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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Hals zu kriegen.«
    »Und nun haben Sie Angst, daß, wenn Sie sterben – Gott behüte – er das Geschäft nicht kriegen könnte? Also, David, ich sagte ja schon, ich bin kein Anwalt. Aber ich hab' den Eindruck, daß Sie nur ein Testament zu machen brauchten.«
    David seufzt tief auf. »Ja. Das hab' ich befürchtet. Ich habe gehofft, es würde nicht nötig sein. Ich bin nicht abergläubisch, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber meiner Meinung nach bittet man regelrecht darum, wenn man sein Testament bei Lebzeiten macht. Es ist, als ob man zu Gott sagen würde: Okay, ich bin bereit, wann immer Du bereit bist! Ich persönlich aber bin gar nicht bereit. Wenn ich von einem Lastwagen überfahren werde – okay, dann ist's eben passiert. Aber ich stell' mich doch nicht mitten auf den Fahrdamm und rufe: ›He, Fahrer, ich bin bereit!‹«
    Als LaPointe auf die lärmende Straße hinaustritt und den Mantelkragen hochschlägt, trifft er Moische, der gerade Guttmann zu seinem Wagen gebracht hat. Sie gehen ein Stück miteinander, wie auch sonst nach dem Spiel.
    »Das ist ein netter junger Mann, Claude.«
    »Der ist in Ordnung, glaub' ich. Worüber habt ihr denn gesprochen?«
    »Über dich.«
    LaPointe lacht. »Über mich als Verbrechen? Oder als Sünde?«
    »Genaugenommen weder das eine noch das andere. Wir sprachen über sein Universitätsstudium; inwieweit die Dinge, die er da lernte, die Welt reflektieren, wie sie ist.«
    »Und wie paßten sie dazu?«
    »Du selber warst das klassische Beispiel dafür, wie die Dinge, die er gelernt hat, nicht dem wirklichen Leben entsprechen. Alles, was du tust und glaubst, ist das genaue Gegenteil von allem, was er aus seinem Leben machen möchte, von allem, woran er glaubt. Und doch, so komisch das klingt, bewundert er dich.«
    »Hm-m! Ich habe nie gedacht, daß er mich so gut leiden kann.«
    »Ich hab' nicht gesagt, daß er dich leiden kann. Er bewundert dich. Er meint, du seist in deiner Art das Beste.«
    »Aber er kann ohne die Art leben.«
    »Darum geht es.«
    Sie sind an der Ecke angekommen, wo sie sich gewöhnlich mit einem Handschlag trennen. Heute aber fragt Moische: »Hast du es sehr eilig, nach Hause zu kommen, Claude?«
    LaPointe wird klar, daß es Moische nach einem Gespräch dürstet. Der kurze Weg mit Guttmann hat seine üblichen Gedankenflüge mit Pater Martin wohl nicht aufwiegen können. An sich hat LaPointe keine große Lust, in seine Wohnung zu gehen. Er weiß schon den ganzen Tag, was ihn dort erwartet.
    »Wie wär's mit einem Glas Tee?« schlägt Moische vor.
    »Klar.«
    Sie gehen über die Straße rüber in ein russisches Café, wo der Tee in Gläsern serviert wird, die in Metallhaltern stehen. Sie setzen sich an einen Tisch am Fenster und betrachten die Vorübergehenden im wohligen Schweigen alter Freunde, die nicht mehr reden müssen, um aufeinander Eindruck oder sich dem anderen verständlich zu machen.
    »Weißt du«, sagt Moische, »ich fürchte, ich habe ihn verschreckt, deinen jungen Kollegen. Wenn man ein junges Mädchen im Kopf hat, wünscht man sich alles andere als ein tiefschürfendes Gespräch über Sünde und Verbrechen.« Er lächelt und schüttelt den Kopf über sich. »Ein Langweiler zu sein, ist schon schlimm genug. Aber das zu wissen und trotzdem andere Leute zu langweilen, ist noch schlimmer.«
    »Hm. Ich hab' genau gespürt, du hattest was auf Lager.«
    Moische fixiert seinen Freund von der Seite. »Was meinst du damit: Ich hatte was auf Lager?«
    »Das weißt du doch. Die ganze Zeit hast du kleine Fühler ausgestreckt, doch kein Pater Martin nahm sie auf. Weißt du, manchmal glaube ich, du denkst über das, was du dann abends sagst, den ganzen Tag über nach, wenn du deinen Stoff zuschneidest. Dann läßt du beim Pinochle deine Ideen wie beiläufig fallen, als ob sie dir gerade erst gekommen wären. Und der arme Martin muß sich mühsam seine Gedanken zusammenkratzen, während du dir alles reiflich überlegt hast.«
    »Schuldig! Und wenn schon schuldig, warum dann nicht auch durchschaut?« Er lacht. »Welche Chance hat ein Verbrecher gegen dich, kannst du mir das sagen?«
    LaPointe zuckt die Achseln. »Ach, die muscheln sich schon ganz gut durch.«
    Moische nickt. »Durchmuscheln. System M: das große Muscheln. Das Grundprinzip alle Regierungen. Sie sieht hübsch aus.«
    LaPointe runzelt die Stirn: »Was?«
    »Das Mädchen gestern in deiner Wohnung. Sie sieht hübsch aus.«
    LaPointe schaut seinen Freund an. »Warum sagst du das? Du weißt

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