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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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gedämpft durch die Flaschen der hinteren Bar und spenden, bis auf einen gleißenden dünnen Strahl auf die Registrierkasse, das meiste Licht im Raum. Im Scheine ultravioletter Lampen rund um die Tanztrommel erstrahlt der Schurz der Tänzerin in leuchtendem Grün. Sie hat zudem ihre Brustwarzen mit phosphoreszierender Farbe bestrichen, die ebenfalls grün leuchten. LaPointe steht im Türrahmen weitab von der Bar und läßt seinen Blick über die Gäste schweifen, bis er Guttmann erspäht hat. Aus dieser Entfernung kann man den von hinten beleuchteten Körper der Tänzerin kaum erkennen, nur das phosphoreszierende Dreieck und die Kreise um ihre Brustwarzen sind zu sehen. Wie sie da ihren Körper kreisen läßt, sieht sie aus wie ein Mann mit Spitzbart, der mit den Zähnen mahlt und mit den Augen rollt.
    LaPointe hievt sich auf einen Hocker neben Guttmann und bestellt einen Armagnac. »Was trinken Sie?« fragt er Guttmann.
    »Ouzo.«
    »Wieso Ouzo?«
    Guttmann zuckt die Achseln. »Wohl, weil das hier eine griechische Bar ist.«
    »Gott sei Dank ist das keine arabische Bar. Dann würden Sie noch Kamelpisse trinken.« LaPointe schaut die Kurve der Gäste entlang. Ein Pärchen junger Männer, die nichts zu tun haben; eine maskulin wirkende Frau in einem Kostüm, die direkt vor der Tänzerin sitzt und sie, mit dem Finger ihre Unterlippe kitzelnd, mit kalter Faszination anstarrt; zwei schon ein bißchen angetrunkene Soldaten; ein alter Grieche, der unglücklich in sein Glas stiert; ein gutgekleideter Mann in den Fünfzigern. In Schlips und Anzug, die Brieftasche offen auf der Bar, sein steifer Kragen grünlich schimmernd im ultravioletten Licht, beobachtet er das Spiel der Daumen in dem Schurz. Alles in allem das typische Treibgut aus Außenseitern und Verlierern, wie man sie am frühen Abend in solchen Bars oder nachmittags in heruntergekommenen Kinos antrifft. Die dicke Tänzerin wendet, während sie von einem Fuß auf den anderen schlenkert, ihren Kopf und nickt LaPointe einmal zu. Er nickt nicht zurück.
    Hinter der Bar sitzt am Fußende der Tanztrommel ein Mädchen, das den Plattenspieler und den Verstärker bedient. Ängstlich darauf bedacht, nur ja alles richtig zu machen, starrt sie auf die rotierende Platte und hält den Atem an, wenn sie den Tonarm anhebt, um ihn, sobald das Stück zu Ende ist, auf das nächste zu setzen.
    Sie zählt, leise vor sich hinmurmelnd, die Stücke ab, um das richtige zu treffen. Dann und wann hebt sie den Blick zu der fetten Tänzerin. Vor Staunen und Bewunderung gehen ihr die Augen über. Das Licht, die Farben – alle schauen zu. Showbusiness! Sie wirkt wie fünfzehn, sechzehn, doch ihr Gesicht ist alterslos. Das weiche Oval eines zurückgebliebenen Kindes mit dem Ausdruck stiller Leere, über das von Zeit zu Zeit ein Kräuseln von Wirrnis und Zweifel streicht.
    Die Nummer geht zu Ende, und das Mädchen verwendet all ihre Konzentrationsfähigkeit darauf, die Nadel im richtigen Moment ohne schreckliches Kratzen zu wechseln. Die Tänzerin schaut auf sie herab und schüttelt den Kopf. Das Mädchen weiß nicht, was dies zu bedeuten hat. Sie ist verwirrt und hat Angst. Sie erstarrt.
    Nach einem Zischen kommt das nächste Stück – das falsche! Das Mädchen zuckt vom Apparat zurück, weg von aller Verantwortung. Doch schon kommt die Tänzerin mit klatschenden Brüsten von der Trommel runter. Sie schimpft mit dem Mädchen und bedient den Tonarm selber. Dann geht sie hinter der Bar vorbei in einen rückwärtigen Raum. Nach einer Minute taucht sie wieder auf, mit klappernden Slippern und einem Fliegennetz von Frisiermantel, durch den die braun gesprenkelten Zimbeln ihrer Brustwarzen zu sehen sind.
    Sie gleitet auf den Hocker neben Guttmann, daß ihre schwitzigen Hinterbacken auf dem Plastik quietschen. Sie riecht nach Schweiß und Eau de Cologne.
    »Spendieren Sie mir 'n Drink, Mister?« fragt sie Guttmann und versucht, ihn verführerisch anzusehen.
    LaPointe beugt sich vor und spricht über den jungen Mann hinweg: »Das ist kein Kunde. Der gehört zu mir.«
    »'tschuldigung, Lieutenant. Ich meine, wie soll ich das wissen? Sind ja nicht zusammen reingekommen.«
    Mit einer Kopfbewegung fordert LaPointe sie auf, ihm zu folgen, während er sich seinen Armagnac nimmt und von der Bar zu einem Tisch mit umgekehrt draufgestellten Schalenstühlen geht. Bis Guttmann und die Frau nachkommen, hat er drei Stühle runtergestellt. Der Tisch ist klein, und Guttmann kann kaum mit den Knien ausweichen. Sie

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