sie im Laufe der Jahre perfektioniert hatten. Ich gab den einen oder anderen Kommentar ab, hörte aber meist nur zu. Thomas hatte offenkundig seinen Spaß.
    Das erste Paar, beide Banker, hatte sich vor dem Dessert verabschiedet. »Es tut uns furchtbar leid, aber unsere Babysitterin kann nicht länger bleiben, und wir konnten keinen Ersatz finden«, sagte die Frau. »Sie wissen ja, wie schwierig es ist, heutzutage eine gute Babysitterin zu finden.« Marguerite murmelte etwas Mitfühlendes und brachte die beiden zur Tür.
    »Da wir gerade von Kindern sprechen, wie geht es Ryan und Rebecca?«, fragte ein jovialer rothaariger Immobilienmakler.
    »Denen geht es bestens«, sagte Thibault mit einer ausholenden Geste. »Sie verbringen den Sommer bei ihren Großeltern in Frankreich und arbeiten an ihrer französischen Aussprache.«
    »Sie gehen doch in Connecticut zur Schule?«, erkundigte sich Thomas.
    |283| Thibault grinste. »Ja, die Zwillinge haben vor langer Zeit entschieden, dass sie unter gar keinen Umständen die örtliche High School besuchen wollen. Sie sind im zweiten Jahr, und es läuft prima. Becca will Ärztin werden und Ryan immer noch Fotograf.«
    Als Dessert gab es Mousse au Chocolat und Kaffee aus zarten Porzellantassen. Ich bin keine große Freundin luftiger Mousse, aber es war immerhin Schokolade. Danach zogen wir uns für weitere Drinks ins Wohnzimmer zurück, was ich seltsam fand, da die meisten Leute mit dem Auto da waren. Ich musste nicht fahren, trank aber in Maßen von meinem Wein. Ich gönnte mir ein bisschen Entspannung und vergaß für einen Augenblick die Entführer. Ich saß neben der Frau des Immobilienmaklers, einer stämmigen Frau mit blondem Pagenkopf und herzhaftem Lachen, die intelligente Fragen über das Schreiben stellte. Marguerite diskutierte mit Thomas über ein Gemälde. Vince gab noch eine komische Geschichte zum Besten, aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Nachdem sich das Gelächter gelegt hatte, fing Thomas meinen Blick auf.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte er. Die anderen Paare erhoben sich zur selben Zeit. Wir bedankten uns bei den Thibaults und verabschiedeten uns von allen.
    Die Luft war kühl, als wir zum Auto gingen. »Das war nett«, sagte Thomas fröhlich. Es war großartig von ihm, dass ich bei ihm wohnen konnte und er mir sogar mit Tiger half. Daher stimmte ich zu und lobte das Essen.
    Vor meiner Reise nach Ottawa hätte ich mich an diesem Abend extrem unbehaglich gefühlt. Während ich Vince und die Frau des Immobilienmaklers sympathisch fand – Marguerite war auch in Ordnung, wenn auch sehr auf Hochglanz poliert   –, wirkten die meisten Leute, als würden sie eine Rolle spielen, ihren Text aufsagen und nur so tun, als hätten sie Spaß.
    Ich sehnte mich nach einem Ort, an den ich gehörte – Lake Placid oder Ottawa. Hierher gehörte ich nicht.

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    Ich schlief tief und erwachte mit Kopfschmerzen, die vermutlich vom Wein kamen. Thomas hatte mir einen Zettel in die Küche gelegt, dass er mit Tiger zum Laufen gegangen sei. Mein Hund hatte mich auch verlassen. Völlig unlogisch, aber ich war etwas beleidigt.
    Ich trank zwei Gläser Wasser und schluckte ein Aspirin, dann bestrich ich mir eine Scheibe Vollkorntoast dick mit Erdnussbutter. Ich kochte mir Tee und dachte in Ruhe nach. Jetzt hatte ich Informationen für die Polizei, wollte aber nicht einfach auf die Wache marschieren. Ich wusste nicht, wie man dort auf meine Nachforschungen reagieren würde und ob sie überhaupt legal waren. Ich schloss meinen Laptop an Thomas’ Modem an und rief die Internetseite der Polizei von Burlington auf. Leider waren dort keine E-Mail -Adressen oder Faxnummern angegeben. Da ich meine Informationen nicht in einem anonymen Anruf übermitteln wollte, musste ich auf die normale Post zurückgreifen. Ich schrieb:
     
    Bezüglich der Entführung von Paul Dumond, sechs Jahre,

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