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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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ich. »Ich lasse nicht zu, dass er zu jemandem zurückkehrt, der ihm schaden will oder sogar seine Mutter getötet hat.« Ich holte tief Luft. »Aber ich glaube, wenn ich dem Mann in die Augen sehe, während ich es ihm sage, dann werde ich erkennen, ob er etwas damit zu tun hat.«
    Ich verschwieg meine Überzeugung, dass irgendetwas dafür gesorgt hatte, dass ich Pauls Sturz von der Fähre mit angesehen hatte, dass ich ihm in den Lake Champlain nachgesprungen war und lange und kräftig genug hatte schwimmen können, um ihn zu retten. Wenn ich seinem Vater gegenüberstand, würde ich ganz sicher erkennen, ob er für das alles verantwortlich war.
    »Und wenn er etwas damit zu tun hat?«, wollte Baker wissen.
    »Dann zeige ich ihm ein Foto von meinem Neffen.« Pauls Vater würde dann sagen, es sei ein Missverständnis, worauf ich mein Bedauern ausdrücken und zu Paul zurückfahren würde.
    »Und ich behalte ihn«, fügte ich hinzu. Meine Stimme schien |62| in der Küche widerzuhallen. Die Uhr tickte vor sich hin. »Wenn ich ihn hier aufziehen kann, werde ich es tun. Wenn nicht, ziehe ich um und nehme einen neuen Namen an.« Natürlich schwang ich mich damit zur Richterin auf, natürlich würden die Schuldigen niemals für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen. Aber das Kind wäre in Sicherheit.
    Ich enthüllte Baker mehr, als ich je von mir preisgegeben hatte, und gestand Dinge ein, die ich eigentlich nicht eingestehen wollte. Doch tief im Inneren wusste ich, dass ich sie nur so dazu bringen konnte, sich um Paul zu kümmern, während ich nach Kanada fuhr. Es gibt einen sehr schmalen Grat zwischen Offenheit und Manipulation, und auf dem bewegte ich mich – wie ein Kind, das wegen eines zerbrochenen Fensters weint, damit die Mutter nicht böse wird. Ich erzählte ihr allerdings nicht von Janey, dem kleinen blonden Mädchen im Kinderheim, das mich angefleht hatte, es zu adoptieren, und das eines Tages verschwunden war.
    Vielleicht manipulierte ich sie, vielleicht auch nicht. Manchmal denke ich, dass Baker mir mitten in den Kopf schaut, durch den Schädel geradewegs ins Gehirn, und sie weiß vermutlich ziemlich genau, was sich dort abspielt.
    Sie schaute erst auf die Uhr und dann mich an. »Wenn du gehen musst, dann geh.«
    Ich hätte sie umarmen können. Aber das ist nicht so meine Art. Ich holte die Tasche, die ich für Paul gepackt hatte, und wir gingen zu den Nachbarn, wo ich Paul sagte, ich müsse einige Zeit weg und er werde bei Baker und Mike bleiben.
    Er klammerte sich mit Tränen in den Augen an mich. »
Ne partez pas
«, flüsterte er, »
je vous enprie

    »Ich muss weg, Paul.
C’est nécessaire
.« Und vielleicht waren auch meine Augen feucht. »
Ce n’est pas pour longtemps
. Ein oder zwei Tage, länger nicht.«
    Aber ich musste fort und konnte ihn nicht mitnehmen. Er würde es hier gut haben.

|63| 11
    Ich war auf dem Weg nach Ottawa und versuchte zu verdrängen, wie Paul mich beim Abschied angesehen hatte.
    Es war ein frischer Frühlingstag mit einem klaren blauen Himmel, wie ich ihn noch nirgendwo anders gesehen hatte. Nach dem langen Winter erwachten die Bäume zum Leben und zeigten die ersten grünen Knospen. Der saure Regen hatte seine Spuren hinterlassen und die Reihen der Bäume gelichtet, aber die Luft war frisch und sauber.
    Wusste ich, dass mein Vorhaben gefährlich war? Natürlich. Aber es war auch gefährlich gewesen, von der Fähre zu springen, und damit hatte ich einem kleinen Jungen das Leben gerettet.
    Ich hatte mir hier in den Adirondacks eine angenehme Welt eingerichtet: ein gemietetes Haus, wechselnde Mitbewohner, freiberufliche Arbeit, die Familie 1500   Kilometer entfernt, eine halbherzige Beziehung, Freunde, aber niemanden, dem ich mich wirklich anvertraute. Baker stand mir am nächsten, und ich hatte heute mehr von mir preisgegeben als je zuvor. Es war eine einfache und sichere Existenz: keine Hypothek, keine Festanstellung, keine feste Beziehung. Keine Risiken.
    Mir war dieses Leben ziemlich attraktiv erschienen, und ich hatte mich für zufrieden gehalten.
    Doch seit dem Augenblick, in dem ich auf dem Felsbrocken am Seeufer gesessen und Paul auf dem Schoß gehalten hatte, spürte ich eine nie gekannte Verbundenheit. Etwas in mir hatte sich verändert, als hätte man einen Schalter umgelegt. Ich hatte |64| die Verantwortung für diesen kleinen Menschen übernommen, und das Leben vor dem Zwischenfall auf der Fähre erschien auf einmal sehr weit weg.
    Im Grunde reduzierte es sich auf

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