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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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regelmäßig sichern, aber fürs Erste reichte das hier.
    Irgendwann merkte ich, wie hungrig ich war, und sah auf die Uhr – fast Mittag. Ich war seit über zwei Stunden hier. Als ich mich erhob, ging die Tür auf.
    Es war Claude, und sein Blick wirkte nicht gerade herzlich. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich helfe Philippe.«
    »Was soll das heißen?« Seine Stimme klang überraschend schroff.
    »Das können Sie Philippe fragen.« Einen Moment lang |209| glaubte ich, er wolle mich am Arm packen, doch dann ließ er mich vorbei und folgte mir aus dem Raum. Philippe sprach gerade mit der Empfangsdame, und als er sich zu uns wandte, war der feindselige Claude wieder zu dem glatten Geschäftsmann geworden – eine Jekyll-und-Hyde-Verwandlung, deren Vollkommenheit mich beeindruckte.
    »Bist du fertig?«, erkundigte sich Philippe. Ich nickte, und wir gingen zum Aufzug. In einem nahe gelegenen Bistro aßen wir Suppe und Sandwiches – wenn Elise einen abends bekocht, reicht ein leichtes Mittagessen   –, und ich erklärte ihm, was ich mit seinem Computer gemacht hatte. Ich erwähnte nicht, wie ärgerlich Claude gewesen war. Vielleicht wollte er mich einfach nicht in der Firma haben.
    Ich sah auf die Uhr. Es war Zeit, nach Hause zu fahren und Tiger nach draußen zu lassen, bevor ich Paul von der Schule abholte.
    Richtig, ich betrachtete es allmählich als Zuhause.
     
    Vor der Schule warteten viele Autos, und die Sicherheitsleute überprüften alle Nummernschilder anhand einer Liste, bevor man durchgelassen wurde. Wen sie nicht kannten, der musste sich ausweisen. Es war umständlich, aber die Mühe wert, um Kinder vor einer Entführung zu schützen.
    Bis sich das mit dem Abholen eingespielt hatte, sollte Paul im Klassenzimmer bei seiner Lehrerin warten. Er war still, als ich ihn abholte, ganz anders als die übrigen Kinder, die ausgelassen herumtobten. »Wie war’s?«, erkundigte ich mich, nachdem er im Auto auf den Kindersitz geklettert war.
    »Es ist schwer, den ganzen Tag Englisch zu sprechen«, seufzte er.
    »Ach, Liebling, das geht ganz schnell. Bald fällt es dir viel leichter.« Ich wusste, dass er rasch Englisch lernen würde. Außerdem begannen bald die Sommerkurse, da wären die Klassen kleiner. So konnte er einen Eindruck davon bekommen, |210| wie der normale Unterricht im Herbst ablaufen würde. Dann wäre alles nicht mehr so neu und erschreckend, und er würde viele Kinder kennenlernen, die im Herbst mit ihm in eine Klasse kämen.
    In der Küche gab Elise ihm Joghurt und Obst, und er erzählte auf Französisch, wie der Tag gewesen war. Philippe wollte, dass er zu Hause Englisch sprach, bis er es fließend beherrschte, aber nach dem langen Tag in der Schule hatte er wohl genug geübt. Er stand ja noch ganz am Anfang.
    Als ich ihn zum Umziehen in sein Zimmer brachte, deutete er auf den Wäschekorb. »Guck mal, ich hab die Sachen in meinen   … meinen   …
panier à linge
getan«, verkündete er stolz.
    »Wäschekorb«, sagte ich. »Das ist gut. Elise wird sich freuen. Wenn sie genügend schmutzige Wäsche hat, kann sie die Waschmaschine einschalten.«
    Er nickte zufrieden.
     
    Philippe wirkte an diesem Abend etwas entspannter, vielleicht weil Paul in der Schule gut zurechtkam. Nach dem Essen tranken wir Kaffee – auf den Nachtisch verzichtete ich, solange ich nicht wieder regelmäßig Rad fuhr   –, und ich erzählte ihm, wie Jameson mir meine Tasche gebracht hatte. Ich fragte beiläufig, ob es Fortschritte bei den Ermittlungen gäbe.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben gesagt, sie hätten jemanden nach Burlington geschickt, mehr nicht.«
    Es war schwer zu verstehen, dass niemand bemerkt haben sollte, wie zwei Männer ein Kind gefangen hielten, aber die Nachrichten sind voll von Geschichten über Leute, die lange Zeit in Kellern, Gärten und geheimen Räumen eingesperrt waren. Und Paul konnte überall im Umkreis der Fähre gewesen sein.
    Philippe sah, wie ich einen Blick auf die Papierstapel warf, die vor ihm lagen. »Ich muss nur ein paar Sachen durchgehen. Unerwartete Kostenüberschreitungen.«
    |211| Als er meinen besorgten Blick sah, fügte er hinzu: »Nichts Schlimmes. Es gibt immer Budgetüberschreitungen oder Kostenschätzungen, die zu niedrig waren, aber letztlich gleicht es sich aus.« Mir fiel ein, dass Jameson erwähnt hatte, die Firma habe finanzielle Probleme, doch ich sagte nichts.
    »Hast du herausgefunden, wer auf deine Dateien zugegriffen hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein,

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