Ein Herzschlag bis zum Tod
Empfangsdame gebeten, sein Büro abzuschließen.
»Sind deine Dateien nicht passwortgeschützt?«
Er schüttelte den Kopf.
Ich verzog das Gesicht. »Du musst ein Boot-Protection-Programm installieren, damit niemand auf deine Dateien zugreifen kann. Und du solltest überprüfen, ob niemand Spyware oder einen Keylogger installiert hat, mit dem er sämtliche Eingaben an deiner Tastatur nachvollziehen kann.«
Er schaute mich so an wie Paul, wenn er etwas von mir wollte. »Könntest du …?«
Natürlich konnte ich, aber hier ging es um eine Firma, die ein professionelles tägliches Backup-System benötigte und professionellen Schutz für sämtliche Computer. »Habt ihr niemanden dafür?«
Er schüttelte den Kopf. »Müssten wir, haben wir aber nicht. Könntest du das übernehmen? Natürlich gegen Bezahlung.«
Es erstaunt mich immer wieder, dass Menschen ihre gesamte Firma Computern anvertrauen, obwohl niemand vor Ort wirklich damit umgehen kann. Ein Freund, der Computeranlagen |206| installiert, erzählte mir einmal von einer großen Organisation, deren Rechner jeden Tag um Mitternacht ein Backup machen sollten – nur schalteten alle Mitarbeiter ihre Computer aus, bevor sie um achtzehn Uhr nach Hause gingen. Als sie sich einen Virus einfingen, gingen die Dateien vieler Monate verloren.
Ich erklärte, ich würde morgen zu ihm ins Büro kommen, eine grundlegende Sicherheitsprüfung durchführen und seinen Computer aufräumen. Er müsse sich aber nach einem Profi umsehen, der das für die gesamte Firma erledigen konnte. Geld wollte ich keines, aber eine Einladung zum Mittagessen.
|207| 32
Am nächsten Morgen ging Paul fröhlich zur Schule. Diesmal wollte Philippe nur die erste halbe Stunde bleiben, und Paul hatte nichts dagegen. Anscheinend taten ihm die festen Abläufe und die anderen Kinder gut. Philippe hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Von Simon hatte ich noch nichts gehört, wusste aber, dass er an der Sache arbeitete. Vielleicht rief er sogar Jameson an, aber das würde er mir sicher nicht verraten.
Ich öffnete Outlook und fand eine Antwort in Madeleines Account, irgendwelcher Klatsch, was Soundso gerade machte. Es war ein dramatischer Schritt gewesen, die Mail in Madeleines Namen zu verschicken, aber kein sonderlich nützlicher. Es wäre sehr viel schlauer – und weniger nervenaufreibend – gewesen, mich als »gemeinsame Freundin« von Facebook auszugeben. Dann hätte ich herumfragen können, ob jemand wusste, was mit ihr geschehen war, mit wem sie die letzte Woche vor der Entführung verbracht hatte oder ob sie erwähnt hatte, dass sie von jemandem verfolgt oder bedroht wurde.
Es wäre zu auffällig, wenn ich mich jetzt mit allen Leuten in Verbindung setzte, an die ich die Mail geschickt hatte, vor allem, falls sie untereinander Kontakt hatten. Aber ich könnte es ja zumindest bei einigen versuchen. Also besorgte ich mir eine anonyme E-Mail -Adresse und schickte an die drei Freundinnen, die mir am gesprächigsten erschienen, die folgende Nachricht:
Hi, ich bin eine Freundin von Madeleine – habe
|208|
ewig nichts von ihr gehört und frage mich, was los ist – habt ihr eine Ahnung?
Dann fuhr ich zu Philippe in die Firma, um mich wie versprochen um seinen Computer zu kümmern. Ich überlegte, ob sich die Empfangsdame wohl an die seltsame Geschichte mit der falsch abgelieferten FedEx-Sendung erinnern würde, doch falls sie mich erkannte, ließ sie sich nichts anmerken. Sie sagte Philippe Bescheid und winkte mich durch in sein Büro.
Ich setzte mich an seinen Schreibtisch, während er das Büro verließ, und machte mich an die Arbeit. Ich überprüfte den Computer auf Keylogger und andere Zugriffsprogramme außer denen, die er selbst installiert hatte, konnte aber keine finden. Entweder war es ein vorübergehendes Phänomen gewesen oder jemand hatte seinen Computer benutzt.
Ich aktualisierte und startete das Virenschutzprogramm, ließ die Advanced System Care laufen, defragmentierte die Festplatte und installierte ein Boot-Protection-Programm. Wenn er seinen Computer anließ, würde der Bildschirm dunkel, und man könnte nur mit einem Passwort darauf zugreifen. Dann stellte ich sein kleines Backup-Laufwerk auf ein automatisches Backup für alle Dokumente ein, das am Ende jedes Arbeitstages durchgeführt wurde. Die meisten Leute scheinen nicht zu begreifen, dass es keine Frage ist,
ob
eine Festplatte den Geist aufgibt, sondern
wann.
Ein besseres System würde die gesamte Festplatte
Weitere Kostenlose Bücher