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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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schob meinen Stuhl vom Tisch weg. »Nein.« Ich konnte meinen Zorn nur mühsam unterdrücken. Natürlich hatte ich mit Fragen gerechnet, aber nicht damit. »Das geht mich definitiv nichts an. Warum erzählen Sie mir das?«
    Er lächelte freudlos. »Es gibt Dinge, die Sie wissen sollten.« Er biss in seinen Burger. »Vor allem, wenn Sie mit ihm zusammen sind.«
    »Das bin ich nicht. Aber darum geht es auch nicht.«
    Er schwieg, zog nur die Augenbrauen hoch.
    »Ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie glauben sollen«, sagte ich energisch. »Aber ich kann und werde nicht glauben, dass Philippe Dumond seinem Sohn jemals schaden wollte.«
    |174| Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war das ja gar nicht geplant.«
    Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Das alles erinnerte mich viel zu sehr an Simons Fragen. Ich hatte nicht gedacht, dass die Polizei so etwas tatsächlich glauben könnte. Andererseits hatte ich in der Nacht ständig über Simons Worte nachdenken müssen. Was, wenn Philippe wirklich etwas mit Madeleines Entführung zu tun hatte? Noch war Paul zu klein, um sich dieser Möglichkeit bewusst zu sein, aber wenn der Fall nicht aufgeklärt wurde, würde auch er sich irgendwann diese Frage stellen. Die Wände flimmerten, das Zimmer schien sich um mich zu drehen.
Ruhig atmen
, sagte ich mir. Einatmen, ausatmen. »Ich möchte gehen.«
    Jameson bezahlte wortlos und folgte mir nach draußen. Wir sagten nichts. Als wir an der Wache angekommen waren, stieg ich aus dem Auto und drehte mich nicht mehr um.
    Auf dem Heimweg hielt ich an der Stadtbibliothek und überredete die Bibliothekarin, mir aufgrund eines Werbeschreibens, das an Philippe adressiert war, einen Leserausweis auszustellen. Eigentlich muss man etwas mit seinem Namen und seiner Anschrift dafür vorzeigen, doch da Bibliothekarinnen sich über jeden neuen Leser freuen, drücken sie schon mal ein Auge zu. Ich lieh mir
Das Mädchen im Keller
über Natascha Kampusch und drei weitere Bücher über Entführungen aus.
    Bei meiner Rückkehr war niemand zu Hause. Ich ging in Philippes Büro und schloss meinen Laptop an, um die Mails abzurufen. Simon hatte geschrieben, er sei wieder zu Hause; ich antwortete, dass ich die Zeichnungen abgegeben hätte. Das Gespräch mit Jameson erwähnte ich nicht.
    Dann versuchte ich mich an einer E-Mail an Thomas. Was sollte ich schreiben?
Ich vermisse dich nicht, vielleicht sollten wir uns trennen?
Wenn ich zu Hause wäre, würden wir einander vielleicht einfach seltener treffen und immer neue Gründe finden, um nicht zwischen Lake Placid und Burlington zu pendeln. |175| Niemand müsste sagen
Ich glaube, es funktioniert nicht mit uns beiden.
Oder das gute alte
Es liegt nicht an dir, sondern an mir.
Auch wenn das alles stimmte.
    Aber selbst ich weiß, dass man nicht per E-Mail Schluss machen kann. Schließlich schrieb ich eine kurze Nachricht, in der ich mich für meine barsche Art am Telefon entschuldigte. Ich müsse hier etwas Dringendes erledigen.
    Dann schaltete ich Philippes Computer ein. Während er hochfuhr, lächelte mich Madeleines Foto an.
    Auf diesem Computer befanden sich Dutzende E-Mails an sie und von ihr – nur zwei Mausklicks entfernt. Es war wie Blaubarts verbotene Kammer und reizte mich ungemein. Ich wollte sie unbedingt lesen. Ich wollte etwas, irgendetwas über die Frau erfahren, die Pauls Mutter und Philippes Frau gewesen war und über die niemand sprechen wollte.
    In einer dieser E-Mails könnte es einen Hinweis geben, der Philippe von jedem Verdacht freisprach. Ich könnte zu ihm sagen
Ich habe versehentlich die E-Mails Ihrer Frau abgerufen und sie der Polizei übergeben
. Gewiss hatte die Polizei in Montreal Madeleines E-Mails überprüft, doch ihnen konnte etwas entgangen sein. Wenn ich die Mails überprüfte und etwas Vielversprechendes darin fand, könnte ich sie anonym an die Polizei weiterleiten.
    Ich öffnete Outlook und loggte mich in Madeleines Account ein. Dann las ich die Betreffzeilen. Meine Finger schwebten über der Maus. Ein Doppelklick, und die erste E-Mail würde sich vor meinen Augen öffnen. Dann würde ich Worte lesen, die Pauls Mutter geschrieben hatte, Philippes Frau.
    Aber das wäre unglaublich indiskret. Außerdem fürchtete ich, dass ich vor allem aus Neugier handelte und einfach mehr über Madeleine erfahren wollte.
    Also schloss ich das Programm und schaltete den Computer aus.

|176| 27
    Dann waren Paul und Philippe zurück. Paul sprudelte in einer Mischung aus Englisch und

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