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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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immer Pinochle mit einsamen alten Männern.«
    »So, so.«
    »Ich habe gar nichts gegen das Spiel. Ich spiele ja selber Pinochle, Sir. Mein Großvater hat's mir beigebracht.«
    »Spielen Sie gut?«
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber kommt es Ihnen nicht ein bißchen komisch vor, daß wir um zwei Uhr früh in einem chinesischen Lokal sitzen und über Pinochle reden?«
    LaPointe muß lachen. Der Junge ist in Ordnung.
    »Mal sehen, was wir da haben«, sagt er, holt aus seiner Manteltasche die Brieftasche, die der Vet ihm gegeben hat, hervor und leert ihren Inhalt auf den Tisch.
    Ein Fetzen Papier mit zwei Mädchennamen in verschiedener Schrift, offenbar von den Mädchen selber geschrieben. Nur die Vornamen, nicht viel draus zu ersehen. Dann ein Bündelchen, so groß wie eine Gedenkbriefmarke, mit einem Dutzend verschiedener Sexpositionen – das, was ein Mann widerstrebenden und dennoch kichernden Mädchen im schönen Glauben an das Märchen zeigt, eine Frau brauche den Akt nur zu sehen und würde automatisch gleich das dringend-keuchende Bedürfnis spüren. In einem Harmonika-Täschchen stecken zwei Päckchen Präservative, wie man sie auf den Toiletten billiger Bars aus dem Automaten ziehen kann: garantiert sicher und gefühlsecht. Nur zum Schutz vor Ansteckung. Die einen mit Zacken, die anderen mit Gleitcreme. Aber kein Geld. Hat der Vet rausgenommen. Kein Führerschein. Die Brieftasche ist aus billiger Kroko-Imitation, ganz neu. Hinter einem der Plastikfenster steckt eine Karte für Notizen. Albern, aber der Tote hat sich bemüßigt gefühlt, sie auszufüllen. LaPointe schiebt die Brieftasche Guttmann hin, der die runde, infantile Druckschrift liest:
    N AME        Tony Green A NSCHRIFT        17 Mirabeau Street
T ELEFON        Apmt. 3 B
B LUTGRUPPE        scharf!!!!!!!!!!
    »Das Opfer hieß also Tony Green«, sagt Guttmann.
    »Wahrscheinlich nicht.« LaPointes Stimme hat etwas Geschäftsmäßiges, Mechanisches. »Das ist eine europäische Schrift. Sehen Sie den Querstrich durch die 7? Die Abkürzung für ›Apartment‹ ist falsch. Sieht also nach einem jungen Ausländer aus. Und der Junge sah aus wie ein Romane – wahrscheinlich Italiener. Aber kein legaler Zugang, sonst hätte Ottawa seine Fingerabdrücke. Er hat sich selber Tony Green genannt. Wenn er sich an das Schema italienischer Einwanderer gehalten hat, muß sein richtiger Name etwa Antonio Verdi gewesen sein. Verdi oder so in der Art.«
    »Sagt Ihnen der Name etwas? Kennen Sie ihn?«
    LaPointe schüttelt den Kopf: »Nein, aber ich kenne das Haus. Es ist ein heruntergekommenes Anwesen Nähe Marie-Anne und Clark. Wir werden's morgen früh überprüfen.«
    »Was hoffen Sie dort rauszukriegen?«
    »Unmöglich zu sagen. Ein Ansatzpunkt. Das ist alles, was wir in Händen haben.«
    »Das und die Tatsache, daß der junge Mann ganz scharf auf Sex war. O Gott!«
    »Wieso ›O Gott!‹«
    »Ach, das Mädchen, das ich heut nacht hab' stehenlassen müssen. Tja, ich habe ihr versprochen, wir gehen morgen vormittag aus. Kaffeetrinken auf dem Mount. Vielleicht ein, zwei Galerien abklappern. Mittagessen vielleicht. Und nun muß ich schon wieder absagen.«
    »Warum denn? Ich sehe gar keinen zwingenden Grund, daß Sie morgen mitkommen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Warum sagen Sie das, Sir?«
    »Nun … Sie wissen ja, die ganze Lernerei der Joans, diese Abguckerei von den alten Hasen, wie man's macht, bis man den Bogen raus hat – ist doch alles Kacke. So läuft der Laden ja gar nicht. Sie werden doch nie im Leben ein Streifenbulle wie ich. Sie haben 'ne Ausbildung. Sie sprechen beide Sprachen perfekt. Sie haben Ehrgeiz. Nein, das kann doch nicht Ihr Ziel sein. Sie sind ganz der Typ, der in die Public-Relations reinkommt oder der mit ›delikaten‹ Fällen betraut wird. Sie sind der Typ, der vorwärtskommen will.«
    Guttmann ist ein wenig verletzt. Niemand möchte ein ›Typ‹ sein. »Was ist daran so falsch? Ist es falsch, wenn man vorwärtskommen möchte?«
    »Nein, ich glaube nicht.« LaPointe reibt sich die Nase. »Ich sage nur, daß alles, was Sie bei mir lernen können, Ihnen nicht viel nützen wird. Sie würden nie so arbeiten wie ich. Sie würden es nicht mal wollen. Denken Sie nur mal, wie Sie die Art, wie ich mit dem Luden da umgegangen bin, auf hundert gebracht hat.«
    »Ich habe nur gesagt, daß auch er seine Rechte hat.«
    »Und die Mädchen, die er herumstößt? Wie ist es mit deren Rechten?«
    »Es gibt Gesetze, die sie

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