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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Hoffnung wuchs, die Aufregung schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand sich so genau erinnern würde.
Sollte es wirklich so einfach sein?
Wie hatte die Polizei das übersehen können?
    Er grinste. »Der mag nicht viel hermachen«, sagte er und tippte sich an den Kopf, »aber ich erinnere mich an Gesichter und an Autos. Ich dachte, die können nicht gut Englisch. Der Fahrer wirkte ziemlich verwirrt, als ich ihm gesagt habe, wo er das Auto abstellen soll.«
    »Können Sie sich an das Nummernschild oder sonst etwas erinnern?«
    |280| »Nee, das Auto sah ziemlich normal aus. Kennzeichen aus Vermont, glaube ich, kann’s aber nicht beschwören.«
    Die nächste Frage brachte ich kaum über die Lippen: »Hatten sie einen kleinen Jungen bei sich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts gesehen. Aber man konnte nicht hinten in den Van schauen. Da hätte ein halbes Dutzend Kinder sitzen können.«
    »Haben Sie gesehen, welche Richtung sie genommen haben, nachdem sie die Fähre verlassen hatten?«
    »Nein. Wenn die einmal vom Schiff runter sind, guck ich nicht mehr hin.«
    »Hat Ihnen die Polizei dieses Bild gezeigt?«
    »Nee. Vermutlich haben sie nur mit den Chefs geredet. Oder an einem Tag gefragt, an dem ich nicht hier war. Ich hatte zu der Zeit ein paar Wochen frei, weil meine Schwester krank war.«
    »Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.« Ich gab ihm die Tüte mit den Teilchen. »Ich dachte, die könnten Ihnen schmecken.«
    Er schaute hinein und schnupperte. »Super, die Jungs werden sich freuen. Wollen Sie keins?«
    Ich griff hinein und nahm mir eins, ohne hinzusehen. »Danke, Dwight.«
    »Null problemo!« Dann machte er sich mit der Tüte von dannen.
    Ich sah, dass ich ein mit Schokolade gefülltes Croissant in der Hand hielt. Ein gutes Omen.
    Endlich hatte ich etwas entdeckt.
     
    Eine Dinnerparty war das letzte, wonach mir der Sinn stand, aber ich hatte es Thomas versprochen. Ich brauchte nicht lange, um zu duschen und mich umzuziehen, und Thomas war schon mit Tiger draußen gewesen. Ich vernachlässigte sie, aber sie war immerhin glücklicher, als wenn ich sie in Lake Placid gelassen hätte. Und ich brauchte sie, vor allem nachts.
    |281| Ich zog ein buntes Seidenshirt an, zu dem mich Kate letzten Sommer überredet hatte, und dazu wieder einmal die Cordhose. Ich musste mir wirklich mal eine zweite anständige Hose zulegen.
    Das Haus, ein imposanter Ziegelbau mit weißen Säulen vor der Tür, war mühelos zu finden. Man führte uns in eine üppig dekorierte Diele, in der sich eine ausladende Treppe nach oben wand. Selbst für einen Universitätsprofessor, der ein Institut leitete, schien Thibault äußerst wohlhabend. Vermutlich geerbt, von seiner oder ihrer Familie.
    Ich hatte gedacht, wir wären früh dran, doch wir waren nicht die ersten Gäste. Ein Paar Ende dreißig, beide dunkel und schlank, plauderte mit der Gastgeberin und grüßte uns nur flüchtig, was mir durchaus recht war, denn sie waren mir schon von weitem unsympathisch. Allmählich fing ich an, mich auf meinen ersten Eindruck zu verlassen. Ich trank von dem samtigen Rotwein, den Marguerite mir in die Hand gedrückt hatte, und Thomas begrüßte Vince.
    »Sie haben ein herrliches Haus«, schwärmte die Frau. »Ich bewundere Ihr Farbschema.«
    Blabla.
Die High Society von Burlington oder das, was sich dafür hielt. Ich schlenderte umher. Die Räume waren ganz in Gold und Weiß möbliert und dekoriert. Nicht mein Geschmack, aber auffällig. Ein riesiges Foto an einer Wand erregte meine Aufmerksamkeit. Es war die kunstvolle Aufnahme eines attraktiven Jungen und eines Mädchens mit glänzendem braunem Haar und strahlenden Gesichtern. Beide hielten Tennisschläger in der Hand und trugen makellose weiße Tenniskleidung.
    »Das ist hübsch, nicht wahr?«, sagte Marguerite, als sie meinen Blick bemerkte. »Die Zwillinge waren da gerade elf geworden.« Sie wollte noch etwas sagen, entschuldigte sich aber, als es an der Tür klingelte.
    Die beiden Paare, die jetzt kamen, wirkten freundlicher, aber |282| alle Frauen trugen Kleider und hohe Absätze. Ihre Definition von zwanglos unterschied sich deutlich von meiner.
    Marguerite kam wieder zu mir. »Sie haben ganz wunderbares Haar«, sagte sie und berührte es leicht.
    »Vielen Dank«, sagte ich mit einem Lächeln und zwang mich, nicht zurückzuzucken. Wenn ich mein Haar nicht zusammenbinde, springen die Locken in alle Richtungen. Ich frisiere es kaum und besitze nicht einmal einen

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