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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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zu den Ohren raus.«
    »Hm-m! Haben Sie schon mal darüber mit Ihrem Arzt gesprochen? Ich habe gerade in einer medizinischen Zeitschrift von einem Mann gelesen, der flüssiges Eisen getrunken und dann Telefondraht gepißt hat. So 'ne Art Exhibitionist, nehme ich an. Um noch mehr zur Sache zu kommen: Wir sind noch nicht durch mit den Klamotten Ihrer Leiche. Die Analyse von dem ganzen Mist und den Fusseln in den Taschen und Ärmeln ist noch nicht fertig. Sowie ich was herausbekomme, sage ich Ihnen Bescheid. Selbstverständlich werde ich über den Fall ein bißchen nachdenken. Vielleicht gelingen mir ein paar von meinen ›interessanten kleinen Einblicken‹.«
    »Verwöhnen Sie mich bloß nicht.«
    »Fällt mir nicht im Traume ein. Zum Beweis: Wir wär's noch mit einer Tasse Kaffee?«
    Guttmann tippt gerade an einem längst fälligen Bericht, als LaPointe reinkommt. Er hat sich erlaubt, den Schreibtisch des Lieutenants durchzuarbeiten und alle vergessenen oder übersehenen Berichte und Memos, die er finden konnte, herausgenommen. Zuerst hatte er noch versucht, eine gewisse Ordnung reinzubringen, jetzt aber nimmt er sie, wie sie liegen, und geht sie durch, so gut er kann.
    LaPointe sitzt an seinem Schreibtisch und überblickt die abgeräumte Fläche. »Das sieht schon besser aus«, sagte er.
    Guttmann schaut über die Papierstapel auf seinem Tischchen.
    »Haben Sie bei Dr. Bouvier etwas herausbekommen?«
    »Nur, daß Sie ein beachtlicher junger Mann sein sollen.«
    »Inwiefern beachtlich, Sir?«
    »Weiß nicht mehr.«
    »Ach so. Ja, richtig: Das Büro des Chefs hat wieder angerufen. Man ist ziemlich erstaunt, daß Sie sich nicht gleich nach Ihrer Ankunft gemeldet haben.«
    »Hm-m. Hat Dirtyshirt Red angerufen?«
    »Bitte?«
    »Der Penner, den Sie gestern gesehen haben. Der den Vet sucht.«
    »Nein, Sir. Kein Anruf.«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß der Vet rausgeht, bevor es dunkel ist. Er hat doch Geld, um es zu versaufen. Wie spät ist es?«
    »Kurz nach eins, Sir.«
    »Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«
    »Nein, Sir. Ich habe Papierkram erledigt.«
    »Ach, ja? Gut, gehen wir essen.«
    »Wissen Sie übrigens, daß einige Berichte sechs Monate überfällig sind?«
    »Was hat das mit Essengehen zu tun?«
    »Ach … nichts.«
    Sie sitzen am Fenster eines kleinen Restaurants auf der anderen Seite der Bonsecours Street gegenüber dem Quartier Général und trinken ihren Kaffee aus. Die Einrichtung ist für die Polizeikundschaft ein bißchen zu schnörkelig und rüschig, und Guttmann ist hier mit seinen bedrohlichen Massen auf dem spinnenbeinigen Stuhl besonders fehl am Platze.
    »Sir?« sagt Guttmann aus einem langen Schweigen heraus. »Etwas beschäftigt mich schon lange. Warum nennen die Älteren bei der Polizei uns Anfänger eigentlich ›Joans‹?«
    »Oh, das kommt von ganz früher, als die meisten bei der Polizei noch Frankos waren. Die hießen eigentlich gar nicht ›Joans‹, sondern ›jaunes‹. Mit der Zeit wurde das dann englisch ausgesprochen.«
    »Jaunes? Gelbe? Warum Gelbe?«
    »Weil die Anfänger immer halbe Kinder waren – noch nicht trocken hinter den Ohren …«
    Guttmanns Gesicht läßt erkennen, daß er nicht verstanden hat.
    »… und Gelb ist die Farbe von Babyscheiße«, erklärt ihm LaPointe.
    In Guttmanns Gesicht rührt sich immer noch nichts.
    LaPointe zuckt die Achseln. »Ich glaube ja auch nicht, daß das sehr sinnvoll ist.«
    »Nein, Sir. Nicht sehr. Eher eine von den überheblichen Anzüglichkeiten, mit denen wir Jungen uns abfinden müssen.«
    »Das wurmt Sie, was?«
    »Sicher. Ich meine … wir sind hier nicht bei der Armee. Wir müssen einem Mann hier nicht das seelische Rückgrat brechen, um ihn auf Vordermann zu bringen.«
    »Wenn Ihnen die Polizei nicht paßt, warum gehen Sie dann nicht? Sie haben doch College-Bildung.«
    Guttmann faßt den Lieutenant scharf ins Auge: »Das ist was anderes, Sir. Ich glaube, ich soll mich wohl dafür entschuldigen, daß ich ein bißchen was gelernt habe. Leider kann ich das nicht ungeschehen machen.« Die Ohren brennen ihm vor Wut.
    LaPointe reibt sich mit der flachen Hand die stoppelige Wange. »Das brauchen Sie nicht, mein Junge. Wenigstens nicht, solange Sie Maschineschreiben können. So, jetzt trinken Sie Ihren Kaffee aus, und dann gehen wir.«
    Auf dem Gehsteig läßt LaPointe Guttmann stehen, geht in das Restaurant zurück und zur Telefonzelle hinten im Raum. Fünfmal … sechsmal … siebenmal läßt er es läuten, aber

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